Issoire und Neumarkt feiern 45 Jahre Partnerschaft

24.7.2016, 11:00 Uhr
Issoire und Neumarkt feiern 45 Jahre Partnerschaft

© Alexandra Haderlein

Der Saal Animatis, der mit dem Neumarkter Reitstadel vergleichbar ist, ist bis auf das letzte Eck bestuhlt, doch viele der Sitzplätze bleiben leer. Nur die jeweiligen Delegationen füllen einige Plätze – Bürger, die rein aus Interesse dabei sein wollen, wenn ein Redner nach dem anderen das Podium erklimmt, gibt es kaum. Dabei sind beide Seiten um die Integration aller Bürger für eine lebendige Partnerschaft bemüht und die Städtepartnerschaft ist, so betonen beide Seiten immer wieder, in Zeiten des Terrors und des Brexits wichtiger denn je.

Bataclan, Paris und Nizza: Diese Schlagworte fanden sich in den Reden der Neumarkter, in denen sie den Franzosen Mitgefühl, Mut und ihren Beistand aussprechen wollten. Doch noch am Abend der Anreise waren auf einmal die Bayern selbst Ziel einer schrecklichen Gewalttat geworden: Über die TV- und Online-Nachrichtenkanäle ereilte die Neumarkter Delegation die Nachricht von dem Amoklauf im Münchner Einkaufszentrum, sodass nun auch die Partnerschaftsreferentin Maguy Vissac und Issoires Bürgermeister Bertrand Barraud ihre Solidarität mit den Deutschen bekundeten.

Die Neumarkter Partnerschaftsreferentin Ursula Plankermann, die aus privaten Gründen nicht mit auf Reisen gegangen war und ein Grußwort verlesen ließ, griff darin die schrecklichen Gewalttaten ebenfalls auf: In dieser schweren Zeit stehe man an der Seite Frankreichs und werde sich dem Terrorismus selbstbewusst entgegenstellen „Der Terrorismus wird uns nicht besiegen“, verlas die 2. Bürgermeisterin Neumarkts, Gertrud Heßlinger, das Grußwort Plankermanns.

Wenn etwas an dem Abend deutlich wird, dann, dass sich die einstigen erbitterten Kriegsgegner mittlerweile als Partner sehen und – trotz der Distanz von mehr als 1001 Kilometer mit dem Auto – den Austausch und die Nähe suchen. So wird die Partnerschaft, die laut OB Thomas Thumann „nicht nur wegen der vielen Kilometer, sondern auch wegen der Sprachbarriere eine Fernbeziehung ist, die aber dann, wenn wieder Kontakt gegeben ist, mit viel Gefühl und Impulsivität gelebt wird.“ Viele Vereine und Organisationen engagieren sich. Aktuell sind das Trio Collegio, das beim Festakt für Musik sorgte und die Mitglieder des Trachtenvereins Almenrausch, die diverse Auftritte in Issoire absolvierten, mit an Bord.

Issoires Bürgermeister Bertrand Barraud weiß, wie wichtig das ist: „Die deutsch-französische Freundschaft braucht Seelen, die diese Bindung mit Leben füllen.“ Barraud war es, der unter anderem wegen des Wunsches nach mehr Bürgernähe vor einigen Jahren beschlossen hatte, die Jubiläumsfeierlichkeiten vom eigentlichen Tag, dem 15. November, wegzuholen und auf einen Tag zu legen, an dem in Issoire sowieso etwas geboten werde. Die Kombination mit dem Folklorefestival schien ideal – und so wird nun im Juli gefeiert. Zum Schluss bezieht Issoires Bürgermeister Barraud zum Thema Brexit Stellung: Es brauche in der EU wieder europäische Ideale, die sich auf Vertrauen und Dynamik stützten und nicht „kleinkarierte Reglementierungssucht“. Große Linien müssten jetzt festgelegt werden, so der Bürgermeister weiter.

Die Partnerschaftsreferentin Issoires, Maguy Vissac, erinnert unterdessen an so manche lustige Begebenheit in der Vergangenheit: Ohne Navigationsgerät habe der französische Bürgermeister Georges Bernasseaù einst versucht nach Neumarkt zu fahren. „Er geriet in Streit mit seiner Frau, weil diese das Dorf ,Umleitung‘ auf der Landkarte nicht finden konnte.“

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