Gertrud Pauly überrascht mit Gedichten und anderen Schätzen

13.2.2016, 07:29 Uhr
Gertrud Pauly überrascht mit Gedichten und anderen Schätzen

© F.: wof

Ein bisschen schütteln und reimen, das kann jeder, wird gerne gedacht. Ist aber nicht so. Tiefgang, mit der Seele malen, das ist nicht allen beschieden, die in die Tasten hauen. Mit Sicherheit nicht in die Tasten gehauen sind die Gedichte und anderen Schätze von Gertrud Pauly, die sie in ihrem neuesten Band versammelt. Da ist Seele drin.

Ob Schüttelreime, Kleines Ich oder Verse, es geht Gertrud Pauly um die subjektive Ausgesetztheit des Individuums. Was geschieht, was passiert, was bewegt, das sind die Themen, die sie berühren. Nicht die große Politik, nicht die Weltenläufe, und wenn, dann nur in ihrer Auswirkung auf das persönliche, direkte Umfeld.

So reimt und schüttelt sie auch in „Mit der Seele malen“. Der Jahreslauf hat es ihr angetan, es geht klingend hinüber in den Sommer. Bewegende Verse, leicht dahingeworfen, erzeugen Gefühle. Das ist Gefühl, das mitnimmt. Nicht anders das Kleine Ich: Ein alter ego, nicht böse rebellierend, aber den Finger hebend. Das Korrektiv im bürgerlichen, wohlgeordnetem Leben, das auch mal quer denkt. Der Ausbruch aus dem Normativen. Das wider den Stachel löckt, ganz vorsichtig, aber immerhin.

In aufwühlenden Zeiten ein Stück Entschleunigung, das zum Nachdenken anregt, zum Hinterfragen auffordert. Gern auch einmal schräg, in Schüttelreimen, die es in sich haben. Und eine Frage, die bleibt: Was sind Belutten? Soviel sei verraten — es reimt sich auf Nutten. Das ist aber auch das Höchste an Frivolität, bitte schön.

Gertrud Pauly, „Mit der Seele malen“, Frankfurter Literaturverlag, Frankfurt am Main 2015, 63 Seiten, 9,80 Euro.

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