Dietfurt: 380-KV-Leitung löst viele Befürchtungen aus

23.10.2018, 12:00 Uhr
Dietfurt: 380-KV-Leitung löst viele Befürchtungen aus

© Christian Biersack

Zu einem sehr frühen Zeitpunkt hatten CSU Kreisvorsitzender MdB Alois Karl und Dietfurts CSU-Ortsvorsitzender Matthias Haselbauer auf Ängste und Befürchtungen im südlichen Landkreis reagiert und für Montagabend zu einer Informationsveranstaltung mit Fachleuten von TenneT in den Saal des Bräu Toni eingeladen. Der platzte schier aus allen Nähten. Denn vor zwei Wochen hat sich in der Siebentäler-Stadt die Bürgerinitiative "Aktionsbündnis gegen P53 Juratrasse" gegründet. Deren Mitglieder, kenntlich an signalfarbenen Westen mit dem Aufdruck "Für eine dezentrale Energiewende ohne überdimensionierten Netzausbau", stellten die große Mehrheit.

Doch entgegen den Ahnungen mancher, die einen "heißen Tanz" erwartet hatten, ergab sich eine überwiegend wohltuend sachliche Diskussion. Nicht zuletzt auch, weil das Mikrophon immer wieder seltsame Rückkopplungslaute produzierte und so für entspannende Lacher sorgte. Dass die Bürgerinitiative (BI) sich gleich in eine Reihe stellte mit dem Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, entsprang vermutlich einer gewissen Anfangseuphorie.

Den Fragen stellten sich der Gesamtprojektleiter Jura-Leitung, Peter Volkholz, der Chef der Öffentlichkeitsarbeit, Paul-Georg Garmer, und der Manager für Groß-Projekte, Reinhold Kliegel. Sie taten es, wie Alois Karl hervor hob, schon zu einem so frühen Zeitpunkt, um aufzunehmen, was die Menschen in den betroffenen Korridoren umtreibt. Denn entschieden sei noch gar nichts. Man stehe sozusagen bei der Planung der Planung. Der Zeitplan sieht vor, dass im Jahr 2026 erstmals Strom über die neue Trasse geschickt wird. Davor ist das Raumordnungsverfahren mit allen Unwägbarkeiten und Einspruchsmöglichkeiten zu durchlaufen. Dem schließt sich das Planfeststellungsverfahren an. Erst dann könne mit dem Bau begonnen werden. Dabei müsse die alte 220 KV-Leitung parallel in Betrieb bleiben.

Alois Karl verteidigte die Maßnahme, weil sie eben nötig sei, um alternativen Strom aus dem Norden der Republik, wo er hauptsächlich erzeugt werde, in den Süden zu bringen, wo er vorzugsweise von den hier ansässigen florierenden Unternehmen gebraucht werde. Er warb auch mit dem Argument für den Neubau, dass die alte Trasse aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts längst in vielen Teilen von der Wohnbebauung eingeholt worden sei. Jetzt biete sich die Chance, wieder größeren Abstand zu gewinnen.

Die Kernfrage, die die Mitglieder der BI bewegt, ist die nach der grundsätzlichen Notwendigkeit der Aufrüstung auf 380 Kilovolt mit all ihren Begleiterscheinungen wie multiplizierter elektromagnetischer Strahlung. Die Antwort lautete eindeutig "Ja". Denn sie diene der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts von Stromangebot und -nachfrage. Die Alternativen wären Stromausfälle oder Überlastungen. Denn die Energiewende bringe es mit sich, dass nicht vorhersehbar sei, wann wo wie viel Strom produziert wird. Man müsse gerüstet sein für die Zeit nach Kohle und Atom. Moderator Alois Karl ergänzte: Das mit einer entsprechenden Studie beauftragte renommierte Öko-Institut in Freiburg sei bei zehn durchgespielten Szenarien ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass es ohne diese 380-KV-Leitungen nicht geht.

Dem gegenüber stehen die Befürchtungen der BI vor gesundheitlichen Risiken wie Leukämie bei Kindern und der Zerstörung der Heimat durch gigantische Strommasten, wenn nur durch Höhe die elektromagnetische Strahlung auf ein halbwegs verträgliches Maß heruntergefahren werden könne. Sie befürchten eine Bremswirkung auf die Weiterentwicklung der Gemeinde, die Abwertung von Immobilien und Grundstücken und als weitere Folge die Behinderung dezentraler Gewinnung erneuerbarer Energie. Immer wieder tauchte der Vorwurf auf, die Bürger müssten die Rechnung bezahlen, den Gewinn aber andere wie TenneT und die Stromkonzerne einsacken.

Erwartungsgemäß konnten die Befürchtungen bei den meisten im Saal nicht ausgeräumt werden. Auch wenn Alois Karl versprach, sich gegen alles zu wehren, was den Menschen in seinem Wahlkreis schaden könne. Immerhin sei es ihm gelungen, den Landkreis vor der Gleichstromtrasse zu bewahren. Wie die TenneT-Vertreter betonte er, man stehe ja erst am Anfang der Diskussion. Der Netzbetreiber werde noch häufiger das Gespräch mit den Bürgen suchen. Nächste Gelegenheit ist schon am morgigen Donnerstag, 25. Oktober, in einem Info-Mobil, das von 8.30 bis 12.30 Uhr vor dem Rathaus in Dietfurt steht.

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