Kerstin Wolters machte Station im Kloster Seligenporten

Kerstin Wolters

Online-Redaktion

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9.8.2017, 22:54 Uhr
Kerstin Wolters machte Station im Kloster Seligenporten

© Kerstin Wolters

Vorwärts die Rösser traben, kein Horn schmettert und stört die Ruhe. Ich fahre - ja, tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben - mit einer Kutsche. Neben mir auf dem Kutschbock sitzt Toni Bauer, hält Leinen und Peitsche locker in den Händen. Der Mann weiß, was er tut. An zwei Weltmeisterschaften in England und den Niederlanden im Vierergespannfahren hat der 61-Jährige teilgenommen, auch wenn das eine Weile her ist. "Ich habe damals mit Prinz Philip in Ascot ein bisschen Smalltalk gemacht", erinnert sich Bauer.


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Sieben Pferde nennt Toni Bauer sein eigen, 50 insgesamt - zum Teil Schul- zum Teil Pensionspferde - sind in den Ställen des Klosters Seligenporten untergebracht. Das leerstehende Hauptgebäude des Klosters haben seine Eltern 1969 gekauft - für 130.000 Mark. "Im ganzen Haus gab es keine Heizung, eine Badewanne, zwei Toiletten, vielleicht fünf Wasserhähne. Das wollte damals keiner haben", erzählt Toni Bauer. Alle Nebengebäude und die Stallungen haben die Bauers erst in folgenden Jahren errichtet. Dass das Ensemble aussieht, als würde es schon immer zum Kloster gehören, macht Toni Bauer besonders stolz. Die Pferde bestimmen heute nur noch zur Hälfte sein Leben. Die andere - und auch sein Herz - gehören der Gastronomie.

Wirt durch und durch

Einen Biergarten und ein im ehemaligen Speisesaal des Klosters untergebrachtes Restaurant betreibt Bauer, Wirt durch und durch. Aber wenn mal Not am Mann ist, zum Beispiel Sonntagmittags, packt er als Kellner auch mit an. "Den Gästen ist der direkte Kontakt zum Wirt wichtig", glaubt Bauer. Dass sie wegen der hohen Personalkosten, die Öffnungszeiten verkürzen mussten, bedauert Toni Baur sehr. "Ich kenne das so, dass eine Wirtschaft morgens aufsperrt und abends absperrt."

Jetzt ist unter der Woche ab 16 Uhr geöffnet und nur am Wochenende ganztags. Montag und Dienstag sind Ruhetage. Toni Bauer wohnt mit seiner Mutter, seiner Tochter, Enkeltochter und Urenkelin unter einem Dach.

Platz genug haben die fünf Generationen - auch wenn noch 24 Fremdenzimmer vermietet werden: Jede der dreieinhalb Etagen des Haupthauses hat 500 Quadratmeter. Noch immer bildet Toni Bauer Wagenpferde aus, so wie die beiden Dreijährigen, Balazzo und Imperial, die in einen leichten Galopp fallen. Nichts ruckelt, nichts schaukelt, ich sitze sehr bequem, lasse mir den Wind ins Gesicht wehen und genieße den Blick über den Seligenportener Weiher. Es ist ein erhabenes Gefühl so weit oben, ein bisschen über den Dingen, zu sitzen und das rhythmische Klappern der Hufeisen zu hören. Kutsche fahren ist eine äußerst angenehme Art der Fortbewegung. Ich glaube, im nächsten Leben werde ich Gespannreporter.

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