Judo ist in Mühlhausen Familiensache

26.8.2014, 15:19 Uhr
Judo ist in Mühlhausen Familiensache

© Foto: Hauck

Judo ist in Mühlhausen Familiensache

Die Judoabteilung in Mühlhausen ist eine Art Familienbetrieb. An einem Donnerstagnachmittag ist es nichts Ungewöhnliches, dass Vater Reiner Brinkmann, Ehefrau Sybille sowie die Söhne Mathias und Tobias sich auf der Matte begegnen.

Der Donnerstag beginnt immer gleich: Mit Otagai ni rei, dem Gruß im Stehen, einem Ritual, das den grundlegenden Respekt vor dem Gegenüber ausdrückt.

Danach darf geübt werden, immer unter strenger Einhaltung der Regeln. Eine davon: Wenn der Partner – „Gegner sagen wir nicht“ – zweimal mit der Hand auf die Matte klopft, ist Schluss, erklärt Reiner Brinkmann. Und: Hebelgriffe sind erst ab zwölf Jahren erlaubt.

Meisterliches Vorbild

Das Erlernen des richtigen Verhaltens ist eines der höchsten Judo-Prinzipien. Ein anderes ist, zu trainieren, wie man seinen Gegner besiegt. Fachkundige Anleitung dazu gibt es von Mathias und Tobias Brinkmann, die das Training leiten.

Vor elf Jahren band sich Tobias Brinkmann (20) erstmals einen Judogürtel um die Hüfte, damals noch in der Farbe weiß. Heute trägt er den schwarzen Meistergürtel, Stufe: 1. Dan. „Ich möchte ein Vorbild für die Kinder sein“, sagt er, der bei der Deutschen Meisterschaft auf Platz 9 gelandet war. Eine C-Trainerlizenz hat er außerdem.

Trotz aller Erfolge gibt Tobias Brinkmann ohne Umschweife zu: „Mein Bruder Mathias ist der bessere Lehrer.“ Er habe sehr viel Feingefühl und einen sehr guten Draht zu den jungen Judoka. Eine Lektion, die er den Sieben- bis Elfjährigen an diesem Tag vermittelt: Der erste Griff geht ins Revers des Judoanzuges, wo die Hebelwirkung auf den Gegner am größten ist.

Auf der Matte hat’s gefunkt

Und weil bei Familie Brinkmann Judo nun mal an oberer Stelle steht, hat Tobias Brinkmann seine Freundin Daniela, wie sollte es auch anders sein, auf einem Wettkampf kennengelernt. „Eine andere käme für mich nicht in Frage“, sagt er. Während gewöhnliche Paare ihre Abende lümmelnd auf dem Sofa verbringen, gehen Tobias und Daniela auf die Judomatte – irgendwie ist das ja auch eine Form des Kuschelns.

Seit 1. Januar gibt es die Judoabteilung in Mühlhausen offiziell. Vorher war sie ein Teil des TSV Freystadt. „Es hat Probleme mit den Trainingszeiten gegeben“, fasst Abteilungsleiter Reiner Brinkmann die Verwerfungen zwischen Altverein und Judoabteilung zusammen.

Mit dem Neuanfang in Mühlhausen hat sich Brinkmann ein Ziel gesetzt: Jeder Judoka soll am Wettkampfbetrieb teilnehmen. In anderen Vereinen sei das nicht der Fall, nur zehn bis 15 Prozent meldeten sich für Wettbewerbe. „Das ist mir unerklärlich“, sagt er und wünscht sich künftig eine höhere Beteiligung.

Eine erste Bestandsaufnahme habe gezeigt, dass die Zahl der Mitglieder im ersten Halbjahr 2014 auf 38 angestiegen ist. Diese 38 Judokämpfer haben unter anderem an zehn Turnieren teilgenommen, dabei sind Titel als 3. Nordbayerischer und 5. Bayerischer Mannschaftsmeister herausgesprungen. Um das Wachstum der Abteilung weiter anzuregen, planen die Brinkmanns bereits einen Basis-Kurs für die ganz Kleinen.

Auch dieser Kurs wird beginnen und enden wie jeder andere: Mit Otagai ni rei, dem Gruß im Stehen. Abteilungsleiter Reiner Brinkmann trägt an Donnerstagen neuerdings ebenfalls einen Judoanzug mit weiß-gelbem Gürtel. Das ist die Konsequenz eines Versprechens, das er seinen Kindern gegeben hatte: Wenn ihr mit Judo anfangt, mache ich das auch.

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