Im Revier des Kleinabendseglers im Reichswald bei Pyrbaum

16.4.2017, 19:36 Uhr
Im Revier des Kleinabendseglers im Reichswald bei Pyrbaum

© Bernd Engel

Der Staatsforst bei Pyrbaum ist Fledermaus-Land: So viele Arten und Exemplare wie hier finden sich im restlichen Landkreis nicht. Derjenige, der das sagt, kennt sich aus: Es ist Bernd Engel, der sich seit 2010 der Tiere hier annimmt; mit seiner Frau Hanna und Bernd Schwappach aus Seligenporten hat er bislang 104 Fledermauskästen, die sie ausgebracht haben, betreut.

Bei einer Zählung im vergangenen Jahr kamen sie auf 204 Tiere. Weil er sieben weitere Fledermausreviere im Kreis unter seinen Fittichen hat, kann er die Lage gut beurteilen.

Das kann auch Fledermaus-Spezialist Georg Knipfer, der Bernd Engel in seinem Urteil recht gibt. Und weil der Pyrbaumer Forst in diesem Bereich, wo die 104 Fledermauskästen hängen, zum europäischen Schutzgebiet Dennenloher Weiher mit Moosgraben gehört und zugleich Vogelschutzgebiet, also besonders schützenswert ist, haben die Staatsforsten und die Forstverwaltung noch einen drauf gelegt: Vor Beginn der Rückkehr der Fledermäuse aus den Winterquartieren sind weitere 300 Fledermauskästen an die Bäume gehängt worden, berichten Michael Schafferhans von den Staatsforsten und Doris Nowak vom Forstamt.

Vor allem Fransenfledermaus und Kleinabendsegler sind hier zuhause, sagt Bernd Engel, aber auch noch andere Arten wie die Wasserfledermaus oder das Braune Langohr. Fledermäuse leben gerne in Gruppen von 30 bis 40 Tieren.

Zuhause streitig gemacht

Und das Leben einer Fledermaus ist nicht einfach. Denn es gibt zahlreiche stärkere Konkurrenten, die ihr Baumhöhlen oder eben auch die vom Menschen aufgehängten Nistkästen streitig machen: Das sind Vögel, aber auch Hornissen. Drängen die sich in dieselbe Höhle, müssen die Flattermänner umziehen.

Im Revier des Kleinabendseglers im Reichswald bei Pyrbaum

© Foto: Wolfgang Fellner

Deshalb, sagt Engel, braucht es für eine Fledermauspopulation von 200 Tieren auch diese 100 Kästen, die bisher hängen. Da die Gruppen mehrmals pro Saison die Unterkunft wechseln, müssen angrenzend neue Quartiere vorhanden sein. Sind es viele Höhlen, können sich die Fledermäuse gut vermehren und die Population wächst – wenn auch nur langsam. Ein Fledermausweibchen bekommt ein Junges pro Jahr, sagt Georg Knipfer, und wenn die Witterung widrig ist, überleben oft nur wenige. Wett machen das die Fledermäuse durch ein längeres Leben.

Die Fledermauskästen, und das machen alle Beteiligten beim Pressetermin mitten im erwachenden Forst deutlich, sind eigentlich nur eine Übergangslösung. Denn eigentlich siedeln die Fledermauskolonien in alten Spechthöhlen, in Baumhöhlen, in Totholz. Doch die gibt es so im Wald 2017 nicht mehr oder nur sehr wenig. Denn wird der Forst bewirtschaftet, hat Totholz keinen Platz.

Das soll, sagt Michael Schafferhans, nun anders werden. Derzeit werden diese auch Biotop-Bäume genannten Exemplare im Staatsforst bei Pyrbaum kartiert – damit sie künftig stehen bleiben. Ziel: Irgendwann braucht es keine Nistkästen mehr für Fledermäuse, weil diese genügend Höhlen finden.

Bestand drastisch gesunken

Der heutige Fledermausbestand, sagt Georg Knipfer, ist licht. Den Bestand vor gut 100 Jahren gegengerechnet, sind es heute vielleicht noch 20 Prozent. In frostfreien Winterquartieren wie der König-Otto-Tropfsteinhöhle bei Velburg finden sich heute winters noch fünf Tiere – 5000 hätten Platz.

Denn nicht nur der geschleckte Forst reduziert den Bestand, die Fledermäuse finden auch viel weniger zu fressen als früher. In Mais-Monokulturen leben kaum Insekten, von denen die Tiere leben; da geht es ihnen nicht besser wie den Vögeln, die aus demselben Grund immer weniger werden.

In den nächsten Wochen flattern Fransenfledermaus, Kleinabendsegler oder Braunes Langohr wieder an, aus den Winterquartieren kommend. Künstliche Höhlen im Überfluss warten auf sie. Anfang bis Mitte Juni kommen die Jungen auf die Welt.

Wie sich das neue Wohnraumangebot im Fledermaus-Land auf den Bestand auswirkt oder ob es sich schon ausgewirkt hat, darüber wollen alle Beteiligten im Herbst sprechen.

Keine Kommentare