Jubiläum: Zehn Jahre Supermarkt mit Herz

25.6.2014, 08:00 Uhr
Jubiläum: Zehn Jahre Supermarkt mit Herz

© Fritz-Wolfgang Etzold

NEUMARKT — Die Auslage ist gut gefüllt. Kartoffeln liegen da, verschiedene Wurstsorten, Käse und Joghurt. Ein älterer Kunde lässt sich seinen Korb von der Verkäuferin füllen. „Ein bisschen Schinken würde ich noch nehmen“, sagt er. „Soll ich ihnen auch noch Kartoffeln reinlegen?“, fragt die Dame zurück. Der Kunde nimmt sie gerne an.

Seit zehn Jahren kommen Menschen mit wenig Einkommen in das Geschäft, um sich mit Lebensmitteln oder Schulbedarf einzudecken. Die Waren würden in den Müllcontainern von Aldi, Edeka oder Lidl landen — stattdessen holen sie ehrenamtliche Mitarbeiter ab, 20 Lieferanten sind mit im Boot.

„Anfangs war die Hemmschwelle für viele unserer Kunden hoch. Doch wer sich einmal überwindet, kommt gerne“, sagt Elfriede Zenglein, die Leiterin des sozialen Supermarktes.

Unterstützt wird sie von 60 Ehrenamtlichen. Sie holen die Ware bei den Lieferanten ab, sortieren und verkaufen sie an die Kunden. Daneben gibt es drei Festangestellte und fünf Ein-Euro-Jobber, Träger ist die Diakonie. Wer in dem Laden einkaufen will, muss Grundsicherung oder Arbeitslosengeld II beziehen. Über 450 Menschen erreichen Zenglein und ihr Team jedes Jahr, etwa 35 kommen am Tag. Doch nicht nur Einkaufen steht im Mittelpunkt: Die Mitarbeiter realisieren hier auch viele Projekte. Etwa „Neumarkt abstrakt“: Bürger und Ladenkunden fotografierten gemeinsam die Stadt, in der sie leben. Die Ergebnisse wurden im Rathaus ausgestellt.

Manko in der Gesellschaft

Für so viel Engagement gab es bei der Feier in einem Zelt neben dem Gebäude viel Lob, etwa von Landrat Willibald Gailler. Auch Diakonie-Vorstand Detlef Edelmann dankte allen Ehrenamtlichen und betonte: „Wir feiern hier nicht ein Jahrzehnt Armut, sondern zehn Jahre Teilhabe.“ Diese ziehe sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Einrichtung. Der evangelische Dekan Norbert Dennerlein lobte die Mitarbeiter, die täglich mit viel Herzblut bei der Sache seien. Die Notwendigkeit so eines Ladens zeige, dass es in der Gesellschaft ein Manko gebe.

Josef Steinmüller ist trotzdem dankbar für den Discounter mit Herz. Er ist beides zugleich: Kunde und Ehrenamtlicher. Steinmüller hilft aus, wenn gefegt werden muss oder trägt Kartons mit Ware in den Laden. Daneben kauft er regelmäßig Brot, Butter, Wurst oder Salat ein. „Ich bin sehr zufrieden mit den freundlichen Mitarbeitern und dem guten Angebot“, sagt der 66-Jährige. Zwar bekommt er nicht alles, was er braucht, dennoch sei der Laden eine sehr wichtige Ergänzung für seinen Kühlschrank.

In gewisser Weise sieht auch Oberbürgermeister Thomas Thumann das Angebot als Ergänzung: „Der Staat kann nicht alles leisten“, betont er. In den vergangenen zehn Jahren seien zudem etwa 53 000 Euro an städtischen Mitteln in die Einrichtung geflossen. Darin stecken direkte Spenden und entgangene Mieteinnahmen, da die Stadt das Gebäude umsonst zur Verfügung stellt. Thumann versucht auch Wohltäter zu gewinnen: „Wenn mich jemand fragt, wofür er Spenden kann, verweise ich gerne auf den Laden.“

Es fehlt an Geld

Die Mittel kann Leiterin Zenglein gut gebrauchen. „Geld fehlt immer“, sagt sie. Denn die Nebenkosten für das Gebäude müssen ebenso bezahlt werden wie der Sprit für die sieben Fahrzeuge der Ladenflotte. Umso dankbarer ist sie den Sponsoren: Bürgerstiftung Region Neumarkt, Lions Club, Raiffeisenbank und Sparkasse unterstützen bereits.

Auch Rosemarie Großhauser hilft — und das seit dem ersten Tag. Alle zwei Wochen holt die 71-Jährige mit ihrer Schwester Backwaren, Gemüse oder Käse ab und fährt sie zum Laden. Für ihren Einsatz hat sie eine Rose und eine Urkunde bekommen. „Ich hoffe, dass ich noch lange mitarbeiten kann“, sagt sie.

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