Einrichtungsideen für die gute Stube Neumarkts

18.4.2015, 06:00 Uhr
Einrichtungsideen für die gute Stube Neumarkts

© Wolfgang Fellner

Es war ein bunt gemischtes Publikum, das sich da im Saal des Mittleren Ganskellers versammelt hatte. Geschäftsleute waren gekommen, Altstadt-Bewohner, auch Alt-OB Kurt Romstöck oder Johann Pröpster vom gleichnamigen Blitzschutz-Unternehmen, andere Honoratioren mehr, dazu Roland Kittel von Aktives Neumarkt. Über 50 Interessierte.

Sie alle waren dem Aufruf des Ältestenrates gefolgt, der in den Wochen vor Ostern 150 Fragebogen in der Altstadt verteilt hatte. 15 Fragen galt es zu beantworten, 67 Bögen kamen ausgefüllt retour. Manfred Ritter, der maßgeblich zugearbeitet hatte, sagte, es wären mehr gewesen, doch die Teilnehmer wollten sich nicht auf die zugesicherte Anonymität verlassen. Sie fürchteten Repressalien durch die Stadtverwaltung, hätten sie ihm gesagt, wenn sie die Bögen ausfüllen würden.

„Wir wollen keine Großbaustelle. Nach unseren Vorstellungen muss stufenweise vorgegangen werden. Es darf kein Leerstand verursacht werden, keine Geschäftsschädigung durch fallende Miet- und Kaufpreise in der Stadt“, sagte Ritter. Eine komplett neue Pflasterung für die Altstadt, von der schon die Rede war, wolle keiner.

Stufenweise Umsetzung

Anschließend arbeitete die Versammlung den Fragebogen ab. Etliche Punkte legte sie zusammen, einen strich sie komplett. Das nun komprimierte, auf den Punkt gebrachte Forderungspaket soll als Antrag an den Stadtrat gestellt werden. Mit der Forderung nach stufenweiser Umsetzung, zu beginnen so schnell wie möglich.

Wichtigster Punkt des Pakets ist die Neuordnung des Verkehrsraumes. Die Parkplätze sollen künftig schräg angelegt werden. So verliere man zwar etwas Stellplätze, gewinne aber Platz. Der Radverkehr soll auf die Straße zurück. Wenn diese einen vernünftigen Belag habe, könnten die Radler hier fahren. Vorteil des Schrägparkens, erklärte Hermann Pfeifer: „Der Autofahrer hat 40 Prozent mehr Sicht nach hinten.“ Zum anderen werde das Einparken auf der anderen Fahrbahnseite unmöglich, was den Verkehr besser fließen lasse. Pfeifer verriet: Er habe das Tempo der Autos am Markt gemessen, es sei, obwohl am Rathaus offen sei, im Moment niedriger als vorher.

Wenn zum Zebrastreifen am Rathaus noch zwei am Oberen und Unteren Markt hinzu kämen, brauche es keine weitere Verkehrsberuhigung, dann laufe der Verkehr von selbst langsamer. Die Pflastersteine an den Regenrinnen der Häuser, ergänzte Ritter, sollten endlich ausgetauscht werden, damit Barrierefreiheit gegeben sei. Auch Pfeifer plädierte für Schrägparkplätze: Sicherer seien die; „derzeit haben wir drei Unfälle im Schnitt pro Tag am Markt“. Wenn zwei Autos ausparken und einer den anderen übersieht. Bei Schrägparkplätzen gebe es diese Gefahr nicht.

Weitere Forderungen: Die geschotterte Fläche am Unteren Markt wird gepflastert; „das hat der OB schon angekündigt, passiert ist nichts“, hieß es. Die Beleuchtung solle moderner, einheitlich, heller und stromsparender werden, sagte Ritter: „Wir haben doch unsere helle Freude an dieser Friedhofsbeleuchtung, mit unserem ewigen Licht, da besteht doch Verdunkelungsgefahr.“ Gelten soll dies für Bahnhofstraße, Marktstraße, Hallertorstraße, Klostergasse, Rosengasse und Viehmarkt.

Ebenso soll Hausbesitzern eingeräumt werden, die Eingangsstufen zu entfernen, Markisen anzubringen; gläserne Buswartehäuschen werden gefordert, damit die Bürger nicht im Regen stehen, die Stellplatzablöse soll entfallen im Altstadtbereich, damit hier auch Wohnraum nachverdichtet werden kann. Auf dem Areal des alten Feuerwehrhauses im Johannesviertel soll zudem das hier fehlende Parkhaus für dieses Viertel errichtet werden. Denn: „Neumarkt ist bekannt für seine kurzen Wege, und nur so holen wir Menschen in die Stadt.“

Parkhaus im Johannesviertel

Keine Lobby gibt es für mehr Bäume in der Innenstadt: „Wer so etwas fordert, geht vielleicht davon aus, die heutige Architektur sieht man besser nicht“, schlussfolgerte Architekt Xaver Heid. Hermann Dörfler formulierte es anders: „Wie viele Bäume müssen sie denn im Neuen Markt pflanzen? Wie grün wird es da?“

Das Paket soll im Stadtrat diskutiert werden. Roland Kittel, der viele der angesprochenen Punkte für diskutabel hält, warnte nur vor einem: „Eine Öffnung der Fußgängerzone am Rathaus wird politisch nicht durchsetzbar sein.“ Er sagte auch, warum: Viele Bürger wohnten nicht in der Altstadt, sondern um diese herum. Und diese wünschten sich beim Besuch der Altstadt eine Fußgängerzone, Cafés, die Möglichkeit zum Bummeln durch Geschäfte und zum Flanieren.

Von Flaneuren könne er aber nicht leben, grollte ein Geschäftsmann. Wenn die Kunden nicht in die Stadt fänden, dann müsste er über kurz oder lang schließen oder vor die Stadt ziehen. Da flaniere sich dann nichts mehr. Ein anderer warnte zornig: „Wenn der Obere und Untere Markt kränkelt, bekommt auch der Neue Markt ganz schnell Fieber.“

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