Jeden Tag eine Entscheidung für das Klima

17.6.2018, 10:10 Uhr
Jeden Tag eine Entscheidung für das Klima

© Foto: André De Geare

"Ich will hier keine Endzeitstimmung verbreiten, sondern zeigen, dass es sich wirklich lohnt, selbst etwas zu verändern" — so beschließt die Expeditionsleiterin Birgit Lutz ihren Vortrag. Und dieser Satz fasst wohl auch den Appell aller anderen spannenden Vorträge der Veranstaltung treffend zusammen. Ob der Buchautor Daniel Fuhrhop über nachhaltige Wohnkonzepte spricht, Prof. Dr. Ines Weller vom Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen die Zusammenhänge zwischen Konsum und sozialer Gerechtigkeit erklärt oder Tobias Bandel als Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Soil&More Impacts erklärt, warum billige Lebensmittel uns am Ende alle teuer zu stehen kommen:

Bei allen Vorträgen wird eines klar — so vertrackt es auch sein mag mit der Umwelt, dem Klimawandel und der Nachhaltigkeit — letztendlich kommt es auf die täglichen Entscheidungen jedes einzelnen an.

Jeden Tag eine Entscheidung für das Klima

© Foto: André De Geare

Wie weitreichend die Folgen des menschlichen Konsums sind, musste auch Referentin Birgit Lutz bei ihren Reisen feststellen. Selbst in den entlegensten Winkeln der Welt am nördlichen Polarkreis stieß die gebürtige Neumarkterin immer wieder auf Plastikmüll, bis sie irgendwann nicht mehr nur zuschauen konnte. Gemeinsam mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven startete sie ein Projekt, bei dem sie mit den Touristen, die sie als Expeditionsleiterin in der Region begleitet, Plastikmüll sammelt und analysiert. Die Ergebnisse seien erschreckend, so Lutz. Demnach habe die Neumarkterin bei ihrer letzten Expedition im Jahr 2017 mit einer Gästegruppe innerhalb von zwei bis drei Stunden Arbeit 6 600 Teile Plastik gesammelt. "Da tut sich eine neue Dimension der Bestürztheit auf".

Deshalb gibt Lutz in ihrem Vortrag nicht nur spannende Einblicke in ihre Polar-Reisen, sondern auch konkrete Ratschläge für alle, die diese Situation verbessern wollen (und das dürften nach den Bildern der in Plastik verfangenen Robben, Elche und Vögel zumindest kurzfristig alle Anwesenden sein): Keine Plastiktüten und -flaschen verwenden, Gemüse und Obst unverpackt kaufen, Kleidung aus Wolle statt aus Funktionsmaterial tragen. Das seien heute kleine Alltagsentscheidungen, die morgen eine große Wirkung entfalten können.

Etwas weiter vom Alltag des Neumarkter Publikums schien dagegen der Ansatz des Berliner Nachhaltigkeitsaktivisten Heiko Bruns vom Verein autofrei leben!. Er sei zwar voll berufstätig, habe drei Kinder und ein Eigenheim — aber ein Auto besitze er nicht und er brauche auch keins, sagte Bruns. Einkäufe und Erledigungen werden mit dem Lastenrad gemacht, mit einem Fahrrad-Anhänger die Kinder in die Kita gebracht, Urlaub mache man mit der Bahn und für schlechtes Wetter könne man sich ausrüsten — oder einfach nach dem Regenschauer erst losfahren. Diese Praxisbeispiele wurden vom Neumarkter Publikum zwar mit einigem Interesse aufgenommen, so wirklich überzeugt schien man hier jedoch nicht. Das mag auch daran liegen, dass Bruns‘ Beispiele oft mit einer ganz anderen Infrastruktur daherkommen: Ein großes Angebot an Carsharing-Diensten, eine U-Bahn im Minutentakt oder ein innenstadtnaher Ikea, der kostenlose Lastenräder verleiht mag es in Berlin, München oder Hamburg geben, aber in einer Stadt wie Neumarkt eben nicht.

Das heißt aber nicht, dass die Neumarkter nicht großes Interesse zeigten, etwas für Klima und Umwelt zu tun: In der abschließenden Fragerunde zeigte sich, dass viele Besucher bereits vorher gut informiert waren — jedoch bei den immer wieder diskutierten Themen wie Bio-Siegeln auf Lebensmitteln und Kleidung, Mikroplastik im Trinkwasser und Ökobilanzen von Elektrofahrzeugen große Unsicherheit herrscht. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es viel Willen zur Veränderung gibt, aber noch viel mehr Transparenz und Aufklärung geschaffen werden muss.

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