"Kein Freibrief für Glyphosat"

20.10.2017, 12:00 Uhr
Unkrautvernichter-Einsatz auf dem Feld.

© Fotolia Unkrautvernichter-Einsatz auf dem Feld.

Der BN reagiert damit auf kürzlich erfolgte Einlassungen des Europaabgeordneten Albert Deß, der hat sich zur Zulassung von Glyphosat durch die EU zu Wort gemeldet hatte. Deß setze sich "erfreulicherweise" dafür ein, dass "die Verwendung verschiedener Stoffe einer wissenschaftlichen Grundlage bedarf". Dem könne sich der BN nur anschließen.

Der Vorstand der Kreisgruppe, Alfons Greiner, ist aber äußerst verwundert, dass Deß anscheinend glaubt, die Wissenschaft hätte die Unbedenklichkeit dieses Spritzmittels erbracht. "In Wahrheit mussten die Befürworter von Glyphosat eine geradezu vernichtende Schlappe hinnehmen."

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) habe in den vergangenen Jahren viele Studien geprüft und bewertet. Nun sei publik geworden, dass die Behörde dabei Aussagen gemacht hat, die "grob falsch sein könnten" und von der Industrie abgeschrieben worden seien. Dem BfR sei von Fachstellen sogar "wissenschaftliche Fälschung" vorgeworfen worden (Professor Eberhard Greiser, Epidemiologe, Experte im Bundestagsausschuss für Landwirtschaft).

Gift für Pflanzen und Tiere

"Wir sind mit Herrn Deß einer Meinung, dass emotionsgetriebene und ideologisch geprägte Aussagen nicht zielführend sind", sagt Greiner. Der BN komme aber aus diesem Grund zu dem Ergebnis, dass Glyphosat nicht der harmlose Wirkstoff ist, als der er immer wieder hingestellt wird. "Dieses Gift tötet alle Pflanzen ab und damit wird jedes tierische Leben für Wochen und Monate unterbunden. Somit ist der Lebenszyklus sehr vieler Tiere soweit gestört, dass ein Fortbestehen an diesen Standorten auszuschließen ist." Hinzu komme, dass die Wissenschaft zweifelsfrei nachgewiesen habe, dass eine Ausbringung von Glyphost in der vom Gesetzgeber zulässigen Dosis für Frösche und Kröten tödlich verläuft. Auch unzählige Bakterien und Pilze seien diesem Gift ausgesetzt. "Wo sind die wissenschaftlichen Untersuchungen, wie Bakterien, Regenwürmer und die vielen Helfer für eine fruchtbare Ackerkrume auf den Stoff und seine Abbauprodukte reagieren?", fragt Greiner.

Das könne nicht alles mit Chemie korrigiert werden. Die Schöpfung beziehungsweise die Ökosysteme seien derart komplex, dass sie nicht mit ein paar Substanzen aus dem Chemiebaukasten ersetzt werden können. Greiner: "Der Tanz ums Goldene Kalb muss endlich aufhören – nicht nur nach den Vorstellungen des BN. Wer derzeit über die Felder wandert, kann immer wieder solche mit Glyphosat tot gespritzte Felder sehen. Nach Aussage von Experten erfolgen in Deutschland 68 Prozent des Glyphosateinsatzes nach der Ernte."

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