Jet bohrte sich bei Breitenbrunn in den Boden

10.8.2017, 10:28 Uhr
Jet bohrte sich bei Breitenbrunn in den Boden

© Foto: US-Air Force/dpa

Unmittelbar nach dem Crash der Lockheed F-104 auf der Jura-Hochfläche zwischen Breitenbrunn, Dürn, Eismannsdorf und Premerzhofen war Josef Riepl einer der wenigen Einheimischen, die den damals 30 Jahre alten Piloten sprechen konnten. "Ich habe ihn gefragt, wie es ihm geht. Aber er hat nicht viel gesagt, nur, dass ihm nichts fehlt." Der Bundeswehr-Hauptmann sei auf den Beinen gewesen und ansprechbar, erinnert sich Riepl heute, 35 Jahre danach. Der Pilot habe noch zur Absturzstelle laufen wollen, doch dann habe plötzlich ein Auto angehalten und sei mit dem Offizier davongefahren.

Jet bohrte sich bei Breitenbrunn in den Boden

© Foto: dpa

Minuten zuvor hatte der 30-Jährige im Cockpit den angeschlagenen Starfighter über den Ort Breitenbrunn hinweg aufs freie Feld gelenkt. Josef Riepl war in Eismannsdorf gerade kurz nach 12 Uhr auf seiner Garagen-Baustelle beschäftigt, als er auf das merkwürdige Turbinengeräusch des Düsen-Kampfjets aufmerksam wurde. "Der Motor hatte so komische Aussetzer, der hat so gepatscht." Das Flugzeug sei nur noch gut 200 Meter hoch geflogen und habe geschwankt.

Dann habe er schon den Schleudersitz mit dem Piloten am Fallschirm fliegen sehen. Kurz bevor sich der führerlose Flieger mit der Spitze voraus in das abgeerntete Getreidefeld des Breitenbrunner Landwirts Josef Gmelch bohrte und überschlug, gab es laut Augenzeuge einen 30 Meter hohen Feuerball. Schwarze Rauchschwaden stiegen von dem havarierenden Jet auf. "Das hat dann gscheit gscheppert und die Trümmer sind gflogen", erinnert sich Josef Riepl an die Szene. Er war auch einer der wenigen Ortsansässigen, die in den Absturzkrater blicken konnten. Wider Erwarten sei der überhaupt nicht tief gewesen, höchstens einen oder eineinhalb Meter. "Das Feld ist dort unter der Oberfläche sehr steinreich", so Riepl.

Einen riesigen Menschenauflauf habe es gegeben, erinnert sich der Breitenbrunner Josef Adler. Viele Schaulustige seien an den Unglücksort gepilgert. Vor lauter Autos sei es zum Verkehrsstau gekommen. Doch keine halbe Stunde später haben US-Militärs und Bundeswehr-Personal die Absturzstelle weiträumig abgeriegelt. Niemand sollte dem Wrack zu nahe kommen.

Nach Jahren Teile aufgetaucht

Die Trümmer lagen im weiten Umkreis auf den Feldern neben der Parzelle der Gmelchs verstreut. Noch nach Jahren habe man in der Flur Batterien und Aluminiumteile finden können, berichtet Leonhard Gmelch.

Wegen der Aufräumungsarbeiten konnte der Landwirt erst einmal wochenlang nichts anbauen, bevor der Acker für die Mais-Saat freigegeben wurde. Für den Flurschaden habe sein Vater Josef Gmelch damals 1000 D-Mark Entschädigung bekommen und sich sehr über das Geld gefreut: "Da könnte meinetwegen jedes Jahr einer runterfallen."

Der Starfighter war in mehrfacher Hinsicht ein Skandalflugzeug: Knapp ein Drittel der über 900 technisch angeblich nicht ausgereiften Bundeswehrmaschinen stürzte ab, 116 Piloten starben dabei.

Außerdem bildeten die Umstände der Beschaffung der Lockheed-Flugzeuge einen der Groß-Skandale in der frühen Bundesrepublik. Dass dabei angeblich Millionen-Bestechungsgelder — wie in anderen Ländern — gezahlt worden sind, hat sich nach jahrelangen Ermittlungen letztlich nie beweisen lassen.

Keine Kommentare