Flüchtlinge stellen Neumarkter Fahrschulen vor Herausforderung

9.2.2016, 15:00 Uhr
Flüchtlinge stellen Neumarkter Fahrschulen vor Herausforderung

© Foto: Holger Hollemann/dpa

Yasin (Name geändert) ist sehr ehrgeizig. Seit Monaten büffelt der 30-jährige Syrer auch mit Unterstützung von Helfern Deutsch und arbeitet Fragebögen durch, um sich auf die Prüfung vorzubereiten.

Da stehen Fragen drin, die für einen Deutsch-Anfänger durchaus eine Herausforderung bieten — etwa: Was kann dazu beitragen, Kraftstoff zu sparen und die Umweltbelastung zu verringern?

A) Durch vorausschauende Fahrweise zu einem gleichmäßigen Verkehrsfluss beitragen B) Schon beim Kauf eines Kraftfahrzeugs auf den Kraftstoffverbrauch achten C) Nach Möglichkeit öffentliche Verkehrsmittel benutzen, mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen.

Mittlerweile läuft die Führerscheinprüfung über den Computer ab und das geht aktuell nur in gängigen Sprachen wie Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch oder Englisch, wie TÜV-Sprecher Vincenzo Lucà bestätigt. Bis Oktober soll es aber auch die Möglichkeit geben, diese Prüfung am PC auf Arabisch zu absolvieren.

In diesem Fall will Yasin, der einen Lkw-Führerschein machen möchte, noch auf den Oktober warten. Will er die Praxis schaffen, muss er sich bis dahin schon respektable Deutschkenntnisse erarbeitet haben, denn wie Manfred Schreiner auf Nachfrage sagt, wird es in der eigentlichen Fahrprüfung keine Fremdsprache oder Übersetzung geben. „Jeder wird gleich behandelt und hat die gleichen Bedingungen“, so der Vorsitzende des Kreisverbands der Neumarkter Fahrlehrer. Und die Verkehrszeichen müsse der Fahrer in jedem Fall lesen können.

Durch die Hintertür

Aktuell ist es so, dass Flüchtlinge, die mit einem gültigen Führerschein hierherkommen, sechs Monate lang in Deutschland fahren dürften. Danach erlischt die Lizenz und eine Prüfung ist fällig.

Manfred Schreiner will gleiche Bedingungen für alle.

Manfred Schreiner will gleiche Bedingungen für alle. © Hauke Höpcke

„Dieses Limit hat man auch deshalb gesetzt, weil sich viele Deutsche, die nach mehreren Trunkenheitsfahrten keinen Schein mehr hatten, quasi über die Hintertür den Schein zurückgeholt haben“, berichtet Schreiner. So hätten Betroffene noch vor ein paar Jahren eine Führerscheinprüfung etwa in Tschechien absolvieren können und dann wieder unbefristet mit nach Deutschland gebracht, „als wäre nichts gewesen.“

Andere Verkehrssituation

Zurück zu den Flüchtlingen: Wenn sie bereits einen Führerschein aus ihrer Heimat besitzen, würde es rein rechtlich gesehen genügen, wenn sie sich zur Theorie- und Praxisprüfung anmelden. Das sei jedoch nicht ratsam, so Schreiner. „Ich sag’ das mal ganz wertfrei: Die Verkehrssituation und die Fahrweisen aus diesen Ländern unterscheiden sich stark von den unsrigen“.

In den meisten nicht-westlichen Staaten sind die Anforderungen zum Erwerb der Fahrerlaubnis wesentlich niedriger als hierzulande. Deutschland gelte weltweit gesehen als sehr streng in Sachen Führerscheinprüfung. „Aber wir haben auch gute Unfallstatistiken“, sagt Schreiner.

Bislang könne Schreiner noch keine verstärkte Nachfrage von Menschen mit Migrationshintergrund feststellen. Auch bei der Führerscheinstelle im Landratsamt Neumarkt, bei der angemeldet werden muss, ist es noch sehr ruhig.

Weiter büffeln

„Oft scheitert es daran, dass die erforderlichen Papiere nicht da sind“, sagt Klaus Werner von der Führerscheinstelle. Und die Idendität des Antragsteller muss zweifelsfrei geklärt sein. Oft genug, aber fehle es an finanziellen Mitteln. Immerhin kann man für eine Fahrerlaubnis einschließlich der Prüfgebühren mit 2500 Euro rechnen.

Yasin wird bis Oktober noch weiter büffeln. Und bis dahin weiß er auch die Antwort auf die Frage, wie sich Kraftstoff sparen lässt: Korrekterweise müsste er alle drei Vorschläge ankreuzen.