Grapscherei in Disco: 56-Jähriger schämte sich sehr

2.2.2018, 09:25 Uhr

Er verbarg sein Gesicht hinter den Händen, als Staatsanwalt Robin Pyka die Anklage verlas. Am frühen Morgen des 25. Juni 2017 soll er einer jungen Frau in einer Disco in Dietfurt mit beiden Händen ans Gesäß gefasst haben.

Daran könne er sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, sagte er. Er sei so voll gewesen, dass ihn seine Freunde nach Hause tragen mussten. Aber wenn etwas derartiges geschehen sei, dann tue es ihm aufrichtig leid.

Das Gericht tat sich etwas schwer mit der Wahrheitsfindung, und Richter Rainer Würth machte auch keinen Hehl aus seinem Ärger über die etwas schlampige Vorarbeit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth.

Einspruch hatte Erfolg

Die hatte zu einem Strafbefehl über 60 Tagessätze zu je 30 Euro geführt. Dagegen hatte der Mann über seinen Anwalt Matthias Meister Einspruch erhoben. Dass dieser Erfolg haben würde, machte Rainer Würth schon von Anfang an klar. Am Ende wurde das Verfahren gegen eine Geldauflage von 100 Euro an die Staatskasse eingestellt.

Das lag vielleicht auch daran, dass beide Belastungszeugen es vorgezogen hatten, nicht zu erscheinen. Das Opfer des möglichen sexuellen Übergriffs konnte der Richter telefonisch erreichen. Die junge Frau war überzeugt, die Verhandlung sei erst einen Tag später. Aber da hätte sie auch nicht gekonnt, sie stehe nämlich kurz vor der Entbindung. Und im Übrigen habe sie kein großes Interesse an einer weiteren Strafverfolgung, andere Dinge stünden jetzt bei ihr verständlicherweise im Vordergrund.

So blieb die Personalchefin der Diskothek als einzige Zeugin übrig. Sie erinnerte sich, dass der 56-Jährige stundenlang mit seinen Freunden gefeiert und gebechert habe. Bei der Schilderung seines Zustands wäre er am liebsten im Boden versunken. "Er war knallvoll und ist selig, mit ausgebreiteten Armen, über die Tanzfläche getorkelt." Dass er dabei die junge Frau, die ja zuvor mit ihm gefeiert hatte, angefasst habe, könnte sein, aber kaum aus übler Absicht. Denn der 56-Jährige sei an diesem Abend jenseits von Gut und Böse gewesen.

Nach kurzer Rücksprache mit seinem Anwalt nahm der Angeklagte das Angebot des Gerichts an. "Hamms an Hunderter dabei?", fragte Rainer Würth. Und als der 56-Jährige nickte, riet er ihm: "Zahlen’s das gleich bei der Kasse ein, die Protokollistin zeigt Ihnen den Weg. Aber net an den Hintern fassen."


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