Jurasteig Ultratrail: "Schlaf ist völlig überbewertet"

12.4.2017, 06:32 Uhr
Junut bedeutet: Einsamkeit. Jeder Teilnehmer kämpft gegen sich selbst, den inneren Schweinehund und den Schlaf.

Junut bedeutet: Einsamkeit. Jeder Teilnehmer kämpft gegen sich selbst, den inneren Schweinehund und den Schlaf.

Christian Salzinger stärkt sich an einem der Versorgungspunkte.

Christian Salzinger stärkt sich an einem der Versorgungspunkte.

Normalerweise braucht ein Wanderer gemütliche zwölf Tage, um den 239 Kilometer langen Jurasteig zu laufen. Normal, das ist beim Jurasteig Nonstop Ultratrail, kurz Junut, allerdings ein Fremdwort. Aus zwölf Tagen werden 54 Stunden. Maximum.

Der Rekord stammt aus dem Jahr 2014 und liegt bei 33 Stunden. Christian Salzinger ist dieser Zeit in diesem Jahr gefährlich nah gekommen. Allerdings auf der kurzen Distanz, dem Junut 170. Für den 45-jährigen Dietfurter war es die Premiere, nachdem er im vergangenen Jahr aufgrund eines Bandscheibenvorfalls kurzfristig abgesagt hatte.

Alle Bandscheiben heile

Und dieses Jahr? Alle Bandscheiben heile. Vorbereitet hat er sich mit Lauftraining, Fitnessstudio und Muskelaufbautraining. Vor zwei Wochen hat er sich schließlich bei einem 60Kilometer-Lauf in Kelheim warmgelaufen.

Mit dem Ergebnis: "Ich habe den Junut gefinisht", sagt Christian Salzinger nach dem Zieleinlauf überglücklich. Während der 170 Kilometer hat er kein Auge zubekommen, "Schlaf wird überbewertet", murmelt der völlig ausgelaugte Sportler.

Die Teilnahme am Junut sei für ihn eine Grenzerfahrung gewesen. Als er am Sonntag in Ziel (Kastl) ankommt, hat er mehr als vier Marathons am Stück hinter sich und 5400 Höhenmeter bergauf und bergab, auf schmalen Pfaden, über Stock und Stein, bei Tag und bei Nacht bewältigt.

Besonders groß war der Respekt vor der Nacht. "Man weiß ja nie, was passiert", erklärt er und ist froh, nicht über Wurzeln oder Wildschweine gestolpert zu sein. "Da geht einem viel durch den Kopf", beschreibt Salzinger die Gedanken in den Stunden, während er alleine durch Wälder und über Feldwege lief. Aber aufgeben war nicht drin, "obwohl meine Füße lange Zeit geschwollen waren".

Die grellgrüne Trophäe gibt es nur für jene, die den Junut absolvieren.

Die grellgrüne Trophäe gibt es nur für jene, die den Junut absolvieren. © Fotos: privat

Mit ihm gingen 115 Starter auf den Qualitäts-Rundwanderweg im Oberpfälzer Jura. Die Ultraläufer, unter denen es Wiederholungstäter gibt, kommen aus Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Belgien, Luxemburg, Norwegen und Dänemark. Trotzdem: Aufgrund der langen Distanz entzerrt sich das Feld und die meisten sind als absolute Einzelgänger unterwegs. Auch Christian Salzinger hatte die Hoffnung, vielleicht abschnittsweise mit anderen Teilnehmern laufen zu können. "Doch dazu muss das Tempo passen", weiß er.

Ganz allein ist niemand. Wie immer hat das Organisationsteam rund um Margot und Gerhard Börner für eine ausgeklügelte Logistik gesorgt. Die Läufer wurden entlang der Strecke an zwölf Versorgungspunkten betreut. Viele freiwillige Helfer packten mit an und durften auf die Unterstützung der örtlichen Vereine und Feuerwehren zählen.

34 warfen das Handtuch

Von 116 Startern absolvierten 49 die "kurze" Distanz von 170 Kilometern, 31 packten den vollen Junut. Das Handtuch warfen 34 Ultraläufer. Christian Salzinger, der Dietfurter mit der Startnummer 98, ist "fix und foxi", als er nach 35 Stunden und 20 Minuten ins Ziel kommt.

Nach über 35 Stunden Dauerlauf fehlen dann sogar dem ansonsten so aufgeweckten Dietfurter die passenden Worte. "Ich kann die vielen Eindrücke noch gar nicht richtig wiedergeben", sagt Salzinger, völlig ausgepowert. Den zuvor überbewerteten Schlaf wird er wenige Stunden später ganz schnell nachholen: Erst Montagmittag ist Christian Salzinger wieder erreichbar. "Vielleicht verlängere ich meinen Urlaub", sagt er.

 

Top 5 Junut 239: 1. Christoph Janthur 34:50, 2. Georg Kunzfeld 34:50, 3. Holger Boller 36:44, 4. Eckhardt Seher 38:51, 5. Thomas Nigg 41:02.

Top 5 Junut 170: 1. Tobias Krumm 21:12, 2. Michael Schmidt 21:25, 3. Jörg Burgstahler 23:22, 4. Gregor Endl 23:35, 5. Kathrin Schichtl 24:35, 38. Christian Salzinger 35:20.

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