"Herzwerker" werben für soziale Berufe

16.11.2018, 16:52 Uhr

© Foto: Franz Xaver Meyer

Die Berufswahl steht in dieser Altersstufe allmählich an. "Das Theater ist gleichsam eine szenische Berufsberatung", sagte Schulleiterin Sabine Söllner-Gsell, die zur Premiere besonders Volker Brand, den Referatsleiter im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Michael Höhenberger, den Amtschef des Sozialministeriums, sowie Helmut Himmler als Stellvertreter des Landrats willkommen hieß.

Ziel des Projekts "Herzwerker" ist es natürlich, für soziale Berufe, besonders den des Altenpflegers, die Werbetrommel zu rühren, da es ja auf diesem Sektor jetzt und in der Zukunft Nachwuchsmangel gibt. Soziale Berufe sind ja immer noch vorwiegend Frauenberufe, die Knabenrealschule birgt also ein Reservoir. Die Marke "Herzwerker" weckt positive Assoziationen. Theaterpädagoge Jean-Francois Drozak tourt schon seit etlichen Jahren durch ganz Bayern und studiert im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit und Pflege mit den Heranwachsenden ein Theaterstück rund um soziale Berufe ein.

Zuerst kam ein Casting, es gab nämlich an der Knabenrealschule mehr Bewerber als notwendige Akteure. Marco Dröschler, Jonas Zinke, Kilian Hunner, Pius Linkert, Kevin Grauer, Julian Miertschink, Noah Kraus und Quirin Lukas wurden schließlich ausgewählt. Alle bewiesen Mut und waren engagiert dabei. Nur dreieinhalb Tage hatten sie Zeit, um zusammen mit der professionellen Begleitung von Jean-Francois Drozak acht Szenen einzustudieren. Für das reale Leben sorgten der Altenpflege-Azubi Markus Forster, die Sozialpädagogin und Erzieherin Stephanie Ballink und der Heilerziehungspfleger Albert Deß.

Mit ihnen führte Drozak Kurzinterviews zur Ausbildung und zur Einstellung zu ihren Berufen. Die Jugendlichen, die das Drehbuch nach Gesprächen mit den Fachkräften selbst übernommen hatten, zeigten blitzlichtartig zum Beispiel eine Szene aus einer Pflegetagesstätte, in der Senioren betreut werden, oder den Alltag in einem Kindergarten. Dort tut sich ein Bub schwer, eine Schere zu halten, und wird deshalb gehänselt. Eine andere Geschichte zeigt, wie in einer Jugendhilfeeinrichtung Heranwachsende einer Wohngruppe einfach ausbüxen und sich betrinken. Wieder in einer anderen Szene erhält der unbegleitete 17-jährige syrische Flüchtling Omer Betreuung und darf schließlich einen alten Herrn bei der Gartenarbeit unterstützen.

Wie im Brennglas

Die große Palette von Herausforderungen in sozialen Berufen erscheint verdichtet wie in einem Brennglas. Die Bühne ist karg, acht zerbeulte Metalltonnen werden bei Mini-Umbauten schnell von den Laienschauspielern neu arrangiert, die mit Pantomimen Gegenstände ersetzen. Regisseur Drozak berichtet aus seinem eigenen Leben: Wäre er nicht aufgrund seiner an Schizophrenie schwer erkrankten Mutter in einer Jugendhilfeeinrichtung gewesen, stünde er nicht hier. Soziale Berufe sind sinnstiftend, fordern den ganzen Menschen und bringen viel Dankbarkeit zurück, berichteten die Herzwerker Stephanie Ballink, Marco Forster und Albert Deß übereinstimmend und ermunterten damit die Jugendlichen, auch in ihre Fußstapfen zu treten.

Das Projekt "Herzwerker" zeitigt Erfolge. Seit dem Jahr 2011 ist die Zahl der Auszubildenden in der Altenpflege um 34 Prozent gestiegen. Rund 25 000 Schüler aus ganz Bayern haben die Aufführungen gesehen.

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