Golf spielen "wie im Paradies"

14.8.2017, 15:30 Uhr
Golf spielen

Beim Qualitätsmanagement "Golf & Natur" des Deutschen Golfverbands war der Golfclub bereits von der ersten Stunde an dabei, informiert Architekt Johannes Berschneider, der sich als Platz-, Gebäude- und Naturschutzwart seit 25 Jahren durchgängig um diese Aufgabe kümmert, mit einem "gewissen Respekt vor der Landschaft", wie er sagt.

Mit Anpflanzungen zwischen den einzelnen Bahnen und an den Rändern – bereits vor 25 Jahren wurden hier etliche Bäume gesetzt – wurden eher noch mehr Räumlichkeiten geschaffen, und dabei dennoch genügend Platz für Roughs behalten.

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Auch Biotope, die von den Mitgliedern keinesfalls betreten werden dürfen, und Streuobstwiesen finden sich auf dem weitläufigen Gelände. Für die notwendige Entbuschung auf den Randflächen sorgen die rund 50 Heidschnucken, die vor zwölf Jahren eigens für diesen Zweck angeschafft wurden.

Eine "bemerkenswerte" Fauna und Flora sei dadurch entstanden, findet Berschneider, "wie im Paradies". Füchse und Rehe besuchten den Platz, ein Milan-Pärchen komme alle Jahre wieder aus Afrika zurück. Der Milan ist mittlerweile zum Wahrzeichen des Clubs geworden.

Auf dem Gelände finden sich zahlreiche Arten, die auf der Roten Liste geführt werden. Natur- und Landschaftspfleger Georg Knipfer hat sie dokumentiert. Erst vor zwei Jahren wurde nachdokumentiert, mit dem Ergebnis: Neue Arten sind dazugekommen.

"Geschätzter Mehrwert"

Anfangs habe er "darum kämpfen müssen", erinnert sich Berschneider, doch mittlerweile sei gerade das erfolgreiche Engagement für Natur und Umwelt ein "geschätzter Mehrwert", den der Golfclub Lauterhofen zu bieten habe.

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Nach der anfänglichen Skepsis habe er daher heute vollen Rückhalt für die Maßnahmen, die vom Landschaftspflegeverband begleitet werden, allen voran von Werner Thumann und Ralf Bundesmann.

So berät der Landschaftspflegeverband beispielsweise bei der Neupflanzung von Obstbäumen alter Sorten, beim Einsatz der Heidschnucken, Mähen und Schneiden der Wiesen und Sträucher.

Den vollständigen Überblick über sämtliche Pflanzen und Bäume hat Head Greenkeeper Christian Kosack, dem die Pflege der Greens anvertraut ist. Auch hier greift der Umweltschutzgedanke: Momentan werden noch Pflanzenschutzmittel verwendet, doch soll der Einsatz nach und nach minimiert und schließlich komplett darauf verzichtet werden.

Auch für Vögel setzt sich der Club – inzwischen Mitglied im Landesverband für Vogelschutz – ein: Zahlreiche Nistkästen wurden auf dem Platz aufgestellt und sind je nach Lage von diversen Vogelarten bewohnt.

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© Jutta Riedel

Zwar sei es schwieriger, einen Ball zu suchen, der abseits in die Wiesen geflogen ist, gibt Berschneider zu, doch im Gegenzug werde man belohnt durch die "tollen Gerüche" der Pflanzen. Zählte früher nur der sportliche Aspekt, erfreuen sich die Spieler nun auch an dem erholsamen Naturerlebnis.

Mit den Schräglagen und engen Bahnen sei der Golfplatz zwar schwieriger zu spielen als andere, "aber eben auch viel interessanter". Unter vielen Golfern gelte der Platz, der ständig wechselnde Ansichten bietet, auch deshalb als "Geheimtipp der Region".

Aufgewertet wird der Platz auch durch die diversen kleinen Bauten für den höheren Komfort, wie Schutzhütten und Toilettenhäuschen. Zweckbauten eigentlich, "aber die üblichen geben halt nix her", sagt Berschneider.

So setzt der Architekt immer wieder seine Fachkenntnis ein und versucht, bei gleichem Budget "etwas Besonderes" zu bieten. Das ist gelungen, betrachtet man die kleinen Architekturen, die eigentlich für sich schon Kunstwerke sind.

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Fast schon als Aushängeschilder lassen sich die alternativen Toilettenhäuschen bezeichnen. Sie sind ausschließlich aus Materialien aus nächster Nähe und in Eigenleistung gebaut worden und sind mittlerweile mit Architekturpreisen ausgezeichnet.

So ist der Golfplatz in Lauterhofen auch Anziehungspunkt für Architekturkreise, auch Studenten von Hochschulen für Architektur informieren sich vor Ort über die verwendeten Techniken und lassen sich inspirieren.

Musik aus dem Kessel

"Nagelneu" ist das Wasserhäuschen aus verrosteten Stahlelementen mit Lichtdecke in variierenden Stimmungen, das direkt vor einem der beiden Frischwasserweiher platziert ist. Als Schmankerl wurde hier in einem alten Kessel der Gansbrauerei ein Abspielgerät installiert, das per Bewegungsmelder die ganze Palette Fauna zu Gehör bringt, die es auf dem Platz gibt.

Auch ein Energiekonzept hat der Golfclub entwickelt, das auf 100 Prozent regenerative Energien hinausläuft, sowohl aus dem grünen Gedanken als auch aus energiepolitischen Gründen heraus.

Nach und nach soll das Konzept umgesetzt werden, nächstes Projekt ist ein energieautarkes Mannschaftshaus mit Photovoltaik-Anlage für die Greenkeeper.

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