In Neumarkt finden sich Grünewalds Spuren

2.3.2015, 14:10 Uhr
In Neumarkt finden sich Grünewalds Spuren

„Sonntagsführung für jedermann“ nennt sich das Programm, das über 50 Teilnehmer in die Kirche gelockt hat, die im Juni zum Münster erhoben wird.

Im Mittelpunkt der Führung stand der „Isenheimer Altar“, von dem seit 1986 eine originalgetreue Nachbildung in der Stadtpfarrkirche zu bewundern ist.

Dürr berichtet über den Schöpfer des Originals, und er spricht den Namen mit Ehrfurcht aus: Matthias Grünewald. Die Teilnehmer erfahren, dass seine Kunst, seine Fertigkeiten zu Lebzeiten nicht zu Ruhm geführt haben. Dementsprechend wenig ist über ihn bekannt. Als Mathis Nithart soll er geboren worden sein — Datum unbekannt. Irgendwann zwischen 1460 und 1480 in Würzburg. Sein Werk sei oft dem Zeitgenossen Albrecht Dürer zugeordnet worden.

"Der Kreis schließt sich"

Fest steht, dass er 1505 für den Mainzer Erzbischof Uriel von Gemmingen als Werkmeister beim Bau von Schloss Johannisburg in Aschaffenburg arbeitete. Dieser Erzbischof wiederum — das ist das, was Dürr angekündigt hat — sei ein Vorfahre von Klaus Freiherr von Gemmingen-Hornberg. Der mittlerweile verstorbene Sohn des letzten Woffenbacher Schlossbesitzers. „Sie sehen, der Kreis schließt sich“, sagt Dürr.

Er vergisst nicht, die Verdienste des einstigen Stadtpfarrers Kaspar Hirschbeck zu erwähnen, der die Nachbildung nach Neumarkt gebracht hat. Es handelte sich um eine teure Auftragsarbeit. Der Auftraggeber erlebte die Fertigstellung nicht mehr. Mit Eigenleistung und viel Einsatz erwarb Hirschbeck den Altar für rund 500 000 DM.

Interessenskonflikt am Rande

In Neumarkt finden sich Grünewalds Spuren

Einen Interessenskonflikt gab es am Rande: Während die Mittagsführung noch lief, wollten Gemeindemitglieder in konzentrierter Stille den Kreuzweg beten. Dies wurde auch per Mikrofondurchsage deutlich angemahnt. Einige Zuhörer verließen die Gruppe. Dürr reagierte souverän und setzte seinen Vortrag vor der Kirche fort. Den Altar konnte er auch durch seine Erzählung wirken lassen.

Einen Teil des Isenheimer Altars – das Original feiert heute den 500. Jahrestag der Fertigstellung 1515 – verdeckt die Krippe, die einige Wochen im Jahr vor Weihnachten und nun auch noch weiter biblische Szenen im Kirchenjahreslauf zeigt.

In Neumarkt finden sich Grünewalds Spuren

© Fotos: Günter Distler

Im Februar war die Flucht aus Ägypten zu sehen, im Moment zeigt die Szene Mariä Verkündigung, die am 25. März begangen wird: Der Erzengel Gabriel verkündet Maria, dass sie Gottes Sohn zur Welt bringen wird. Ende März wechselt noch einmal das Bild, dann wird noch einige Zeit die Taufe Jesu zu sehen sein, ehe die Krippe in die Sommerpause geht.

Die Krippenmacher um Josef Wittmann möchten die Krippe bald ganzjährig anbieten, aufwändig werden immer weiter neue Figuren restauriert und ausgestattet. Dazu sei man, so Wittmann, auf „Herbergssuche“, denn der jetzige Standort in der Immanuelkapelle sei nicht ideal.

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