Johann Bögl warb persönlich für die Asphaltmischanlage

28.5.2016, 07:55 Uhr
Johann Bögl warb persönlich für die Asphaltmischanlage

© Foto: privat

Das lag vielleicht zum einen daran, dass Gesellschafter Johann Bögl selbst gekommen war, um mit „seinen Sengenthalern“ zu sprechen. Zum anderen leuchtete vielen schon ein, dass der Ersatz einer inzwischen 40 Jahre alten Asphaltmischanlage durch ein modernes, effizientes Modell Baujahr 2016 durchaus Vorteile hat. Und auch der neue Standort sei besser, warb Bögl: „Die Lastwagen fahren nicht mehr über Tor eins rein, sondern gut 700 Meter weiter dahinter.“

Am Vortrag zwischen Bachhausen, wo die Anlage erst geplant war, und dem in Sengenthal hatte sich nicht viel geändert, das Modell der Anlage ist immer noch dasselbe. Mit dem Unterschied, dass in Sengenthal eine alte Anlage durch eine neue ersetzt wird, wenn auch nicht an derselben Stelle. Wenn Bögl die Anlage auf dem Firmengelände durch eine neue ersetzt hätte, hätte das wahrscheinlich gar keiner mitbekommen, hieß es am Rande.

Zehn Meter höher

Da die neue Anlage nun aber auf der anderen Seite der Straße entsteht, am Baggersee beim Sandabbau, und zehn Meter höher als die alte ist, rückt sie schon massiv ins Licht der Öffentlichkeit. Die Anlage ist nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz zu genehmigen, das Landratsamt ist dafür zuständig. Dort liegt seit Ende April der Antrag der Firma Bögl, die Fachstellen sind schon am Prüfen.

Auf diesen Umstand hatte auch Bürgermeister Werner Brandenburger zu Beginn der Bürgerversammlung hingewiesen. Nicht die Kommune entscheide, ob die Anlage gebaut werde, sondern der Landkreis. Der Gemeinderat werde als eines von vielen Gremien gehört, sein Nein könne, so die Anlage genehmigungsfähig sei, auch vom Kreis ersetzt werden. Und wie die Gemeinderäte abstimmen werden, sagte er, darüber müssten sie selbst nach Abwägen aller Für und Wider für sich selbst entscheiden. Ein klares Ja zur neuen Anlage kam ihm nicht über die Lippen, aber Brandenburger warb massiv um die Zustimmung der Bürger: Bögl sei der Arbeitgeber am Ort, trage durch seine Steuerabgaben zum Wohlergehen der Gemeinde bei. Als ihn ein Bürger darauf ansprach, dass Brandenburger selbst erst gebaut habe und von seinem neuen Heim bald auf die 45 Meter hohen Türme der Anlage schauen werde, gab sich der Bürgermeister pragmatisch: „Klar sehe ich das auch; aber jeder will auf Straßen fahren, die müssen auch gebaut werden. Es gibt halt Dinge in unserer Gesellschaft, die sind notwendig, und eine Möglichkeit, sie zu verhindern, haben wir nicht.“

Was denn die Greißelbacher zu dem Standort sagen würden, wollte ein Bürger wissen. Das, sagte Brandenburger unter Applaus, interessiere ihn „auf Grund des Verhaltens des Mühlhausener Gemeinderates“ gar nicht. Die anwesenden Greißelbacher quittierten das mit lautem Murren. Zur Erinnerung: Der Mühlhausener Gemeinderat hatte sich gegen den zuerst vorgesehenen Standort der Asphaltmischanlage in Bachhausen ausgesprochen. Sagen durften die Greißelbacher und andere Auswärtige, so etliche Vertreter aus dem nahen Landl, in Sengenthal aber nichts. Das hatte Brandenburger schon zu Beginn der Versammlung verkündet: „Rederecht hat heute nur, wer aus der Gemeinde Sengenthal ist.“

Was etliche Bürger umtrieb, war die Sicherheit der eigenen Wasserversorgung. Denn die Sengenthaler Brunnen sind recht nahe am Baggersee. Wenn die Asphaltmischanlage hier entstehe, befürchtete ein Bürger, könne es durchaus Öleinträge in den Baggersee und damit ins Trinkwasser-Reservoire geben. Er wolle nun keinen Unfall am Tank der mit Öl betriebenen Mischanlage beschwören, es reiche doch schon, was ein Lkw an Öl verliere: „Bitte sorgen sie dafür, dass da nichts passieren kann“, appellierte er. Von Asphalt oder Asphaltgranulat gehe keine Gefahr fürs Trinkwasser aus, gab ein Bögl-Experte zumindest diesbezüglich Entwarnung: „Trinkwasser-Sperren werden mit Asphalt abgedichtet. Asphalt ist nicht Teer.“

Im Landkreis verbaut

Die Frage, warum denn die Anlage nicht irgendwo anders entstehen könnte, vielleicht in irgendeinem anderen Bögl-Steinbruch irgendwo außerhalb des Landkreises, war auch schnell beantwortet: Weil das nicht wirtschaftlich sei. Wobei man wissen muss, dass eine Asphaltmischanlage Baustellen im Umkreis zwischen 60 und 80 Kilometern bedient. Weiter lässt sich die heiße Masse nicht transportieren. In entsprechenden Radien um Sengenthal unterhalten andere Unternehmen schon ihre Anlagen.

Die 150000 Tonnen Asphalt, die jährlich produziert werden, werden innerhalb dieses Kreises, also überwiegend im Landkreis, verbaut; um nach dem Winter Frostlöcher zu stopfen, um defekte Straßenzüge zu erneuern. Der wenigste Asphalt werde verwendet, um neue Straßen zu bauen, sagte Bögl-Pressesprecher Jürgen Kotzbauer. Straßenbau gehöre seit der Gründung der Unternehmung zum Aufgabenbereich — „warum sollen wir den jetzt aufgeben?“ Vor allem, da der Bedarf bestehe.

Eine Asphaltmischanlage sei doch kein Atomkraftwerk, sagte Johann Bögl. Klar hätte man auch am Standort Bachhausen bauen können, rechtlich sei das kein Problem. Doch das hätte zu Gerichtsprozessen geführt, die Auseinandersetzung dort seien „nicht seriös“ gewesen. Also habe man sich darauf besonnen, in der Schlierferheide neu zu bauen.

Der Baggersee, trat er Einwänden von Bürgern entgegen, die um ein Bade- und Naturparadies fürchteten, sei nicht dazu da, um ein zweiter Brombachsee zu werden: „Wir brauchen den Sand für unser Fertigteilwerk.“ Es werde Lösungen für Naherholung geben, das Ausbeuten des Sandes sei aber der primäre Zweck. Die Anlage komme auf der Halbinsel an der B 299 zu stehen und das für gut 30 Jahre. Danach muss sie wieder weg, denn dann soll der dortige Sand abgebaut werden.

Alles was als Gas brennt

Ob die Anlage denn statt mit Öl und Braunkohlestaub nicht auch anders beheizbar wäre, fragte Alt-Bürgermeister Josef Meier. Mit Gas oder Strom aus Windkraftanlagen, da habe man ja auch welche auf Gemeindegrund, fragte er augenzwinkernd. Mit allem, was als Gas brenne, sagte Diplom-Ingenieur Hans-Joachim Schrieg vom Hersteller Brenninghoven, ohne aber näher darauf einzugehen, warum man dann nicht Erdgas nehme.

Ob man denn die Anlage nicht niederer bauen oder vielleicht einfach in einem Loch errichten könnte, wollten Bürger wissen. Da könne man allenfalls ein paar Meter rausholen, sagte Johann Bögl, „und gehen wir 20 Meter in die Tiefe, brauchen wir eine verankerte Betonwanne, damit das Grundwasser die Anlage nicht aufschwimmen lässt“. Abgesehen davon, dass sie eh nicht ins Grundwasser sollen beim Bau. Grün anmalen, wie einer vorschlug, sei doch keine echte Alternative, und Bäume drumrum pflanzen auch nicht: Die Anlage hat eine Genehmigung für 30 Jahre, dann muss sie abgebaut werden. Da wären die Bäume noch nicht halb so hoch gewachsen.

Da die neue Anlage alle vorgeschriebenen Auflagen, selbst die der neuen TA Luft 2017, erfüllt, geht man bei Bögl davon aus, dass sie genehmigt wird und bis Jahresende steht. Das umso mehr, weil es auch wegen der alten Mischanlage in der Vergangenheit keine Beschwerden gegeben hat, wie Johann Bögl konstatierte: „Da kam auch keiner.“ Was ein Sengenthaler so nicht stehen lassen wollte: Wenn der Wind aus Süden wehe, rieche er die alte Asphaltmischanlage sehr wohl, sagte er, „und auch die Schweinemast dahinter“. Aber er habe sich halt nie beschwert.

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