Gemütlicher Plausch im Dorfladen

3.8.2014, 06:00 Uhr
Gemütlicher Plausch im Dorfladen

© Foto: Magdalena Kayser

Als erster Dorfladen in Bayern wurde das Geschäft im Herzen Utzenhofens eröffnet. Von Anfang an war Christa Forster mit dabei, inzwischen die Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, die den Laden trägt. Sie selbst steht abwechselnd mit vier weiteren Frauen im Laden, kassiert, bedient und bestellt Nachschub.

Die fünf Frauen, die die Organisation schmeißen, „haben alle einen kleinen Betrieb daheim“, sagt Forster: „Wir sind alle Hausfrauen.“ Tipps zum Bestellen, zur Preisgestaltung, zum Sortiment haben sie sich von den Lieferanten und vom Steuerberater geholt – und ansonsten einfach ausprobiert. Am Anfang haben wir öfter gehört: „Euch Frauen geben wir keine fünf Jahre mit eurem Laden“, erinnert sich Christa Forster. Heuer wird der 20. Geburtstag des Projekts gefeiert, und die Ladenglocke klingelt in schöner Regelmäßigkeit.

„Ich kaufe oft hier ein, und wenn mir beim Backen das Backpulver ausgeht, bin ich sehr froh, dass ich das hier im Ort kriege“, sagt Christine Hiereth, die gerade an der Kasse steht und bezahlt. Freilich kaufe sie auch anderswo ein, aber für Geburtstagspartys oder andere Feste ordere sie Brot und Fleisch gern im Dorfladen. Ihre Kinder holen sich, wenn sie im Dorf unterwegs sind, ein Eis oder ein Getränk; die Rechnung, aufgespießt neben der Kasse, begleicht dann die Mama, wenn sie wieder vorbeikommt.

Keine Reichtümer

Reichtümer hat mit einem Dorfladen in diesen Zeiten keiner angehäuft. Auch Christa Forster seufzt: „Es bleibt ein Kampf.“ Viele der Kunden seien betagte Leute; wenn einer nicht mehr kommt, werde das spürbar. Ein kleines Plus sollte bleiben — das klappte 2013, im Jahr davor war eine größere Reparatur fällig, das habe für rote Zahlen gesorgt. Rund 80 Anteilszeichner sind im Moment bei der Genossenschaft dabei.

Viele schätzen den besonderen Service, den das Laden-Team bietet: Persönliche Wünsche werden erfüllt. „Wir haben fast nur Stammkunden, und hier kennt eh jeder jeden“, sagt Forster. Für eine Frau, die nicht mehr mobil ist, kauft sie in Neumarkt die Strumpfhosen ein. Und man trifft sich im Laden, plaudert, tauscht Meinungen und Neuigkeiten aus, sagt Rosi Scharl. Schulhefte das ganz Jahr über, Brathering oder Alleskleber, Gebäckmischung oder Klopapier — alles ist da.

Auch in Hohenfels legt man Wert auf das breit gefächerte Sortiment, sagt Reiner Hirschmann von der Geschäftsleitung der Marktgemeinde: „Wenn einer wegen braunen Schnürsenkeln nach Parsberg fahren muss, kauft der sein Mehl dann nicht bei uns“, das ist ihm klar. Seit gut einem Jahr ist dort in der ehemaligen Kommunbrauerei ein Dorfladen eingerichtet — ein voller Erfolg, meint Hirschmann. Und braune Schnürsenkel gibt es tatsächlich zu kaufen.

Für ältere Bürger

Gut angenommen werde auch das Café, man könne jetzt draußen frühstücken; das Gastronomie-Angebot wolle man noch ausweiten. „Es ist ein Kommunikationsmittelpunkt.“ Gerade die älteren Bürger, die nicht mehr selber mit dem Auto mobil sind, seien dafür dankbar. Über 230 Gesellschafter sind in Hohenfels dabei.

Das Angebot entwickle sich ständig, sagt Hirschmann, so gebe es seit kurzem Topf- und Schnittblumen, die sehr gut gehen, und ganz neu sind selbst angebaute Früchte und Gemüse aus dem Ort. Beschäftigte des Truppenübungsplatzes machen auf dem Weg beim Laden Station, dann gebe es auch Leute, die bewusst im Laden kaufen, um ihn zu unterstützen.

Ebenfalls seit einem Jahr gibt es den Dorfladen in Deusmauer, der bisher auch „sehr gut läuft“, so Geschäftsführerin Antje Huber. Die Frühstücksecke und die Sitzplätze draußen seien begehrt. Die meisten Kunden seien schon aus dem Dorf oder den Nachbarorten, aber durch die Lage an der Straße kämen auch immer wieder Radfahrer oder Brotzeiter zufällig vorbei.

Auch Huber ist mit dem Sortiment immer am Ausprobieren; regionale Produkte, wie der Kaffee aus einer Parsberger Rösterei, werden viel gekauft, auch die Nudeln und die Bio-Eier von regionalen Produzenten. In Richtung Bio und regional wolle sie das Angebot noch erweitern. Werbung sei ganz wichtig, hat Huber erlebt: Sie lässt Zettel verteilen, und diese Erinnerung an den Laden zeige Wirkung.

Auch Antje Huber sieht, dass der Laden ein wichtiger Treffpunkt ist: „Vorher gab es hier nur die Kirche und den Friedhof, jetzt kann man hier bei einem Kaffee plaudern“, sagt sie.

Einen Tisch für eine Kaffeerunde würde Angela Finke auch gern im Sulzbürger Dorfladen aufstellen, aber „bei uns ist jeder Quadratzentimeter ausgereizt“, bedauert sie. Trotzdem sei natürlich auch der Laden in Sulzbürg ein Treffpunkt, ab dem Herbst wird es Tee aus einem türkischen Samowar geben.

Nach Kundenwunsch

Das Sortiment wird auch hier nach den Wünschen der Kunden verändert; Bio-Gemüse und -Kartoffeln aus dem Landl gibt es, eine Palette an türkischen Lebensmitteln, und von Zahnseide bis Wurst und Käse fast alles, was man so braucht. „Es gibt Leute, die fast ihren kompletten Bedarf hier im Laden decken“, sagt Finke. Seit 13 Jahren gibt es den Laden nun, es gehe ziemlich gut; bald werde der 300 000. Kunde erwartet.

Die Kindergartenkinder kaufen hier selber ein, um dann gemeinsam ein Frühstück herzurichten, und immer am Donnerstag strömen besonders viele Kunden in den Laden: Da gibt es die frischen Lieferungen und warme Leberkässemmeln.

Nicht draufzahlen

Wichtig ist: Nicht draufzahlen, findet auch Berta Feihl, die den Laden in Oberwiesenacker betreibt. Ein großer Gewinn springe nicht heraus, aber die Nahversorgung sei schon wichtig, meint die Inhaberin.

Für den Sengenthaler Dorfladen hat es, wie berichtet, nicht gereicht: Nach knapp sechs Jahren ist nun Schluss — Neumarkt mit seinen vielen Geschäften, hieß es, sei einfach zu nah.

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