Kinderstuben für Insekten im Schulhof

26.7.2015, 10:29 Uhr
Kinderstuben für Insekten im Schulhof

© Fotos: privat

Kinderstuben für Insekten im Schulhof

Am Anfang stand die Idee von Schulleiter Thomas Mayr, Hilfen für Insekten im Schulbereich zu erstellen, vor allem für die Insekten, die bei der Bestäubung wichtige Dienste leisten und dafür sorgen, dass Obst und Gemüse reifen, aber auch die Blumenwelt befruchten. Er wandte sich an Alfons Greiner vom Bund Naturschutz, mit dem er schon in der Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet hatte.

Beide waren sich schnell einig, dass jede Klasse „ihr“ Insektenhaus bekommen sollte. Und auch die Befüllung und Betreuung ist künftig Aufgabe der jeweiligen Klasse. Nachdem alle Materialien besorgt waren, schleiften, bohrten, schraubten und werkelten die Schüler der Klasse 4 b zwei Schultage lang unter der sachkundigen Anleitung von Alfons Greiner. Unterstützt wurden die fleißigen Handwerker noch von drei FOS-Praktikanten, Förderlehrerin Ottilie Fuchs und Thomas Mayr.

Über die Pfingstferien hatten die Schüler die Aufgabe erhalten, das Material für die Befüllung zu sammeln. Dabei wurden auch die neuesten Erkenntnisse aus der Gartenbau-Abteilung des Landratsamtes mit einbezogen. Und dann war es so weit: jede Klasse durfte sich auf dem Schulgelände einen passenden Platz für ihr Insektenhaus aussuchen. Wichtig: die Ausrichtung des Insektenhotels nach Süden oder Südosten, denn dies sind die bevorzugten Anflugsrichtungen der Hummeln und Wildbienen.

Bewohner beobachten

Neben dieser praktischen Arbeit erhielt jede Klasse auch noch eine Einführung zum Thema Nutzinsekten. Die Kinder können jetzt im Laufe der Zeit hautnah beobachten, wer alles in so ein Insektenhaus einzieht und es als Brutstätte nutzt. Insektenhäuser, oft auch als Insektenhotels bezeichnet, sind in erster Linie keine Wohnquartiere für Wildbienen, sondern ihre Kinderstube. Sie sind nützliche und leicht zu beobachtende Tiere und sind mit ihrer faszinierenden Lebensweise geeignet, sowohl Kinder als auch Erwachsene für die Natur zu begeistern und für die Naturbeobachtung zu gewinnen. Somit wird auch der Schulhof zu einem sinnvollen Standort für Insektenhotels.

Sie sind aber dennoch nur ein bescheidener Beitrag des Menschen, Strukturen zu schaffen, die in der Natur nicht mehr ausreichend vorhanden sind. Und da die einzelnen Wildbienenarten unterschiedlichste Ansprüche an ihre Kinderstube stellen, werden die Insektenhotels auch mit einer Vielzahl an Materialien gefüllt.

Wildbienen sind im Gegensatz zur Honigbiene keine staatenbildenden Insekten, sondern Einzelgänger. Jede Biene und Hummel ist nur für ihre eigenen Eier verantwortlich. Die Kinderstube ist meistens eine Röhre, die von den einzelnen Arten unterschiedlich präpariert, der Mensch würde sagen eingerichtet, wird. Neben dem Ei kommt noch Pollen und Nektar in die Höhle, die danach verschlossen wird.

Die Wildbienen sind relativ ungefährlich. Sie stechen so gut wie nie und auch dann ist ihr Stich wesentlich weniger schmerzhaft als bei einer Honigbiene oder Wespe. Kinder können also bei Wildbienen ihren Forscherdrang so richtig ausleben.

Aber was nützt letztendlich einer Wildbiene der Wohnraum, wenn der Nachwuchs nicht genügend Nahrung findet? Die Pflanzen, die den Tieren geeigneten Pollen und Nektar bieten, müssen ebenso vorhanden sein. Viele der im Gartenkatalog so wunderschön abgebildeten gefüllten Blumen geben den Wildbienen keine Nahrung. Wichtig ist ein artenreiches Angebot an Blühpflanzen über die gesamte Vegetationsperiode hinweg.

Wer sich jetzt auch an den Bau eines Insektenhotels wagen will oder im Garten mehr Pflanzen für Wildbienen anbieten will, kann sich an den Bund Naturschutz, Kreisgruppe Neumarkt wenden. Hier gibt es in Kürze eine Bauanleitung und eine Liste mit „bienenfreundlichen“ Pflanzen. BN, Bockwirtsgasse 2, * 21578, neumarkt@bund-naturschutz.de

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