Fünf Jahre lang: Frau prellt Versicherungen um 100.000 Euro

4.5.2016, 14:05 Uhr

So ein Prozess ist selten zu erleben: Erst schmorte ein Oberpfälzer Rechtsanwalt fast sechs Monate in U-Haft, weil er bekannten Rechtsschutzversicherungen wie der "DAS", "Roland" oder dem "ADAC" gefälschte Rechnungen vorgelegt haben soll - gespickt mit Positionen, die es nicht einmal gibt. Und obwohl die dortigen Sachbearbeiter juristisch firm sind, ging dieser Schmu immerhin fünf Jahre lang gut.

Doch im August 2015 erwies sich vor der 18. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth die Unschuld des Rechtsanwaltes: Er erklärte, dass sich seine Mitarbeiterin jahrelang um Überweisungen und Kontoauszüge gekümmert habe. Der Jurist selbst hatte sogar Briefbögen und Überweisungen blanko unterschrieben. Tatsächlich wurde mit Hilfe eines IT-Forensikers geklärt, was in der Kanzlei genau vorgefallen war, auf welchem Computer  die gefälschten Kostenanforderungen erstellt worden sind. Und so verdichteten sich im vergangenen Jahr die Verdachtsmomente gegen die Bürovorsteherin.

Frau bediente sich auch bei der Schwester des Chefs

So folgte nun der nächste Prozess vor der 3. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth, und nun musste sich Rechtsanwaltsangestellte verantworten, 22 Jahre lang war sie unter anderem für die Buchhaltung der Kanzlei  zuständig.

Auch die 43-jährige Angestellte saß bereits sechs Monate in U-Haft. Als der Prozess gegen sie Anfang April begann, beteuerte sie ihre Unschuld und bestritt die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft.

Doch nun hat sie ein volles Geständnis abgelegt: Sie betrog zwischen 2010 und 2015 nicht nur Rechtsschutzversicherungen, sondern hob auch vom Rentenkonto der Schwester ihres Chefs 1780 Euro ab. Auch einen Mandanten ihres Chefs, der Anwalt trat als dessen Betreuer auf, brachte sie um 2481,35 Euro. Der Gesamtschaden beträgt fast 110.000 Euro.

Die Kanzlei als ihr "Lebenswerk"

Bereits im ersten Prozess gegen ihren "entmachteten" Chef war deutlich geworden, dass die Frau versuchte, die Kanzlei über Wasser zu halten, um ihren eigenen Job zu retten: Als sie sah, dass ihr Chef übermäßig viel Bier trank, die Kanzlei verwahrloste, die Mandanten ausblieben und er immer wieder auf dem Sofa in der Kanzlei seinen Rausch ausschlief, nahm sie die Zügel in die Hand, um den laufenden Kanzleibetrieb aufrechtzuerhalten.

Ihr Motiv? Auch sie, so beteuerten Zeugen, habe die Kanzlei als ihr "Lebenswerk" betrachtet. Schon während des ersten Prozesses gegen den Rechtsanwalt ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen die Angestellte.