Jahrmarkt der Pferde

19.4.2014, 06:00 Uhr
Jahrmarkt der Pferde

© Etzold

Der Rossmarkt ist aus Berching nicht mehr wegzudenken. Neben der Berchinger „Berchinale“ ist der Markt für Ross und Reiter das Ereignis des Jahres. „Das ist gelebte Tradition“, sagt Bürgermeister Ludwig Eisenreich. Er besuchte schon unzählige Male den Rossmarkt. Sechsmal begrüßte er als Bürgermeister der Stadt hochrangige Politiker in dem rund 9000 Einwohner zählenden Städtchen. Denn nicht nur Pferde, auch politische Zugpferde gehören zum Markttag.

Der Markt ist daher auch weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt. „Wer Berching nicht kennt, der kennt auch Bayern nicht“, sagte heuer die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner bei ihrem Auftritt. In Berching waren neben Aigner schon Franz-Josef Strauß, Edmund Stoiber, Max Streibl oder Horst Seehofer. Die Anwesenheit der Politiker nimmt Ludwig Eisenreich zum Anlass, Sorgen und Nöte weiterzugeben. „Ich glaube, dass da was hängen bleibt“, sagt er. Man solle den Markt nutzen, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Das taten 2014 die Gegner der geplanten Stromtrasse durch den Landkreis Neumarkt, die mit Plakaten und Buh-Rufen ihrem Ärger Luft machten. Protestiert haben auch schon Milchbauern oder Ärzte. Der Markt bietet dafür eine optimale Plattform — schließlich berichten regionale und überregionale Medien vom Berchinger Rossmarkt.

Im Fokus standen und stehen aber die prächtigen Rösser, die aufwändig geschmückt um 9 Uhr am Marktplatz aufgetrieben werden. Gut 150 Pferde sind es durchschnittlich. Viele Teilnehmer kommen seit Jahrzehnten. Sie stammen nicht nur aus dem Landkreis Neumarkt, sondern kommen aus Nieder- oder Oberbayern oder aus dem südlichen Mittelfranken.

Zur Verhütung von Seuchen

Das große Einzugsgebiet entstand freilich erst viel später, als die Menschen mobiler wurden. Die Anfänge des Rossmarktes gehen auf das 17. Jahrhundert zurück. Propst, Bürgermeister und Rat waren übereingekommen, zur Verhütung etwaiger Pferdeseuchen alle Pferde einmal jährlich durch die aufgestellten Rossgeschauer „tierärztlich“ kontrollieren zu lassen. Unter der Überschrift „Rossgeschaw“ war bereits am 24. April 1678 vom Rat vereinbart worden, „khünftighin alle diejehnigen Ross und Füll, so man auff die Weith (Weide) thuen und Reithen wihl, durch die geschwohrhen Rossgeschauer... ordentlich geschauen, besichtigen lassen“.

Der eigentliche Ursprung des heutigen Berchinger Rossmarkts ist später zu suchen — im Jahr 1920. Am 5. Oktober hatte der damalige Magistrat beschlossen, bei den zuständigen Behörden einen Antrag auf Abhaltung zweier „Pferde- und Fohlenmärkte“ zu stellen. Neben einer Absatzförderung für die während des Ersten Weltkriegs stark ausgeweitete Pferdezucht in der Region, dürften dabei in erster Linie eigene wirtschaftliche Erwägungen im Vordergrund gestanden haben. Es sollten allerdings noch sechs Jahre ins Land gehen, ehe die Genehmigung vorlag und im März 1926 der erste „Berchinger Pferde- und Fohlenmarkt“ stattfand.

Der Markt wurde gut aufgenommen und war auf Anhieb erfolgreich. Nicht weniger als 341 Pferde waren damals aufgetrieben worden. Kein Wunder, dass für das folgende Jahr wiederum ein Pferde- und Fohlenmarkt angesetzt und vom Rat um eine ständige Genehmigung für einen jährlichen Rossmarkt nachgesucht wurde. Mit dem Jahr 1947 wurden in Berching die Vieh- und Krammärkte und in der Folge auch der schon traditionell gewordene Rossmarkt wieder aufgenommen.

Nach einem erfolgreichen Start machten sich allerdings bald zunehmende Schwierigkeiten bemerkbar. Neben zweier Absagen wegen der Maul- und Klauenseuche machte die zunehmende Motorisierung in der Landwirtschaft dem Handel mit Pferden seit Ende der 50er Jahre schwer zu schaffen. Mitte der 60er Jahre war der Berchinger Pferde- und Fohlenmarkt — wie zahlreiche andere Pferdemärkte in Bayern — gar in seiner Existenz bedroht. Die Berchinger wollten „ihren“ Rossmarkt auf keinen Fall aufgeben. Seit 1964/65 wird zeitgleich mit dem Pferdemarkt der große „Bauernjahrtag im Westjura“ veranstaltet und der Rossmarkt wurde zu einem der größten Wintervolksfeste in Bayern.

Keine Kommentare