Helfer bauen Netz für Flüchtlinge in der Region

28.6.2015, 06:00 Uhr
Helfer bauen Netz für Flüchtlinge in der Region

© Martin Herbaty

Wolfgang Minet, Initiator der Flüchtlingshilfe, schilderte die rasante Entwicklung der vergangenen zwei Jahre: Die Zahl der Unterkünfte im Landkreis ist von einer auf 52 gewachsen. Mittlerweile leben hier rund 700 Asylbewerber. Hauptproblem ist für Minet, dass die Betroffenen durch lange Bearbeitungszeiten der Anträge und fehlende Arbeitserlaubnis im Extremfall bis zu zwei Jahre lang zur Untätigkeit verurteilt sind. Auch gebe es aufgrund mangelnder Kapazitäten zu wenige offizielle Integrationsangebote. Selbst die ehrenamtlichen Angebote im Bürgerhaus oder durch die Flüchtlingshilfe reichten bei Weitem nicht aus.

Deshalb hat sich die Initiative auf die Suche nach weiteren Helfern gemacht. „Was Sie mitbringen müssen, ist wie bei jeder ehrenamtlichen Tätigkeit: „Zeit“, entkräftete Minet Befürchtungen, dass besondere Fachkenntnisse nötig seien. Auch sei die Flüchtlingshilfe bewusst nicht als Verein mit Mitgliedsbeiträgen und Verpflichtungen organisiert, sondern als loser Zusammenschluss. Helfer seien über die Ehrenamtsversicherung des Freistaats automatisch abgesichert.

„Es überrennt uns alle“, fasste Magdalena Scholz die Situation zusammen. Die Mitarbeiterin der Diakonie Neumarkt/Nürnberger Land betreibt seit eineinhalb Jahren mit einer Kollegin aufsuchende Asylsozialarbeit. Neben der Erstberatung über Rechte und Pflichten, unterstützt sie die Flüchtlinge bei der Kommunikation mit Ämtern, Ärzten und Schulen. Zu ihren Aufgaben gehören zudem Konfliktmanagement und Krisenintervention. Freiwillige würden sie entlasten und Freiräume für schwerwiegendere Probleme schaffen.

Eine Drehscheibe

Susanne Sippl von „Chancen statt Grenzen“ stellte die Online-Plattform des Vereins vor, der sich Hilfe für sozial Benachteiligte auf die Fahnen geschrieben hat. Die Website verzeichnet Sachspenden wie Fahrräder, Kleidung oder Möbel, stellt den Kontakt zu Flüchtlingen her, die etwas benötigen und veröffentlicht Gesuche. Sie bot an, die Plattform auch für Dienstleistungen und andere Hilfsangebote zu erweitern. So soll die Website zur Informationsdrehscheibe werden.

Im Landkreis ist der Anteil an Kindern unter den Flüchtlingen relativ hoch. Besonderen Betreuungsbedarf haben die unbegleiteten Minderjährigen. Zehn Jugendliche leben bereits seit einiger Zeit im Haus St. Marien. Weitere 20 sind am Mittwoch in Neumarkt eingetroffen und wurden im alten Delphi-Gelände untergebracht. Hier sucht das Jugendamt bereits jetzt dringend Helfer.

Die Mitwirkungsmöglichkeiten sind vielfältig: Sie reichen von – wie es eine Helferin formulierte – „einfach ein bisschen Deutschland erklären“ über Deutschkurse in den Unterkünften bis zur Einzelfallhilfe. Wichtig gerade für Flüchtlinge, die in kleinen Orten untergebracht sind, sind Fahrdienste für Behörden- und Arzttermine. Hausaufgabenbetreuung ist ein großes Thema – aktuell besteht in der Bräugassenschule erheblicher Bedarf. Interessenten können sich dafür bei der Freiwilligenagentur Neumarkt melden.

Florian Bestle stellte das von ihm als Kontakt- und Integrationsangebot mit initiierte „Café der Kulturen“ im G 6 vor. Für die alle zwei Wochen jeweils dienstags von 17 bis 19 Uhr stattfindende Veranstaltung sucht er ebenfalls noch Mitstreiter. Vor der Sommerpause findet das Café der Kulturen noch am 30. Juni und 14. Juli statt. Weitere Helfer werden benötigt, um das Angebot der Stadt zu begleiten, dass Flüchtlingskinder einmal im Monat ins Wölpi dürfen. Als Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen nannte Magdalena Scholz den Flüchtlingsgottesdienst in der Christuskirche am Sonntag oder das Minigolf- und Tischtennisturnier am 7. Juli im LGS-Park.

Mehr Infos unter

www.netz-asyl.de und

www.chancenstattgrenzen.org

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