Kanal-Sanierung ist teure Hausaufgabe

26.8.2014, 10:00 Uhr
Kanal-Sanierung ist teure Hausaufgabe

© Foto: Fritz Etzold

Kanal-Sanierung ist teure Hausaufgabe

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Kanal-Sanierung ist teure Hausaufgabe

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Wie in der Sommerpause eines Parlaments nicht anders zu erwarten, sind die Dinge bei genauerer Betrachtung erheblich komplizierter. Denn im wirklich ländlichen Raum zahlt der Freistaat noch Zuschüsse, in Städten über rund 20 000 Einwohnern gibt es nichts. Das trägt eben dem Umstand Rechnung, dass dort mehr Menschen als in Dörfern am Netz hängen. Man spricht hier von Einwohnergleichwerten.

Auf dem Misthaufen

Es ist aber auch so, dass in dem Flächenland Bayern viele Dörfer erst vor wenigen Jahren an eine Kläranlage angeschlossen wurden und die Kanäle deshalb noch relativ jung sind. Es besteht also noch nicht viel Sanierungsbedarf. Die Zeiten, als die Klo-Häuschen auf dem Misthaufen standen und später das Abwasser in Zwei-Kammer-Gruben mit Überlauf gesammelt und abgepumpt wurde, sind noch nicht so lange vorbei.

In der Stadt Neumarkt sind mittlerweile 99,5 Prozent der Häuser an die Kläranlage an der Schönmühle angeschlossen. Die Instandhaltung und Verbesserung des Kanalnetzes nimmt einen wichtigen Ausgabenposten im Haushalt ein. Zuschüsse gibt es keine.

Ernst Schmidt ist im Bauamt für diesen Bereich zuständig. Er erinnert sich, das die Kommune 2006 damit begann, das eigene Netz mit Kameras auf eventuelle Schäden zu untersuchen. Dafür wurden damals 200 000 Euro eingestellt. Mittlerweile hat sich die jährliche Investitionssumme auf eine halbe Million Euro erhöht. Tendenz steigend.

Dieses Geld wird für die Untersuchungen und die Reparatur mit dem Inliner-System gebraucht. Inliner wird die Auskleidung mit Kunststoff genannt. Mit Kunstharz getränkte Glasfaserschläuche werden in die Kanäle eingezogen und dann mittels UV-Strahlung ausgehärtet. So entsteht ein zweites Rohr im Rohr.

Begonnen wurde mit diesen Arbeiten im Süden der Stadt, in der Hasenheide. „Langsam arbeiten wir uns um die Stadt herum. Derzeit sind wir im Bereich Amberger Straße. Dann geht es rüber nach Holzheim, Rittershof und Woffenbach“, erklärt Schmidt.

Anlieger werden in der Stadt Neumarkt, die ihren Bürgern sonst gar nicht so ungern in die Taschen greift, dafür nicht heran gezogen. Sie haben ihren Beitrag schon mit den Abwassergebühren geleistet.

Abgestimmt wird das Vorgehen mit dem Generalentwässerungsplan. Inliner-Sanierungen machen nämlich nur dort Sinn, wo der Querschnitt der Rohre stimmt. Wenn davon auszugehen ist, dass der Durchmesser zu klein ist, um den Anforderungen des Klimawandels mit häufigeren Wolkenbrüchen gewachsen zu sein, werden bestehende Kanäle durch voluminösere Stauraumkanäle ersetzt. Dafür ist im Stadtetat jährlich eine Million Euro vorgesehen.

Noch 70 Prozent des Abwassersystems der Stadt Neumarkt funktioniert leidlich im Mischsystem, was an manchen Ecken unappetitliche Folgen hat (wir berichteten). Am System wird sich auch nichts gravierend ändern lassen, sagt Schmidt. Denn das bessere Trennsystem (in Haushaltsabwasser und Niederschlagswasser) klappt nur, wenn ein Vorfluter zur Verfügung steht. Doch Neumarkt liegt auf der europäischen Wasserscheide. Mangels Einzugsgebiet sind die wenigen Bäche eher Rinnsale.

Immerhin Pölling konnte dank des Maierbachs auf Trennsystem umgestellt werden, in der Hasenheide und im Industriegebiet Stauf-Süd dient der Alte Ludwigs-Kanal als Vorfluter. Allerdings forderte das Wasserwirtschaftsamt Regensburg hier Rückhaltebecken, damit die historische Wasserstraße nicht überläuft, wenn es wie aus Eimern schüttet.

Ein Politikum, weil der Hausbesitzer zahlen muss, waren und sind die Dichtigkeitsprüfungen, die das Tiefbauamt der Stadt für Hausanschlüsse fordert. Die wurden früher im Rhythmus von zehn Jahren verlangt. Inzwischen hat die Stadt die Bayerische Mustersatzung übernommen und will die Bestätigung der Dichtigkeit nur noch alle 20 Jahre sehen. In der Hasenheide, im Wasserschutzgebiet, bleibt es bei fünf Jahren. Doch trägt die Kommune hier die Mehrkosten für die Zwischenuntersuchungen.

Es wird teuer

Eine Dichtigkeitsprüfung verlange die Stadt auch schon bei jedem Neubau, sagt Schmidt. Das müssten übrigens alle machen, auch die Landkreisgemeinden. Doch das hat sich noch nicht überall herum gesprochen. Im Gegenteil wird gern den Neumarktern der Vorwurf der Kniefieselei gemacht.

Es kann aber auch ganz schön ins Geld gehen, wenn sich bei der Dichtigkeitsprüfung heraus stellt, dass der Hausanschluss raus und ersetzt werden muss, weil Wurzeln eingewachsen sind, oder sich Risse in den Rohren zeigen. Das gilt auch für Löcher oben, wo das Abwasser rein physikalisch eigentlich nicht hingelangen kann. Aber wenn es schüttet, wie am 2. August, dann bilden sich Rückstaus und die drücken unter Umständen das Schmutzwasser aus dem Rohr ins Erdreich. Das gefährdet das Grundwasser und die Gesundheit der Bevölkerung.

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