Immer mehr Pöbel-Patienten in Parsberg und Neumarkt

30.1.2019, 06:22 Uhr
Immer mehr Pöbel-Patienten in Parsberg und Neumarkt

© Foto: Daniel Karmann/dpa

Die alarmierenden Berichte über zunehmende Gewalt gegen Klinik-Mitarbeiter werden auch an den hiesigen Häusern mit Interesse verfolgt. 2018 gab es am Nürnberger Klinikum 380 Fälle von verbalen und tätlichen Angriffen auf das Pflegepersonal, von Vandalismus und Diebstählen. In Erlangen mussten Sicherheitsleute im letzten Jahr 95 mal zu Hilfe kommen. Am dortigen Universitätsklinikum habe sich nicht die Quantität, sondern die Qualität von Beleidigungen, Bedrohungen oder körperlicher Gewalt gesteigert, heißt es.

Auch wenn Oliver Schwindl, Pressesprecher am Neumarkter Klinikum, keine Fallzahlen vorweisen kann, räumt er ein: "Auch an den beiden Klinikstandorten in Neumarkt und Parsberg lässt sich eine zunehmende Gewaltbereitschaft von Patienten und Angehörigen nicht verleugnen." Dabei handle es sich in der Regel um verbale Konfrontationen, körperliche Übergriffe seien eher selten. "Die Leute fangen an zu pöbeln oder werden rabiat, etwa wenn sie in der Notaufnahme mal länger warten müssen", sagt Schwindl nach Rücksprache mit der Pflegedienstleitung. Häufig seien dabei Alkohol oder Drogen im Spiel, auch psychische oder Demenz-Erkrankungen sind manchmal der Auslöser, wenn Patienten ausfällig werden.

Training zur Deeskalation

Eine etwaige Anzeige erstattet in solchen Fällen nicht das Klinikum, "das muss der einzelne betroffene Mitarbeiter machen", sagt Schwindl. Damit es bei Konflikten nicht zum Äußersten kommt, bietet das Klinikum dem Personal des Notfallzentrums schon seit Jahren Deeskalationstrainings an. Für heuer sind diese Schulungen erstmals auch für die anderen Stationen geplant.

Über den Einsatz eines Sicherheitsdienstes wie in Nürnberg oder Erlangen habe man in Neumarkt bisher nicht nachgedacht, sagt Schwindl. Ein klinikeigener Schlüsseldienst organisiert täglich Kontrollgänge im Haus. "Das sorgt dann auch für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl", so der Pressesprecher. Und wenn die Situation doch eskaliert, dann sei ja die Neumarkter Polizeiinspektion nicht weit, die innerhalb weniger Minuten Beamte zur Unterstützung des Pflegepersonals entsenden kann.

Das war in der Vergangenheit schon ab und zu nötig, wie Beispiele aus dem Polizeibericht zeigen. So hatte ein Mann mit einem Messer in der Hand im Klinikum Neumarkt für Aufregung gesorgt. Er wurde von Polizeibeamten in Gewahrsam genommen. Bei der Durchsuchung wurde das Küchenmesser mit einer Klingenlänge von 16 Zentimetern sichergestellt. Zu einer konkreten Bedrohung kam es nicht. Laut Polizeibericht erschien der 29-Jährige äußerst verwirrt und instabil und wurde schließlich in das Bezirkskrankenhaus Regensburg gebracht.

In Erinnerung blieb auch ein 65-Jähriger, der nachts im Klinikum für Aufregung sorgte. Nach Mitternacht alarmierten damals Schwestern und Pfleger die Polizei. Ein Patient befinde sich in einer psychischen Ausnahmesituation und bedrohe die Pflegekräfte mit einem Messer, hieß es. Als der Mann die Waffe dann auch gegen die Beamten richtete, überwältigten die Einsatzkräfte den 65-Jährigen. Dabei kamen Schlagstock und Pfefferspray zum Einsatz. Bei dem Gerangel erlitt der Mann leichte Verletzungen an Arm und Kopf. Sowohl die Beamten als auch das Klinikpersonal blieben unverletzt. Auch dieser Mann wurde in eine Fachklinik gebracht.

Trio außer Rand und Band

Ein pöbelndes Trio sorgte ebenfalls für Aufregung: zwei Frauen (20 und 21 Jahre) und ihr 26-jähriger Begleiter beleidigten das Notaufnahmepersonal und zwei Ärztinnen. Als der Mann einen Pfleger mit einem Ellenbogencheck verletzte, wurde die Polizei gerufen. Den Beamten zeigte der Randalierer den berühmten Stinkefinger. Da er alkoholisiert war, sollte er zur Ausnüchterung zur Dienststelle gebracht werden. Das ging auch nicht ohne Beleidigungen ab. Die 21-Jährige ignorierte derweil einen Platzverweis und beleidigte ebenfalls die Beamten.

Zwischenzeitlich wurde die Polizei erneut vom Klinikum um Hilfe gebeten, da die 20-jährige Frau nicht mehr zu bändigen war. Sie kam in ein Klinikum nach Regensburg.

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