Frischer Wind für Neumarkter Maikundgebung

1.5.2016, 17:08 Uhr
Frischer Wind für Neumarkter Maikundgebung

© Foto: Eduard Weigert

Doch auch wenn es ordentlich über Bühne und Tische pustete – über mangelnden Zuspruch brauchte man sich nicht beklagen. „Zeit für mehr Solidarität“ lautete das Motto der DGB-Maikundgebung. Und so wurde von verschiedenen Seiten betont, wo sich überall die Verdienste und Errungenschaften der Gewerkschaften niederschlagen – und wo Handlungsbedarf besteht.

Kernig auf den Punkt bringt die Forderungen der Gewerkschaften jene Rednerin, die in großen Lettern auf dem Flugblatt angekündigt wird: Olga Redda. Die Geschäftsführerin der IG Metall schafft es, ohne zu poltern eine kämpferische Rede zu halten.

Der Begriff Solidarität gerate aktuell ins Wanken, sagt sie. Dabei habe man schon viel geleistet. Etwa den Mindestlohn durchgesetzt, und die Wirtschaft sei nicht wie von manchen befürchtet zusammengebrochen. Nun müsse man sich um andere Baustellen kümmern. Die Rente etwa. Laut einer akutellen Umfrage haben drei Viertel der jungen Menschen Angst davor, dass sie im Alter nicht von der Rente leben können. „Ein Thema mit Angst und Schrecken“, so Redda. „Wo wollen wir da hin? Raus aus dem Berufsleben, rein in die Altersarmut?“ Hier brauche es mehr Sicherheit.

Weiter prangerte sie die Werksverträge an, mit denen sich zunehmend Firmen dauerhaft aus dem Tarifverträgen schleichen. Sie erwähnt die längst noch nicht erfolgte Gleichstellung von Mann und Frau und bringt namentlich das Beispiel eines bekannten Herstellers von Sandalen, die zum Inbegriff einer Öko-Szene geworden sind. „Dort haben Frauen lange Zeit für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer bekommen. Das Arbeitsgericht sah dies bestätigt und ordnete eine Nachzahlung an.“

Wer bestimmt eigentlich?

Die unaufhaltsame Digitalisierung verurteilte sie nicht generell: „Es ist richtig, wenn der Mensch dem Computer sagt, welche Arbeit er übernehmen soll — aber es darf nicht umgekehrt sein.“ Vom Arbeitnehmer dürfe zudem keine Dauererreichbarkeit verlangt werden, sagte sie und kritisierte Unternehmen, in deren Büros bereits Mitarbeiter mit Kameras auf Schritt und Tritt überwacht werden.

Auch wenn der Neumarkter DGB-Vorsitzende Michael Meyer sich kämpferisch zeigte, weil im Landkreis Neumarkt trotz der guten Beschäftigungszahlen und der Erträge für den Arbeitnehmer zu wenig übrig bleibe, herrschte doch über weite Strecken Einigkeit bei den Rednern, zu denen Landrat Willibald Gailler ebenso gehörte wie OB Thomas Thumann. Solidarität mit Flüchtlingen und der Widerstand gegen das Freihandelsabkommen TTIP wurde wiederholt bekräftigt.

Für musikalische Unterhaltung sorgte das Duo „Tin Can Rumors“, nachdem die umgepusteten Mikrophonständer wieder aufgerichtet waren.

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