Friedensbotschaften über den Wunden des Weltkriegs

13.10.2015, 14:12 Uhr
Friedensbotschaften über den Wunden des Weltkriegs

© Hubert Bösl

Denn dieser ist auch 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beileibe keine Selbstverständlichkeit in Europa. Während in der Ostukraine die Menschen frieren, teilweise ohne Strom oder Gas in zerschossenen Wohnblöcken hausen müssen und froh sind, dass zumindest ein brüchiger Waffenstillstand zwischen den Regierungstruppen und den von Russland unterstützen Separatisten herrscht, standen Vertreter Moskaus und Kiews gemeinsam vor dem Neumarkter Ehrenmal.

5049 Tote aus vielen Ländern Europas sind am Föhrenweg zur letzten Ruhe gebettet. Sie starben nicht alle in Neumarkt: In den 50er Jahren hatte die bayerische Staatsregierung beschlossen, die Gräberstätte in Neumarkt zu einer Sammelanlage auszubauen. 1966 wurden ausländische Opfer des zweiten Weltkriegs umgebettet, die zuvor in über 300 bayerischen Gemeinden zumeist in Feldgräbern oder provisorischen Grabanlagen bestattet worden waren.

Die Toten stammen überwiegend aus Russland, Ukraine, Polen, dem früheren Jugoslawien und Rumänien, aber auch der damaligen Tschechoslowakei und aus Ungarn.

Vor Vertretern dieser Länder erinnerte Bürgermeister Albert Löhner daran, dass hinter jedem Opfer ein menschliches Schicksal stehe. „Die zahl der Toten, Verletzten und Vertriebenen des Zweiten Weltkriegs ist in ihrer Größe nicht zu begreifen.“

Neumarkt sagt nein

„Give Peace a Chance“ - Rainer Hortolani, Integrationsbeauftragter des Neumarkter Stadtrats, erinnerte an den Aufforderung, die der Popsänger John Lennon 1969 an die Welt sandte. Er fand ein großes Echo, doch friedlicher ist die Welt nicht geworden. Er schlug einen Bogen zu den Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland. „Menschen, die vor Krieg, Terror und Gewalt fliehen, werden zu Aggressoren gemacht“, so Hortolani und versicherte: „Die Stadt Neumarkt sagt nein zu Ausgrenzung, Fremdenhass und Intoleranz.“

Dies taten auch die Schüler des Ostendorfer Gymnasiums. Die teilnehmer des Ethik-Kurses verlasen Friedensbotschaften und legten anschließend Rosen zur Ehre der Toten vor dem Mahnmal ab. „Seit 70 Jahren gibt es in Deutschland keinen krieg mehr. Wir müssen alles dafür tun, dass es so bleibt“, war eine der stärksten Botschaften.

Ein gemeinsamer Gottesdienst beschloss die Gedenkveranstaltung. Katholische, evangelische und orthodoxe Christen sprachen gemeinsam das Vaterunser über den mehr als 5000 Gräbern.

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