Firmen lassen Alleinerziehende im Regen stehen

25.8.2016, 15:30 Uhr
Firmen lassen Alleinerziehende im Regen stehen

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Zum Bedauern von Fallmanagerin Sabine Molz vom Jobcenter hätten Vollbeschäftigung und Arbeitskräftemangel an diesen Einstellungen wenig geändert: Viele Betriebe würden lieber Mitarbeiter im Ausland anwerben, als beispielsweise Alleinerziehende in Teilzeit auszubilden.

„Gerade alleinerziehende Frauen verfügen meistens über eine ausgeprägte soziale Kompetenz. Das ist ein Potenzial für die Betriebe, das aber nicht gewürdigt wird“, sagte Sabine Molz. Das bestätigte auch die Jobcenter-Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Maria Auhuber: „Das ausgeprägte Organisationstalent Alleinerziehender ist so ein positiver Aspekt, der nicht gesehen wird.“

Mangelnde Akzeptanz

Betroffene berichten über eine mangelnde Akzeptanz in den Unternehmen. „Viele Firmen reagieren nicht einmal“, berichtete eine Alleinerziehende. „Man bekommt von den Unternehmen einfach nicht die Chance, sich vorzustellen“, sagt eine andere.

Keine besondere Motivation zumeist für Frauen, trotz der Belastung durch Kindererziehung und fehlenden Partner eine berufliche Ausbildung in Teilzeit in Angriff zu nehmen. Dennoch kann das Neumarkter Jobcenter einige Erfolge vorweisen: 24 Mütter sind unter Anleitung des Jobcenters in die Azubi-Rolle geschlüpft. Neun Frauen haben inzwischen ihre Ausbildung abgeschlossen, vier befinden sich noch in der Lehre — während elf Berufsneulinge abgebrochen haben.

Starke Motivation

Das Jobcenter musste laut Sabine Molz auch im Rahmen des Projekts „Coaching für Alleinerziehende“ den Lernprozess durchlaufen, dass diese Aspiranten für eine Berufsausbildung in Teilzeit bestimmte Bedingungen erfüllen müssen. Die Azubi mit Kind müssten eine ausgesprochen starke Motivation und psychische Stabilität mitbringen; die Organisation der Kinderbetreuung während der Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule sei der Dreh- und Angelpunkt; die Unterstützung durch Familie und Freunde habe große Bedeutung .

Nach Verhandlungen des Jobcenters mit IHK und Handwerkskammer soll es möglich sein, eine Teilzeitausbildung in jedem „dualen“ Beruf zu machen. Gleichwohl gibt es Ausbildungsverhältnisse bevorzugt im kaufmännischen Bereich, im Verkauf und bei der Bürokommunikation.

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