Ein Ja mit „aber“ für Asphaltmischanlage am Baggersee

8.6.2016, 19:30 Uhr
Ein Ja mit „aber“ für Asphaltmischanlage am Baggersee

© Hans Christian Biersack

Vor dem Beschluss hatte Gesellschafter Johann Bögl das Projekt und auch zu erwartende Lärmbelastung im Vergleich zur bestehenden Anlage auf dem Werksgelände vorgestellt. Diese sei bereits 40 Jahre alt, und passe an diesem Standort auch nicht mehr zu den Arbeitsabläufen im Werk. Mit einem Investitionsvolumen von zehn Millionen Euro sollen nun neben der Sandaufbereitungsanlage ein 40 Meter hoher Mischturm, zehn 30 Meter hohe Hochsilos sowie eine Reihe weitere bis zu neun Meter hoher Gebäude entstehen.

Anhand von Bildmontagen demonstrierte Johann Bögl, dass von Sengenthal ebenso wie von der Ölkuchenmühle und von Greißelbach aus nur der Mischturm sichtbar sein wird. Allein von der B299 aus rückt die Anlage raumgreifend ins Sichtfeld. Für die auf eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren ausgerichtete Anlage existiert bereits ein Rekultivierungsplan.

Wie die bestehende soll auch die neue Mischanlage durchschnittlich 150 000 Tonnen Asphalt pro Jahr produzieren. Direkt und indirekt hängen daran 120 Arbeitsplätze vom Anlagentechniker bis zum Straßenbauer. Das Unternehmen hofft auf einen Baubeginn im September. Die neue Anlage könnte dann im Januar 2017 in Betrieb gehen und rechtzeitig zum Saisonbeginn im März/April die Asphaltproduktion aufnehmen. Die Altanlage soll bereits mit Ende der Saison 2016 demontiert werden.

Bögl betonte die Vorteile des neuen Standorts 500 Meter weiter südlich des Sengenthaler Ortsrands für die Bürger der Gemeinde: Lärm- und Geruchsbelästigung nehmen deutlich ab. Auch der Verkehr für An- und Abtransport verlagert sich ein Stück nach Süden und bedeutet so eine Erleichterung für die neuen Sengenthaler Wohngebiete.

Die Immissionsprognose auf Basis der Maximallast – rund das Dreifache der geplanten Auslastung – geht von einer zusätzlichen Geruchsbelastung an 0,3 Prozent des Jahres oder an einem Tag in Sengenthal aus. Benzolausstoß, Geruch, Staubniederschlag und Schwebstaub liegen weit unter der Irrelevanzgrenze der TA Luft.

Auch die Lärmgrenzen von 60 db (A) tags und 55 dB (A) nachts werden an allen Messpunkten um mindestens 6 dB (A) unterschritten. Im Vergleich zur alten Mischanlage sinkt die Lärmbelastung an fast allen Orten im Gemeindebereich, einzig die Schlierfermühle muss einen Anstieg von 40,8 auf 44 dB (A) hinnehmen.

Das Wasserwirtschaftsamt hatte auf Anfrage der Gemeinde erklärt, dass die neue Asphaltmischanlage nicht im Zustrombereich des Wasserschutzgebiets Sengenthal-Schlierferhaide liegt und dieses deshalb nicht beeinträchtigt. Der Baggersee selbst werde nicht zur Trinkwassergewinnung genutzt, jedoch gelten hier hohe Schutzanforderungen. Hier prüft das Landratsamt den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen.

Mit einer Gegenstimme erklärte der Gemeinderat sein grundsätzliches Einvernehmen mit dem Vorhaben. In seiner Stellungnahme forderte er jedoch eine Reihe von Auflagen für den Betrieb, wobei hier allerdings das Landratsamt als Genehmigungsbehörde das letzte Wort hat.

Beschränkung auf 20 Uhr

Mit 8:6 Stimmen sprach sich das Gremium dafür aus, die Betriebszeiten unter der Woche von 6 bis 20 Uhr statt der geplanten 6 bis 22 Uhr zu beschränken. Dies trotz des Hinweises von Johann Bögl, dass eine bis 22 Uhr dauernde Produktion nur selten vorkomme, jedoch gelegentlich bei termingebundenen Aufträgen wie Autobahnbaustellen nötig sei.

Nur zwei Gegenstimmen gab es für Beschränkung der Asphaltaufbereitung auf die Zeit von 7 bis 18 Uhr und den Verzicht auf die Aufbereitung an Samstagen. Als im Alltagsbetrieb nicht praktikabel lehnte der Gemeinderat schließlich die ursprünglich geforderte Festsetzung der Jahresproduktionsmengen im Genehmigungsbescheid ab.

Soweit Heizöl als Brennstoff eingesetzt wird, forderte der Rat einen technischen Gefährdungsausschluss sowie eine permanente Überwachung. Hinsichtlich des alternativ vorgeschlagenen Brennstoffwechsels auf Gas wies Bögl auf die damit verbundenen technischen Probleme hin, da für einen Gasanschluss die B 299 unterquert werden müsse und aufwendige Zusatzanlagen benötigt würden. Ebenso wie beim Einsatz von Braunkohlestaub als Zusatzbrennstoff spielen auch wirtschaftliche Aspekte eine Rolle.

Die Rückbauverpflichtung der neuen Anlage wurde an die Dauer des Sandabbaus in der Schlierferhaide gekoppelt. Hierfür soll eine Bürgschaftsurkunde hinterlegt werden. Der Rückbau muss spätestens zur Inbetriebnahme der neuen erfolgen. Unterhalt und Sicherung des Radweges im Bereich der Zufahrt soll die Firma Bögl übernehmen.

Gutachten und kontinuierliche Überwachung sollen den Ausschluss einer Gefährdung von Trinkwasser und Baggersee nachweisen. Alle Immissionen sollen nicht nur in regelmäßigem Turnus, sondern bei Bedarf zusätzlich auf Anforderung der Gemeinde gemessen werden. Auch darf kein Niederschlagswasser vom Gelände der Anlage in den See geleitet werden. Auch behielt sich der Gemeinderat zusätzliche Auflagen vor, falls sich nachträglich Probleme durch den Betrieb ergeben.

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