Finanzloch im Kloster Plankstetten

20.7.2018, 19:43 Uhr
Finanzloch im Kloster Plankstetten

© Foto: Michael Müller

"Da muss man jeden Tag für den Heiligen Josef eine Kerze anzünden", sagt der für Finanzen zuständige Cellerar Frater Andreas Schmidt mit einem gewissen gläubigen Fatalismus. Der Heilige Josef ist der Patron in Geldnöten. Und diesen Schutzheiligen braucht das Kloster Plankstetten im Moment wahrlich: Von 19 auf 23 Millionen Euro werden voraussichtlich die Baukosten für den zweiten Sanierungsabschnitt im Kloster ansteigen. Und im Moment ist nicht klar, woher die vier Millionen Euro kommen sollen.

Frater Andreas bestätigte Informationen aus einem Brandbrief des Berchinger Stadtkämmerers Christian Rogoza an die Stadtratsfraktionen. Der Finanzexperte berichtet, dass die Regierung der Oberpfalz weitere zwei Millionen Euro in Aussicht gestellt hat — was aber eine Aufstockung des städtischen Anteils von 650 000 Euro auf 850 000 Euro als Ko-Finanzierung der höheren Städtebauförderung notwendig machen würde. Die Kommune kommt bei dem kirchlichen Projekt ins Spiel, weil in dem Klosterkomplex Räumlichkeiten für den Kindergarten Plankstetten geplant sind.

Berching kann es sich leisten

Nach Rogozas Rundbrief haben erst einmal die Berchinger Stadtratsfraktionen intern über den kräftigen Nachschlag für das Klostervorhaben beraten. Das Thema soll zum ersten Mal öffentlich bei der Stadtratssitzung am Dienstag, 24. Juli, zur Sprache kommen. "Ich weiß, was ich zu tun habe, wahrscheinlich können wir nicht anders", sagte Bürgermeister Ludwig Eisenreich auf NN-Anfrage. Die Stadt Berching könne sich zusätzliche 200 000 Euro — verteilt auf fünf Jahre — durchaus leisten. Eisenreich: "Es ist auch Aufgabe der Gemeinden, die Klöster zu erhalten." Gleichzeitig hofft aber der Rathauschef, dass auch das Bistum Eichstätt finanziell mit einsteigt.

Baukonjunktur wirkt

"Ich hoffe sehr, dass der Stadtrat dem weiteren Zuschuss zustimmt", so Kloster-Cellerar Frater Andreas gegenüber den NN. Denn ein entsprechendes Votum sei ja die Voraussetzung dafür, dass weitere zwei Millionen Euro Städtebauförderung mobilisiert werden können. "Wir wollen gar nicht an die Folgen denken, wenn der Stadtrat das ablehnt."

Zwei Sachverhalte wirken bei der Klostersanierung preistreibend. Voraussichtlich sechs Monate wird die Baumaßnahme stillstehen, nachdem es bei Erdarbeiten zu Bewegungen auf dem Hanggelände gekommen ist. Aufwändige geologische Untersuchungen werden Informationen über den Baufortgang und mögliche Mehrkosten liefern. Außerdem ist es bei Ausschreibungen verschiedener Gewerke zu konjunkturbedingten Preisüberschreitungen von 20 Prozent gekommen. Haustechnik- und Elektroaufträge seien derzeit schlicht "nicht kalkulierbar", so Kämmerer Rogoza.

Der Berchinger Finanzminister wibt in seinem internen Aktenvermerk an die Fraktionen für ein stärkeres städtisches Engagement: Die Stadt sei wegen der "Gemeinschaftsmaßnahme" Kindergarten quasi in der Pflicht; das Auftragsvolumen habe eine enorme wirtschaftliche Auswirkung in der Gemeinde und in der Region, weil jeder investierte Euro eine um ein Vielfaches höhere Wertschöpfung auslöse; ein Aussteig der Stadt könne das Gesamtprojekt "noch komplett in Frage stellen", warnt der Stadtkämmerer.

Aber auch wenn die Stadt Berching finanziell einspringt, dann ist nach Einschätzung von Christian Rogoza das Finanzproblem noch lange nicht gelöst: Der Kämmerer weist auf die restliche Lücke von zwei Millionen Euro hin. "Wir sind in alle Richtungen bemüht, diese Finanzierungslücke zu schließen", versicherte Frater Andreas. Die Adressaten seien der Landkreis, der Bezirk, die Städtebauförderung, die Denkmalpflege und diverse Stiftungen.

Bisher zahlt der Freistaat bei zuwendungsfähigen Gesamtkosten von 6,5 Millionen rund 4,4 Millionen Euro dazu, während sich die Bundesmittel auf 2,1 Millionen Euro und der städtische Anteil — noch — auf 650 000 Euro beläuft.

Für das Kloster Plankstetten ist also ein echtes Finanzproblem zu lösen. Cellerar Frater Andreas wird da fast theologisch: "Das ist eine schwierige Situation — aber vielleicht macht es ja am Ende der Glaube."

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