Hasch-Handel in Parsberger Drogenklinik platzte

23.6.2015, 06:16 Uhr
Hasch-Handel in Parsberger Drogenklinik platzte

© dpa

Angemessen, weil eigentlich nichts passiert und die Existenz des zum Kauf angebotenen Rauschgifts nicht gesichert ist. Und weil Würth nicht ausschließen konnte, dass der Angeklagte in seiner Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt möglicherweise im Eifer etwas über das Ziel hinaus geschossen ist.

In der Drogenklinik Parsberg, wo der junge Mann einen Teil einer über dreijährigen Haftstrafe absaß, hatte er einem anderen Insassen ein Kilogramm Haschisch zum Kauf angeboten. Der ging aber darauf gar nicht ein, sondern informierte postwendend die Polizei.

Das wunderte niemand unter den Insidern, denn der Mann war als Zuträger der Polizei in den entsprechenden Kreisen bekannt. „Er hatte dort keine Freunde, um es mal vorsichtig auszudrücken“, sagte sein Bewährungshelfer.

Zunächst war dem Angeklagten auch das Vortäuschen einer Straftat zum Vorwurf gemacht worden, weil er das Foto eines Tellers mit angeblich selbst hergestelltem Crystal-Speed gepostet hatte. Das sei nur ein Scherz gewesen, sagte er vor Gericht, und das habe er auch deutlich gemacht. Die Anzeige kam auch aus der Drogenklinik. Deshalb schlug Richter Würth vor, dieses Verfahren einzustellen. Staatsanwältin Lena Gottlieb stimmte zu.

Chrystal-Speed importiert

Freilich, der Angeklagte hat schon eine Menge auf dem Kerbholz. Im Bundeszentralregister finden sich zehn Einträge. Fünf davon sind Diebstahlsdelikte unterschiedlicher Qualität und dann als letzter die unerlaubte Einfuhr und der Handel mit CrystalSpeed in nicht unerheblicher Menge. Das hatte ihn ins Bezirkskrankenhaus gebracht.

Dort habe das schnelle Geld gelockt, sagte der Bewährungshelfer. „Einige meiner Burschen haben damit 8000 Euro im Monat, die ganz Cleveren bis zu 50 000 Euro verdient.“ Dafür müsse ein Industriemeister lange arbeiten.

Sein Klient sei aber kein typischer Drogenabhängiger. Er habe gekifft und auch gelegentlich Speed konsumiert, sei aber nicht in die Abhängigkeit gerutscht. So habe er den Aufenthalt in Parsberg auch weniger als Therapie, denn als Freiheitsentzug empfunden. Er habe daraus gelernt. Seit April ist er wieder auf freiem Fuß.

Ohne näher darauf einzugehen, ließ Richter Würth anklingen, dass sich der Angeklagte, als er mit dem Speed erwischt wurde durch „Kooperation“ ein gewisses Wohlwollen der Kriminalpolizei und der Justiz erworben habe. Gleichzeitig hat er sich im Drogenmilieu viele Feinde gemacht. Dort werde er als Verräter betrachtet.

Dennoch wollte ihn die Staatsanwältin nicht zu billig davon kommen lassen. Die Vorbelastungen seien zu heftig. Sie plädierte auf eine Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten, die allerdings auf vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden könnten. Denn die Sozialprognose sei positiv. Als „deutliche Erinnerung“ schlug sie eine Geldstrafe in Höhe von 2000 Euro vor.

Davon, dass sein Mandant künftig die Finger von Drogen lässt, ist der Bewährungshelfer überzeugt. Er kennt den jungen Mann schon seit mehreren Jahren und freut sich, dass er noch im Bezirkskrankenhaus in Parsberg die bereits 2011 gefassten Absicht umgesetzt habe, den Meisterbrief zu erwerben.

Es sieht gut aus, dass er den im Juli erhält. Einen entsprechenden Job habe er bereits, der ihm Spaß mache und in dem er auch gut sei. „Er ist gereift, braucht Anerkennung und Erfolge, dann habe ich keinen Zweifel daran, dass er auf einem guten Weg ist“, gab sich der Bewährungshelfer zuversichtlich.

Das griff auch Anwältin Nicole Massey auf, die um eine milde Strafe für ihren Mandanten bat. Nach kurzer Beratung fanden auch Richter Würth und die beiden Schöffen, dass der 24-Jährige eine Chance verdient habe. Acht Monate auf drei Jahre Bewährung lautete das Urteil. Dazu eine Geldauflage von 1000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung.

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