In Kemnath hängen über 1000 Eier

14.4.2015, 16:20 Uhr
Auf der Wiese neben dem Brunnen hat Familie Osterhase ihr  Haus gebaut. Am Ostersonntag finden die Kinder dort Süßigkeiten.

© Hauke Höpcke Auf der Wiese neben dem Brunnen hat Familie Osterhase ihr Haus gebaut. Am Ostersonntag finden die Kinder dort Süßigkeiten.

 

In Kemnath hängen über 1000 Eier

© Hauke Höpcke

Und dies schon seit 24 Jahren: 1992 hatten Gertraud Danninger und Rosa Eckstein die Idee und liefen beim damaligen Bürgermeister Hans Bradl offene Türen ein. Die Gemeinde stellte eine Eisengestelle für die Gebinde und die Krone zur Verfügung, das seitdem von dem „Kemnather Osterbrunnen-Team“ geschmückt wird.

15 bis 20 Frauen sind jedes Jahr dabei, erzählt Marianne Dörner. Einige Männer haben sie auch rekrutiert. Die Herren der Schöpfung schneiden die Zweige und helfen beim Aufstellen, doch bei den Feinarbeiten wie dem binden und dem Fädeln der Eier sind die Frauen lieber unter sich.

Sechs Stränge führen vom Boden zur Krone: jeder ist mit 80 Eiern behängt. Hinzu kommen noch Girlanden, die Krone, der Brunnen selbst, die Bäume ringsherum: über 1000 hängen an den kleinen Platz. Fast alle hat Sieglinde Ortlepp liebevoll bemalt. Im Herbst, wenn die Gartensaison vorbei ist, beginnt sie damit. Die Motive entdeckt sie in alten Kinderbüchern. Hasen, Blumen, Figuren, aber auch christliche Motive wie Lämmer und Kapellen zeichnet sie zunächst mit Bleistift auf die Schale, malt es dann mit Acrylfarbe aus und überzieht es schließlich mit Klarlack, damit es schön glänzt.

Bei Wind und Wetter sind die Eier ausgesetzt, rund zehn von ihnen müssen jedes Jahr ersetzt werden. Vor einigen Jahren haben Vandalen die empfindlichen Kunstwerke zerschmissen. „Wir haben Glück gehabt in letzter Zeit“, sagt Marianne Dörner. Vielleicht auch, weil der Kemnather nachwuchs den Brunnen früh zu lieben lernt: Denn nebenan, auf der Wiese, hat sich Familie Osterhase ein Haus gebaut. Am Ostersonntag versteckt sie dort Süßigkeiten für die Kinder.

Das Osterbrunnen-Team ist längst ein fester Teil der Dorfgemeinschaft: An ihrem eigenen Stand auf dem Weihnachtsmarkt verkauft es Gulaschsuppe. Den Erlös, im vergangenen Jahr waren es über 200 Euro, spendet es für einen sozialen Zweck.

Zehn Tag nach Ostern wird der Brunnen abgebaut, die Zweige lassen schon die Blätter hängen und einige Eier haben ihren Glanz verloren. In einem gemeinsamen Arbeitseinsatz verstauen die Frauen das Material in dem ehemaligen Kühlhaus hinter der alten Viehwaage. Dort warten sie aufs nächste Jahr, wenn der Brunnen zum 25. Mal geschmückt wird. „Zum Jubiläum lassen wir uns etwas Besonderes einfallen“, verspricht Marianne Dörner.

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