Keine Angst vor der Apokalypse

20.12.2012, 07:00 Uhr
Keine Angst vor der Apokalypse

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Die Neumarkter konnten sich bereits vor drei Jahren aus erster Hand informieren lassen, was nun genau passieren wird an diesem ominösen Tag im Dezember: Da war Erich von Däniken in der Jurastadt und referierte vor vollem Reitstadel über die „Götterdämmerung“. Bei ihm geht die Sache aber etwas anders aus: Er erwartet nicht den Untergang der Welt, sondern die Landung von Außerirdischen am Tag vor dem Heiligen Abend. Was für viele, sinnierte er seinerzeit, auch eine Art übertragener Weltuntergang sein würde.

Der Weltuntergang an sich hat Tradition: Rund 200 Jahre nach Christi Geburt war zum Beispiel Hippolyt von Rom der Überzeugung, die Erde sei 5500 vor Christus erschaffen worden und könne nur 6000 Jahre alt werden. Im Jahr 500 nach Christus rechnete er also mit der Apokalypse — wie wir heute wissen, zu Unrecht.

Fasten funktioniert

Dann wieder wurde das Ende der Welt auf September 1186 datiert. Der Papst ordnete daraufhin ein dreitägiges Fasten an – was anscheinend funktioniert hat, denn es passierte nichts und nach ein paar Jahren beruhigten sich die Gemüter wieder. Und der schottische Astronom Piazzi Smith glaubte tatsächlich, aus den Maßen der Pyramiden das Datum des Weltuntergangs berechnen zu können. Daraus schloss er, dass die Welt allerspätestens im Jahr 1960 untergeht.

Früher glaubten viele Menschen an apokalyptische Prophezeiungen – heute, da mal wieder ein Weltuntergang bevorsteht, tun das immer noch genügend. Der Chinese Liu Qiyan zum Beispiel baut kleine runde Archen Noah, die auch schwimmen können. Eine Frau aus Berlin ist der Überzeugung, Informationen über das nahende Ende der Welt aus dem kollektiven Unterbewusstsein erhalten zu haben und lädt alle Menschen dazu ein, ihrer Rede an jenem Tag zu lauschen: Ihre Anweisungen würden die Welt retten. Und besonders in Teilen der USA herrscht derartige Hysterie, dass schon über 1000 Briefe bei der Nasa eingegangen sein sollen.

Viele Neumarkter können über solche Fantasien nur den Kopf schütteln. „Der größte Schmarrn aller Zeiten“, sagt der 74-jährige Johann Gumler. Die 15-jährige Schülerin Janina dagegen ist noch unsicher, wie sie zugibt. „Eigentlich glaube ich nicht wirklich daran. Aber meine Mutter bunkert schon Essen.“ Sorgen macht sich auch die Uroma der zwölfjährigen Anna-Lena. „Sie hat ganz viele Sachen eingekauft. Drei Einkaufswägen voll“, sagt die Schülerin und muss lachen. „Nichts ist unmöglich“, findet die 52-jährige Roswitha Meier. „Trotzdem glaube ich nicht, dass am Freitag die Welt untergeht.“ Auch der 16-jährige Christian glaubt nicht an den Weltuntergang. „Aber der Vater eines Freundes meinte spaßeshalber, wenn die Welt untergeht, setzt er sich in seinen Weinkeller und trinkt alle teuren Weine aus.“

Was viele nicht wissen: Die Maya haben keineswegs das Ende der Welt vorausgesagt. Tatsächlich ist für sie am 21. Dezember nur ein einzelner Zeitabschnitt zu Ende. Danach folgt die Ära der „Fünften Sonne“. Nach Ansicht der Maya ist das der Tag der Ankunft des Gottes Bolon Yokte, Gott der Schöpfung und des Krieges. Von dramatischen Umbrüchen oder Weltuntergängen also keine Spur – ganz im Gegenteil: Die Maya wollten ihr Land mit der 1300 Jahre alten Inschrift lediglich auf die Rückkehr vorbereiten, damit ihre Nachfahren dem Gott gute Gastgeber sind.

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