Hans Bradl: Der Mann, der Postbauer und Heng vereinte

2.9.2016, 09:00 Uhr
Hans Bradl: Der Mann, der Postbauer und Heng vereinte

© Foto: Etzold

Im Jahr 1971 war Bradl mit 29 Jahren der jüngste Bürgermeister der Oberpfalz; als er 37 Jahre später das Amt seinem Nachfolger Horst Kratzer überließ, war er der Dienstälteste. Hans Bradl entstammt der Landwirtschaft: Er selbst führte das elterliche Anwesen und war von 1972 bis 1992 Geschäftsführer des Maschinen- und Betriebshilferings Neumarkt. Als Vorsitzender des Abwasserzweckverbandes der Gemeinden Heng und Postbauer begann er dann 1968 seine kommunalpolitische Tätigkeit.

Bereits damals wurde der Grundstein gelegt für den freiwilligen Zusammenschluss der beiden Gemeinden im Jahre 1971. Als seine wichtigste Aufgabe sah es der neue, gemeinsame Bürgermeister an, Postbauer und Heng auch baulich zusammenzuführen und auf der grünen Wiese einen neuen Ortskern, das Centrum, zu schaffen: mit Rathaus, Schule, Kindergarten, den beiden Kirchen, Banken, Arztpraxen und vielen Geschäften. „An einem zentralen Punkt all diese Einrichtungen wohnortnah für alle Bürger zu errichten, war sicherlich eine wichtige Voraussetzung für das Zusammenwachsen der Orte“, sagte Hans Bradl vor zehn Jahren im NN- Gespräch.

Einwohnerzahl verdoppelt

1975 kam dann Pavelsbach dazu, wichtig auch für die Ausweisung von Gewerbegebieten. Die Zahl der Arbeitsplätze in Postbauer-Heng stieg unter Bradls Ägide von 300 auf über 2500, die Einwohnerzahl hat sich in diesem Zeitraum von 3500 auf 7400 mehr als verdoppelt. In seiner Amtszeit wurden rund 88 Millionen Euro in der Gemeinde investiert. Und seit fast elf Jahren darf sich Postbauer-Heng sogar Marktgemeinde nennen: Bayerns Innenminister Günther Beckstein überreichte im September 2005, es war ein sonniger Samstag Nachmittag, die ganze Gemeinde war im Centrum versammelt, Hans Bradl die Ernennungsurkunde.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Bradl bereits angekündigt, bei den Kommunalwahlen im April 2008 seinen Bürgermeisterstuhl zu räumen, obwohl er noch drei Jahre länger im Amt hätte bleiben dürfen.

Vielfältig engagiert

Sein politisches Engagement ging aber weit über die Gemeinde hinaus. Von 1972 bis 2014 war Bradl Mitglied des Kreistages, von 1984 bis 1996 war er Sprecher der CSU-Fraktion. Von 1996 bis 2005 hatte er das Amt des CSU-Kreisvorsitzenden inne.

Schon ab 1974 saß Hans Bradl auch im Bezirkstag der Oberpfalz. Von 1982 bis 1992 war er der CSU-Fraktionssprecher im Bezirkstag und zugleich auch Fraktionssprecher im Verband der sieben bayerischen Bezirke. Von 1992 bis 1999 fungierte er als Bezirkstagspräsident der Oberpfalz. Auch hier setzte er einen Meilenstein mit dem Bau des Kurmittelhauses Sybillenbad im Landkreis Tirschenreuth, wo er auch häufig privat zu Gast in der Heilwasser-Badelandschaft war.

Doch auch nach seiner beeindruckenden politischen Laufbahn setzte sich Hans Bradl keineswegs zur Ruhe: Seit 2009 war er als Heimatpfleger tätig, ein Amt, das ihm sehr am Herzen lag. Vor allem wollte der Ehrenbürger der Marktgemeinde die dörfliche Kultur seiner Heimat bewahren. So trieb Bradl schon zu Zeiten als Gemeindeoberhaupt etwa die Umgestaltung des Fleischmichlhauses zum Pavelsbacher Dorfmuseum und die des Deutschordensschlosses von Postbauer-Heng zum Kulturzentrum voran.

Leben für die Politik

Für seine Verdienste um Postbauer-Heng wurde dem passionierten Jäger, der auch Vorsitzender des Jagdschutzvereins Neumarkt war, an seinem 70. Geburtstag der Goldkegelpreis des Marktes verliehen. „Ein Leben für die Politik und für die Bürger“, attestierte Bürgermeister Horst Kratzer damals seinem Parteifreund und Amtsvorgänger. Das Vereinsleben, das Ehrenamt, die Tradition, aber auch die Moderne in Postbauer-Heng trügen seine Handschrift.

Das Requiem ist am Montag um 14 Uhr in der Kirche St. Elisabeth in Postbauer-Heng, danach ist die Beisetzung auf dem Friedhof in Heng.

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