Hochklassige Reise ins Pferdeland

NEUMARKT - Ist das jetzt noch Show oder schon die Abreise? Hans Luber aus Pollanten steuert den großen Pferde-Lkw mit dem gelben Anhänger mit unbewegter Miene vor dem vielköpfigen Publikum der Pferde- und Fohlenschau in die Arena, dreht eine Runde und stoppt das Lastwagengespann am Ausgang. Und jetzt? Zwei Helfer öffnen die Heckklappe des geschlossenen Hängers – und über die steile Rampe hopsen vier Haflinger-Hengste, hinter sich eine kompakte Sportkutsche mit Claus Luber auf dem Bock.

(Platzhalter)) Die Menge tobt, als Luber und das Haflinger-Quartett im Galopp ihre erste Runde drehen. „In 50 Jahren habe ich sowas noch nicht gesehen.“ Da ist selbst Hans Eberwein baff, Neumarkts Hippologe Nummer 1 und unermüdlicher Moderator der Schau. Allerdings kennt er das Spiel: „Der Claus hat jedes Jahr einen Gag parat“, ahnte Eberwein vorher.

Ben Hur und Aachen

Doch für diesen Gag — ein kompletter Viererzug im Transporter — hatten Claus Luber und seine Vierbeiner keinen Vorlauf. „Um ehrlich zu sein: Das haben wir nicht geübt.“ Aber alles halb so wild für die erfahrenen Event-Pferde, alle um die 15 Jahre alt: „Die sind jedes Jahr 20 000 Kilometer mit dem Lkw unterwegs, die sind das gewöhnt.“ Claus Luber ist mit seinen Haflingern bei allen möglichen turbulenten Veranstaltungen im Programm. Musical Ben Hur, Schwaiganger, Oktoberfest, Eröffnungsfeier beim Weltfest der Pferde in Aachen vor 50 000 Zuschauern: Diese Pferde bringt so schnell nichts aus der Ruhe.

Doch der Laie staunt, wie man Mensch, Wagen und Rösser in dem Anhänger überhaupt unterbringt. Claus Luber: „Ja, das ist schon eng, die Pferde stehen im Zigzag.“ Drei Luber-Generationen sind an diesem Volksfestmontag wieder die Stars. Beim ersten Auftritt lässt Claus Luber von einer jungen Reiterin die „gerittene Fahrschule“ vorführen: Die Amazone hat nicht nur die Zügel ihres Vierbeiners, sondern auch die Leinen zweier angehender Fahrpferde vor sich in der Hand. Schrecksekunde ohne Folgen: Die beiden Haflinger kommen aus, galoppieren eine halbe Runde um den Platz und lassen sich schnell beruhigen.

Und der stolze Senior Hans Luber (70) führt Regie, als Sohn Claus und die Enkel Johannes und Dominik eine herrliche „Koppel“ von sechs selbstgezogenenen Kaltblut-Stuten präsentieren. Dabei sind die Tiere am Zaumzeug miteinander verbunden, damit sie schön in einer Linie gehen können. Und das Sextett ist toll herausgebracht, mit einem aufgebürsteten Rautenmuster auf der Kruppe und Rosen im Schweif.

Heimatminister Markus Söder als Ehrengast ist das Milieu nicht fremd. „Ich bin Pferdefan geworden — durch Heirat.“ Frau und Tochter reiten. Und dass letztere kürzlich Bayerische Vizemeisterin in der Pony-Dressur geworden ist, verschweigt der Minister ganz bescheiden. Der hatte zuvor mit Staatssekretär Albert Füracker, OB Thomas Thumann und Volksfestreferent Richard Graf Einzug gehalten — stilecht in der sechsspännigen Postkutsche des Museums für Kommunikation und zu den Klängen der Jagdbläser „Hubertus“. Was folgte, war eine hochklassige Pferdeschau, die Hans Eberwein profund und kurzweilig kommentierte. Tausende von Zuschauern sahen, was kürzlich das Aachener Publikum zu Gesicht bekam: Marco Zweigs römischen Quadriga-Wagen mit vier properen Friesen im Gespann. Und so ging es Schlag auf Schlag weiter: Das Defilee führten die imposanten Brauereigespanne von Lammsbräu, Winkler und Gans an.

Immer possierlich sind die leistungsbereiten Ponys aus dem Stall von Petra Kumeth. Unter die Shetland-Ponys vor der Kutsche hatte sich ein Langohr, der siebenjährige Esel-
Wallach Rudi, geschmuggelt. Rustikale Atmosphäre des letzten Jahrhunderts lieferten landwirtschaftliche Gespanne aus dem Knoblauchsland, alle gezogen von Süddeutschem Kalt-
blut, Norikern oder Pecheron-Pferden.

Drehfreudiges Quarterhorse

Dass sich Kaltblüter auch wunderbar reiten lassen, zeigten Loistl (7) und Hansi (5) mit ihren Reiterinnen. Der amtierende Reining-Europameister Rudi Kronsteiner aus Freystadt hatte einen sechsjährigen Quarterhorse-Hengst geschickt, der unter seiner Reiterin mit blitzschnellen Drehungen auf der Hinterhand das Publikum begeisterte.

Anke Wiedmann vom Reitstall Dillberg präsentierte mit einer hochdekorierten Zuchtstute bei Fuß ein tolles Hengstfohlen vom Spitzenvererber Diamond Hit.

Das Spektrum der Reiterei reichte von den Akteuren des Freizeitreiterclubs Unterbuchfeld bis zu den Neumarkter Kreismeistern im Springsport. Der Berchinger Gestütschef Franz Breindl persönlich fungierte als Parcoursbauer für Alena Mühlbauer (Desperado), Carolina Mätzke (Calido), Jill Hocker (Aventus), Sabrina Pfaendner (Gloria) und Daniel Schmidmeier (Santropez).