Freystadt: Martinis Werk wird wieder aufgeführt

9.5.2018, 10:15 Uhr
Freystadt: Martinis Werk wird wieder aufgeführt

© Benjamin Panknin

In dieser Widmung schreibt Martini: "Ich wage es jedoch, Eure Hoheit, Eminentissime, noch inständigst darum zu bitten, dieses Werk . . . auch nach der Rückkehr in Eure Länder zu fördern."

Dieser Freiherr von Dalberg war eine recht schillernde Persönlichkeit, 1800 Bischof zu Konstanz, 1802 Erzbischof zu Mainz, und als 1803 der Erzbischofsstuhl von Mainz auf die Domkirche von Regensburg übertragen wurde, Bischof von Regensburg. 1806 verlieh ihm Napoleon den Titel "Fürstprimas von Deutschland" und den Vorsitz des Rheinbundes.

Dalberg erfüllte den inständigen Wunsch Martinis allerdings nicht. Das tat im Jahre 2002 das Hugo Distler Ensemble unter Kurt Weikert im Rahmen eines Martini-Festivals des Katholischen Kreisbildungswerkes Neumarkt in der Freystädter Wallfahrtskirche. Da es kein wirklich spielbares Aufführungsmaterial der Messe gab, musste dieses erst angefertigt werden. Die Vorlagen stammen aus der Bibliotheque Nationale in Paris.

2014 erfolgte eine weitere Aufführung in Freystadt, Nürnberg und Gößweinstein durch den Festivalchor Musica Franconia unter Wolfgang Riedelbauch im Rahmen der 27. Internationalen Festtage Alter Musik.

Die relativ groß instrumentierte Messe Solemnelle – zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, zwei Hörner, zwei Trompeten, Pauken und Streicher – bot Martini als Festmesse zur Vermählung von Napoleon Bonaparte mit Marie-Louise von Habsburg im Jahr 1810 an. Der Kaiser zog allerdings eine Komposition von Cherubini vor, vermutlich weil sie im Stil einfacher – und: kürzer – war. Das Werk bewegt sich vom Spätstil Haydns bis zu den Anfängen der französischen Romantik. Dabei besticht die Komposition durch die äußerst geschickt angelegten Kontraste zwischen repräsentativ, zuweilen geradezu plakativ-prächtigen Chorsätzen (man spürt den Chef der französischen Militärmusik, Martini) und kammermusikalisch intimen Arien und Soloensembles mit reduzierter Orchesterbesetzung (hier wird man oft an Mozart, teilweise sogar an Schubert erinnert).

Äußerst interessant sind: "Et incarnatus est", geradezu hochromantisch, für Soloquartett und Holzbläser mit Hörnern, die hier nicht mehr als schmetternde Jagdhörner, sondern als "Cor Francais" mit weichem Klang eingesetzt sind, und: "O Salutaris Hostia", ein a-capella Chorsatz, nur von einem die Bassstimme verdoppelnden Kontrabass gestützt, nach der Wandlung, der schon die Motetten Anton Bruckners erahnen lässt.

Prächtiger Satz

Den Schluss der Messe, also nach dem "Agnus Dei", bildet ein prächtiger Satz für alle Mitwirkenden: "Domine Salvum fac imperatorem Napoleonem". Der unter verschiedenen Regimes lebende – und auch leidende – Komponist lässt allerdings auch die Version "Domine salvum fac regem . . ." oder ". . . principem . . ." zu.

Bei festlichen, staatstragenden Messen in Frankreich war damals dieser Schluss-Satz zum Heil des jeweiligen Potentaten durchaus üblich. Sehr bekannt ist die Huldigung Kaiser Napoleons III am Ende der Cäcilienmesse von Charles Gounod.

Man möge den Mitwirkenden also verzeihen: Sie sind nicht unbedingt Verehrer des großen Korsen, und unsere Regierenden (z. B. Salvum fac presidenten Söderonem), wollte man auch nicht hochleben lassen.

Diese Mitwirkenden sind: Gabriele Weidinger (Sopran), Renate Kaschmieder (Alt), Matthias Kreißelmeier (Tenor) und Dariusz Siedlik (Bariton) sowie das Hugo Distler Ensemble und das Ansbacher Kammerorchester unter der Leitung von Kurt Weikert.

Karten gibt es bei der Stadt Freystadt, Tel. (0 91 79) 94 90-12.

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