Ex-Fußballprofi berichtet über sein Leben als Trinker

1.12.2017, 10:23 Uhr
Ex-Fußballprofi berichtet über sein Leben als Trinker

© Foto: Helmut Sturm

In einem zweistündigen Vortrag mit anschließendem Gespräch "ließ er die Hosen runter", wie Klaus Eifler vom Evangelischen Bildungswerk feststellte. Er hatte Borowka ins ehemalige Kloster an der Kapuzinerstraße geholt. "Weil ich Menschen mag, die für etwas brennen."

Borowka schilderte seinen kometen-haften Aufstieg vom Maschinen-schlosser zum Nationalspieler. "Dreimal habe ich gegen Maradona gespielt und der hatte teuflischen Respekt vor mir."

Ein Doppelleben

Schnell kam er auf sein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker zu sprechen. "Ich konnte mir das leisten, weil ich in dem Milliardengeschäft Fußball Leistung brachte." Sein besonderer Stoffwechsel, wie er sagte, ermöglichte ihm dies. "Selbst wenn ich bis morgens um drei Uhr gesoffen habe, stand ich am kommenden Tag auf dem Platz und kein Gegenspieler hatte eine Chance gegen mich." Nicht ohne Grund galt er damals als härtester Abwehrspieler seiner Zeit. Selbst seine Drohungen zeigten Wirkung. "Wage es nicht, im Spiel die Mittellinie zu überschreiten", raunte er Klinsmann vor Spielbeginn zu und dieser hielt sich daran.

Tabletten und Spritzen

Alkoholbedingte Ausfälle Borowkas wurden vom Management erklärt: "Es gibt ein kleines gesundheitliches Problem, aber am Wochenende spielt er wieder." Mit Tabletten und den richtigen Spritzen war das möglich. Seine Brutalität aber breitete sich in seinem Leben immer weiter aus und machte selbst vor seiner Familie nicht halt, die letztendlich daran zerbrach. "In meinem Suff konnte ich das Eine vom Anderen nicht mehr unterscheiden."Als seine fußballeri-schen Erfolge nach 16 Jahren ausblieben, ließ man ihn fallen. Der "Eisenfuß", der Held, fiel ins Bodenlose, landete in der Gosse. Freunde, die ihm helfen wollten, riss er mit. In seiner direkten und kompromisslosen Art berichtete Borowka von seinem zweiten Aufstieg – aus der Gosse wieder zurück ins Leben. Damit will er Betroffenen Mut machen. "Ein Tag ohne Alkohol ist für mich heute mehr wert, als jeder noch so glänzende Titel meiner Vergangenheit."

Kampf gegen Schulden

Die vier Monate in der Suchtklinik waren hart, aber erfolgreich. Das nächste Problem stand vor der Tür. Nach Durchsicht seiner Post machte er Bilanz: Schulden in sechsstelliger Höhe. Auch diesen Kampf nahm er erfolgreich auf.

Sorgen macht sich Borowka um die Jugendlichen. "Sie rauchen zwar weniger, trinken aber mehr, schmeißen Tabletten ein, und Drogen kommen noch hinzu." Die Eltern auf den Fußballplätzen taugten auch oft nicht als Vorbild. Mit der "Uli Borowka Suchtprävention und Suchthilfe e.V." will er zeigen, dass es sich lohnt, niemals aufzugeben. "Egal, wie übermächtig der Gegner auch wirkt."

Aus der "Schmuddelecke"

Die knapp 100 Gäste des Abends zeigten sich von der schonungslosen Offenheit Borowkas beeindruckt. Organisator des Abends Klaus Eifler verabschiedete ihn als Freund. Suchtberater Ralf Fristel und seine Mitarbeiterin Franziska Großhauser hegten die Hoffnung, dass das Thema Alkoholkrankheit mit Hilfe des Vortrags etwas aus der "Schmuddelecke" herausgeholt und die Hemmschwelle zur Hilfe etwas gesenkt werden konnte. "Denn, es sind gerade die Starken, die gefährdet sind."

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