Johannes-Kindergarten: Eltern üben Kritik

10.9.2018, 20:07 Uhr
Johannes-Kindergarten: Eltern üben Kritik

© Foto: Fritz-Wolfgang Etzold

Rund zwei Dutzend Eltern hatten sich auf Einladung des Gremiums getroffen und äußerten harsche Kritik an der Kirche als Trägerin und an der Stadt Neumarkt. Der Gang an die Öffentlichkeit soll eine Änderung herbeiführen und dem Kindergarten-Team eine sinnvolle Arbeit ermöglichen, hieß es bei der Veranstaltung.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Die Kindergartenleiterin  hatte während der Sommerferien erfahren, dass der Träger des Kindergartens eine neue Leitung suchte – durch eine Stellenanzeige in der Zeitung. Der angeblich geplante Rauswurf ist zwar dem Vernehmen nach vom Tisch, doch der Fall zeige, dass sich Mitarbeiter und Eltern von der Kirche ebenso wie von der Stadt Neumarkt unzureichend informiert sehen. Sie hätten oft den Eindruck, dass aktiv gegen sie gearbeitet werde.

Elternbeirats-Vorsitzende Susanne Münch zeichnete ein düsteres Bild. Die Problemfelder seien eine untätige Verwaltung, defekte Technik, unzureichende Kommunikation mit dem Träger und die massive Belastung durch die Anforderungen von Migration, Integration und Inklusion.

Der Kindergarten befindet sich in der Trägerschaft der Kirchenstiftung der katholischen St. Johannes-Gemeinde, wird aber durch Fördergelder der Stadt Neumarkt und des Freistaates finanziert, während die Kirche die Räumlichkeiten für die 125 Kindergartenplätze in fünf Gruppen an den Standorten am Rainbügl und im Johanneszentrum in der Ringstraße zur Verfügung stellt.

Obwohl der Kindergarten eigentlich jetzt schon zu wenig Mitarbeiter für diese Situation habe, würde die Stadt ständig neue Kinder schicken, lautet der Vorwurf. Gleichzeitig würden andere Kindergärten die Aufnahme ausländischer Kinder ablehnen. Erschwerend komme das "Verwaltungschaos" bei der Kirche hinzu. "Die Stadt übernimmt keine Verantwortung" und "der Träger kümmert sich nicht" – so drückten Teilnehmer die Stimmungslage aus.

"Luft nach oben"

Das Bild vom Personalmangel kann Ursula Hollweck von der staatlichen Kindergartenaufsicht im Landratsamt nicht bestätigen: Der Betreuungsschlüssel werde eingehalten. Es sei auch nicht zutreffend, dass der Kindergarten überbelegt sei. Bei rund 30 freien Plätzen sei "richtig Luft nach oben". Würden die belegt, dann müsse allerdings zusätzliches Personal eingestellt werden, was der Arbeitsmarkt auch hergebe, so die Aufseherin.

Die Darstellung von angeblichem Druck auf die Einrichtung kann Ursula Hollweck nicht nachvollziehen: "Grundsätzlich kann jeder Kindergarten selbst bestimmen, wer aufgenommen wird." Die Stadt habe auch die Pflicht, den Rechtsanspruch — auch von Migrantenkindern — auf Betreuung zu erfüllen.

Nach Darstellung der Kindergartenaufsicht hat beispielsweise die evangelische Kirche Verwaltungsstellen für ihre Kindergärten geschaffen. Allen katholischen Kindergärten im Landkreis bleibe dagegen die Verwaltung selbst überlassen. "Die Einrichtungsleitung von St. Johannes hat die Verantwortung", sagte die Kindergartenaufseherin. Sie ist gegenwärtig gemeinsam mit Mitarbeitern der Stadt Neumarkt mit einer Prüfung der Belege für die "kindbezogene Förderung" des Kindergartens beschäftigt. Diese Prüfung könne noch Monate dauern, "ein ganz normaler Vorgang", so Ursula Hollweck von der Kindergartenaufsicht.

Einhellig stellte sich die Versammlung hinter das Kindergarten-Team, das mit den Problemen allein gelassen werde und bei über 60 Wochenstunden extrem überlastet sei. Symptomatisch dafür sei, dass die Leiterin durchgehend ihr privates Handy einsetzen müsse, weil Telefon und Internetzugang im Kindergarten seit eineinhalb Jahren angeblich nicht funktionieren. Auch die EDV sei größtenteils unbenutzbar.

"Es hat Probleme und Schwierigkeiten gegeben", bestätigte auch die staatliche Kindergartenaufseherin. Doch sie sei erst jüngst drei Tage in der Einrichtung gewesen. Und da habe alles funktioniert, erklärte Ursula Hollweck. Stadtpfarrer Norbert Winner — er ist auch Vorstand der Kirchenverwaltung — wollte gegenüber den NN zu keinem der Vorgänge rund um die Einrichtung Stellung nehmen.

Druck auf den Kindergarten komme auch von der Stadt: Um mehr Kinder unterbringen zu können, würde die Stadt die Anerkennung besonderen Förderbedarfs bei Kindern verweigern, hieß es bei der Versammlung. Eine Vorgehensweise, die allerdings von der Kindergartenaufsicht unterstützt wird — zumal es beispielsweise nicht um die bereits stattfindende tatsächliche Betreuung von drei behinderten Kindern gehe, sondern nur um die Zusatzförderung auf dem Papier.

Auch der raue Umgangston einer Mitarbeiterin der Stadt war bei der Elternversammlung ein Thema: So habe diese der Kindergartenleiterin vorgeworfen, ein unfähiges Team eingestellt zu haben und damit für die Probleme des Kindergartens verantwortlich zu sein. Doch dieses Urteil teilt die Kindergartenaufseherin nicht: Obwohl es einen recht häufigen Personalwechsel gebe, könne von einem "unfähigen Team" überhaupt nicht die Rede sein. Im Kindergarten St. Johannes seien durchwegs Fachkräfte am Werk.

Massiven Handlungsbedarf sieht der Elternbeirat beim Stammhaus im Rainbügl. So hake die Eingangstür schon seit zehn Jahren, die technischen Probleme von der Stromversorgung bis zur EDV seien auch lange bekannt, zudem gebe es potenzielle Unfallschwerpunkte wie bruchempfindliche Scheiben. Abhilfe werde immer wieder versprochen, aber nicht durchgeführt.

Träger gefordert

Kindergartenaufseherin Ursula Hollweck steht dazu, für beide Standorte eine Betriebserlaubnis erteilt zu haben. Bei baulichen Mängeln oder Sicherheitsfragen sei in erster Linie der kirchliche Träger gefordert. Die staatliche Mitarbeiterin bot aber den Eltern an, dass sie sich jederzeit auch an die Kindergartenaufsicht im Landratsamt wenden könnten.

"Es bräuchte einen Träger, der zu seinem Kindergarten steht", fasste Susanne Münch die Stimmung zusammen. Die Versammlung beschloss, eine Folgeveranstaltung zu organisieren, bei der Vertreter von Kirche, Stadt und Elternbeirat die Probleme diskutieren. Auch von der Stadt Neumarkt war keine Stellungnahme zu erhalten: Der zuständige Leitende Verwaltungsdirektor Josef Graf ist in Urlaub. Seine Stellvertreterin sah sich außerstande, zu den Details des Kindergartens Aussagen zu treffen.

Keine Kommentare