Hoteliers hadern mit Online-Portalen

2.8.2014, 11:30 Uhr
Hoteliers hadern mit Online-Portalen

„Man muss dabei sein“, meint Franz Dietmayr vom gleichnamigen Hotelgasthof in Neumarkt. Rund 30 Prozent seiner 25-Zimmer-Kapazität füllt der Hotelier über die drei Portale, bei denen er registriert ist. Dietmayr steht aber auch dazu, dass sich Stammgäste nicht im Netz um die Betten balgen müssen: Nur einen kleineren Teil der Zimmer gibt der Gastronom für die Vermarktung im Internet frei, zu Messezeiten praktisch nichts, in schwachen Wochen mehr. Dietmayr: „Bevor die Zimmer leerstehen, zahle ich lieber 15 Prozent Provision.“

Den Betreibern der Portale wird es sehr gefallen: Der Hotelgasthof Dietmayr nimmt den gleichen Preis fürs Zimmer — egal ob es im Netz oder direkt an der Rezeption gebucht wird. Franz Dietmayr: „Sonst werde ich unglaubwürdig.“

Das sieht sein Kollege Roland Schelhorn vom Neumarkter Altstadt-Hotel Stern anders: Diese sogenannte „Ratenparität“ — die Pflicht zum Festpreis auf allen Vertriebskanälen — bezeichnet er als „nicht lauter“: Inzwischen sei es auch durch die Rechtssprechung gedeckt, dass jedes Unternehmen selbst entscheiden könne, wem es seine Leistungen zu welchem Preis anbieten will. Folglich honoriert das Hotel Stern auch, wenn der Gast vorbei an den Internetportalen direkt sein Zimmer bucht. Schelhorn: „Diese Direktbuchungen gibt es zum günstigsten Preis.“

Für den Hotelier sind die Praktiken der Netzvermittler ausdrücklich ein Ärgernis: Die Vermittlungskosten von 15 bis 20 Prozent würden den Beherbergungsbetrieben angelastet. „Das ist immerhin ein Fünftel des Umsatzes, ohne dass die Portale recht viel dafür tun, das Risiko tragen wir Hoteliers“, erklärt Roland Schelhorn.

Eigene Netzwerke

Der Stern-Wirt verweist auch auf verbreitete Praktiken von Gasthäusern und Hotels, untereinander Gäste zu vermitteln oder sich zu weitverzweigten Netzwerken zusammenzuschließen — um die hohen Provisionen und die Marktmacht der etablierten Portale zu umgehen. So hat sich Schelhorns Haus beispielsweise der Hotelkooperation „Gut-Hotels-Gruppe“ angeschlossen, in der sich rund 100 Häuser mit einem eigenen Buchungssystem die Bälle und die Umsätze zuspielen. Schelhorn: „Das ist wesentlich preiswerter.“

Obwohl der Hotel-Gasthof Wittmann (Neumarkt) rund 15 Prozent seiner Buchungen über das Netz bekommt, ist Norbert Wittmann nicht gut auf die Internet-Vermittler zu sprechen: „Das ist ein risikoloses Geschäft, den Hotels wird alle Verantwortung auferlegt, das ist keine faire Sache.“ Der Ärger Wittmanns ist steigerungsfähig: Eine „Frechheit“ sei es, wenn Portal-Außendienstmitarbeiter Firmen abklapperten und ihnen Rabatte dafür anböten, wenn sie ihre Hotelbuchungen künftig nur noch über die Internet-Vermittlung abwickeln würden.

Eine „bodenlose Frechheit“ ist in Wittmanns Augen folgende Geschäftspraktik: Die Portale bieten für ein bestimmtes Zimmerkontingent eine praktisch hundertprozentige Reservierungszusage an und kassieren dafür sagenhafte 50 Prozent Provision. Wittmann: „Auf diese Sache lasse ich mich nicht ein.“ Andererseits verfügten die Portale über eine starke Marktmacht. Hotels, die auf Geschäftsreisende angewiesen seien, könnten auf die Portale kaum verzichten. Aber es geht trotzdem ohne: Der Berggasthof Sammüller in Schafhof verzichtet ganz auf die digitale Vermittlung. Die 16 Zimmer sind ohnehin zu über 90 Prozent ausgelastet. Bei Sammüller heißt es: „Provisionen zahlen wir nicht, da sind wir eigen.“

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