Ein Platz für den letzten Rabbi von Neumarkt?

8.6.2018, 09:42 Uhr
Ein Platz für den letzten Rabbi von Neumarkt?

© Foto: André De Geare

Doch liegt es dann nicht in der Hand der Ausschussmitglieder, sofort über eine Benennung des Hofraums in "Dr. Magnus-Weinberg-Platz" zu entscheiden. "Der Verkehrsausschuss hat nur beratende Funktion", erklärt Stadtsprecher Franz Janka und könne eine Platz-Taufe somit nur Bauausschuss und Stadtrat empfehlen.

Keine Frage, Dr. Magnus Weinberg hat eine Reminiszenz in der Neumarkter Altstadt verdient. Der letzte Rabbi von Neumarkt, der 1942 mit seiner Frau Judith ins "Altersghetto" Theresienstadt deportiert wurde und dort am 12. Februar 1943 starb, war eine herausragende Persönlichkeit, und das nicht nur auf religiösem Gebiet. Geboren wurde er am 13. Mai 1867 im hessischen Schenklengsfeld, studiert hat er an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin sowie am dortigen Rabbinerseminar. 1893 promovierte er an der Universität Halle-Wittenberg, bevor er im Juli 1895 seine erste Rabbinatsstelle in Sulzbürg antrat, im Landl mit seiner langen jüdischen Geschichte.

Dort heiratete er Judith, die aus der bekannten Würzburger Rabbiner-Familie Bamberger stammte. In Sulzbürg kamen fünf Kinder zur Welt. Von der Familie Weinberg überlebten nur drei Kinder den Holocaust, konnten nach England und in die USA emigrieren.

Bereits in Sulzbürg betätigte sich Magnus Weinberg neben seiner Rabbinatsarbeit als Historiker und Autor. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Werke wie zum Beispiel die "Geschichte der Juden in der Oberpfalz". 1910 zog die Familie nach Neumarkt, wo sie bis 1920 in der Kastengasse und anschließend in der Synagoge in der Hafnergasse 10 wohnte.

Ein Platz für den letzten Rabbi von Neumarkt?

© Foto: NN-Archiv

Im Jahre 1923 verlegte Magnus Weinberg den Sitz des Bezirksrabbinats ebenfalls von Sulzbürg nach Neumarkt. Von hier aus betreute der Rabbi auch die Kultusgemeinden Amberg, Cham, Sulzbach und zeitweise auch Ansbach.

In Neumarkt wurde Weinberg Gründungsmitglied des Historischen Vereins. Sein großer Verdienst war neben zahlreichen Veröffentlichungen die Sichtung und Katalogisierung des ungeordneten Archivmaterials. Der Historische Verein residiert heute im Schreiberhaus – hier bestünde also ein Bezug zu dem Platz, der nach dem Rabbi benannt werden könnte.

1926 trat Weinberg von seinen Ämtern zurück. Doch fünf Jahre später wurde er zum Distriktsrabbiner für die Oberpfalz und Teile Niederbayerns nach Regensburg berufen. Zu Beginn des Jahres 1936 ging er mit 69 Jahren in den Ruhestand und zog nach Würzburg, wo er sein Hauptwerk "Memorbücher der jüdischen Gemeinden in Bayern" zu Ende schrieb. In Würzburg übernahm Weinberg, kommissarisch die Rabbinatsführung bis zu seiner Deportation nach Theresienstadt. Er selbst war zeitlebens ein überzeugter Patriot.

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