Keine Lust auf halbes Leben im Baucontainer

5.3.2015, 16:27 Uhr
Schattenseiten des Bauarbeiterberufs: "Auf Montage" in provisorischen Unterkünften fernab der Familie..

© colourbox.com Schattenseiten des Bauarbeiterberufs: "Auf Montage" in provisorischen Unterkünften fernab der Familie..

Die Arbeitslosenquote liegt im Landkreis zwischen 1,8 Prozent im Sommer und aktuell 2,9 Prozent in den Wintermonaten. Alle ausbildungsfähigen Jugendlichen finden den Weg in Ausbildungsverhältnisse und anschließend in zukunftssichernde Beschäftigung.

Doch es gibt auch Schattenseiten; Nach Aussagen von Kreisrat Michael Meyer aus Pilsach findet die Bauwirtschaft in der Region auf dem heimischen Arbeitsmarkt längst nicht mehr die erforderlichen Auszubildenden und Fachkräfte. Zudem seien viele Mitarbeiter am Bau im Gegensatz zu vorhergehenden Generationen nicht mehr bereit, die ganze Woche fernab ihrer Familien in Baucontainern zu leben, das Aufwachsen der eigenen Kinder nur am Rande zu erleben und darüber hinaus den Bestand ihrer Familien und Beziehungen zu gefährden.

Diese massiven Schwierigkeiten müssten durch höhere Auslösezahlungen und Vergütung der Fahrtzeit zu und von den Baustellen angegangen werden, so Meyer.

Eine weitere Forderung: Es müsse in der Arbeitsverwaltung intensiver gearbeitet werden, um von den derzeit nahezu 500 Flüchtlingen im Landkreis möglichst viele in den regionalen Arbeitsmarkt zu holen. Im Handwerk und in der Pflege herrsche akuter Arbeitskräftebedarf.

Allerdings, so Gewerkschafter Meyer, sollen das ordentliche Arbeitsverhältnisse mit Tarifentlohnung sein, denn die zugewanderten Mitarbeiter sollen durch Arbeit ihr eigenes Leben finanzieren sowie Steuern und Sozialversicherungsbeiträge bezahlen.

Fraktionsvorsitzender Helmut Himmler berichtete über die zunehmende soziale Spaltung im Land, die sich im neuen Armutsbericht des Paritätischen Wohlverbandes bestätigt habe. Demnach stieg die „Armutsquote“ im Jahr 2013 auf den Höchststand von 15,5 Prozent, das seien 12,5 Millionen Menschen in Deutschland. In Bayern liege die Armutsquote bei 11,3 und in der Region Regensburg-Neumarkt bei 11,7 Prozent der Bevölkerung.

An den Rand gedrängt

Die Berger Kreisrätin Erna Späth sagte, dass insbesondere Alleinerziehende mit ihren Kindern und immer mehr Rentner arm seien und damit von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen seien.

Durch das bevorstehende Absenken des Rentenniveaus werde ein immer größerer Teil der Ruheständler so geringe Renten erhalten, so dass sie über die Grundsicherung aus Steuergeldern unterstützt werden müssen.

Dem Land und auch dem Landkreis drohe nach den Worten von Barbara Schierl eine schlimme Altersarmut zahlreicher Menschen, obwohl sie ein Leben lang gearbeitet haben.

Dirk Lippmann, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag, nannte gute und hohe Tariflöhne als zentrale Zukunftsfrage der Arbeitnehmer im Landkreis. Anständige und auskömmliche Löhne seien regionale Kaufkraft zur Intensivierung der Wirtschaft und nur mit guten Löhnen könne die private Altersvorsorge zur Ergänzung der gesetzlichen Rente finanziert werden.

Allerdings sei das nur durch gut organisierte Arbeitnehmervertretungen möglich, denn nur Stärke bedeute eine gleichwertige Partnerschaft mit den Arbeitgebern.

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