Jahresrückblick mit etwas Masochismus im Landratsamt Neumarkt

23.3.2019, 09:05 Uhr
Jahresrückblick mit etwas Masochismus im Landratsamt Neumarkt

© Foto: Helmut Sturm

Die Gleichstellungsbeauftragte für Frauen und Männer im Landratsamt, Daniela Herbrecher, strahlte, als sie sagte: "Diese Veranstaltung ist jedes Jahr mein Highlight als Frauenrechtlerin."

Wie weit sind wir gekommen? Wo stehen wir bei der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau? "Es gibt noch viel zu tun, bis die Parität erreicht ist. Selbst die Lohngerechtigkeit fehlt noch. An der Spitze von Dax-Unternehmen gibt es mehr Männer mit dem Vornamen Thomas als insgesamt Frauen", schilderte Herbrecher.

Hausherr und Landrat Willibald Gailler fühlte sich als Hahn im Korb sichtlich wohl bei der Veranstaltung. Er werde als Landrat von Frauen dominiert, sagte er und appellierte an die Zuhörerinnen: "Sie haben großen Einfluss auf Ihre Männer. Passen sie auf, dass diese bei der so wichtigen Europawahl nicht extrem links oder rechts wählen."

Ansonsten lobte er seine frauenfreundlichen Personalentscheidungen. "Im Klinikum liegt der Frauenanteil bei 80 Prozent. Innerhalb der Ärzteschaft ist die Parität fast erreicht und auch im Landratsamt sind von 475 Mitarbeitern 261 weiblich."

Aber sicher

Für die folgenden zwei Stunden gehörte den Kabarettistinnen Birgit Süß und Heidi Friedrich die Bühne mit ihrem Programm "Inventur 2018 – Kruzifix".

Ob ein Jahresrückblick sein muss? Aber sicher, fanden die beiden wortgewaltigen Damen, auch wenn eine gewisse Portion Masochismus bei der pointierten Bearbeitung der zurück liegenden Monate dazugehöre.

Die beiden Fränkinnen haben mittlerweile mehr "Inventuren" hinter sich gebracht, als Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder Ehefrauen vor den Traualtar, meinten sie.

"Das waren noch Zeiten"

Nach einem kurzen Abstecher in die Zeit der Hitparade – "da saßen wir frisch gebadet mit unseren Frottee-Schlafanzügen vor dem Schwarz-weiß-Fernseher" – mit Schnellsprecher Dieter Thomas Heck – "das können wir heute auch" – war die Bundespolitik dran.

Unter anderem Gesundheitsminister Jens Spahn bekam sein Fett weg: "Wenn der drei Stunden in der Woche weniger arbeiten würde, hätten wir einen ganzen Sack voll Problemen weniger." Auch um die große Koalition ging es. Und die Kabarettistinnen fragten: "Trennt sich Angela Merkel vom ,Vater aller Probleme‘ Seehofer? Oder kommt in der SPD wieder ein Kevin daher und sorgt dafür, dass unsere Regierung implodiert?"

AfD als Glyphosat der Politik

Auch auf Markus Söders Kruzifix-Erlass für bayerische Amtsstuben kamen sie zu sprechen. "Sie hängen jetzt überall, aber von Nächstenliebe weit und breit keine Spur. Vielmehr Verrohung in der Sprache und im Umgang, da fragt man sich: Ist die AfD das Glyphosat in der Politik, die unsere Parteienlandschaft vergiftet? Sterben unsere großen Volksparteien wie Bienchen und Schmetterlinge am Wegesrand?"

Abgrundtief schräg waren auch ihre Lästereien über die europäischen Königshäuser, besonders die über die Royals im Vereinigten Königreich von Großbritannien.

Keine Kommentare