Klare Absage an Strom aus Braunkohle

6.7.2015, 13:40 Uhr
Klare Absage an Strom aus Braunkohle

© Fotos: Helmut Fügl

Nach den jüngsten Koalitionsgesprächen in Berlin wären jetzt, wie berichtet, die mittlere Oberpfalz um Weiden und Schwandorf — vorbei an Regensburg betroffen.

Der Trassenkonflikt, der Kampf gegen die drohenden Monstertrassen, fand in Unterölsbach seine zweite Aufführung. Zwar mit nicht mehr so vielen Besuchern wie zuvor, nicht mehr so lautstark und wild entschlossen, sondern friedlich und sichtbar emotionsarm. Die SCO-Turnhalle am Barstenweg war zwar wieder voll belegt, diesmal aber ohne Plakatträger — die Poster hingen dafür deutlich einsehbar an der Wand.

Die rund 200 „Protestierer“ kamen vor allem zum Besuch einer Informationsveranstaltung mit Professor Christian von Hirschhausen von der TU Berlin. Er, der sich selbst als Gegner der Süd-Ost HGÜ bekannte, referierte über die „Energiewende und die Berechnungen zur behaupteten Notwendigkeit neuer Stromtrassen“.

Der Gast aus der Hauptstadt, er wurde von „Trassenwahn“-Sprecherin Daniela Wehner und Bürgermeister Helmut Himmler begrüßt, zeigte sich keineswegs als wortgewaltiger Stimmungsmacher gegen die Netzbetreiber. Diesen Part übernahm eher die BI-Sprecherin Wehner, während Bergs Bürgermeister Helmut Himmler in ebenso deutlicher Weise über Einwände, Widerstand und Stand der Dinge aus Sicht der Gemeinde- und Regionalpolitik informierte.

Hirschhausen, weltweit anerkannter Experte und Fachmann für Energiefragen von der Technischen Universität Berlin, beeindruckte mit klar definierten Erklärungen, die fraglos nach neuesten Forschungen und Erkenntnissen begründet, allerdings aufgrund ihrer Fachbezogenheit nicht immer für alle Anwesenden verständlich waren. Christian von Hirschhausens eindeutiges Credo: Braunkohlestrom-Trassen und damit Stromüberschuss sind wirtschaftlich nicht notwendig. Sie schaden vielmehr den energiepolitischen Zielen Bayerns.

Klare Absage an Strom aus Braunkohle

Keine Zweifel hat der Wissenschaftler darüber, „dass die Energiewende für uns alle eine gute Sache ist, weil damit eine neue, saubere Energie befürwortet wird“.

Hirschhausen: „Wir müssen die Energiewende ohne die Kohle realisieren.“ Es sei wesentlich günstiger, in erneuerbaren Strom zu investieren als in Braunkohle. Nicht den Strommangel bezeichnet er als das kommende künftige Problem, die größten Sorgen hat er beim Rückbau der Atomkraftwerke, vor allem bei der Endlagerung des Atommülls. Der werde schon seit vielen Jahrzehnten in „Schuhkartons“ in den Atomkraftwerken gelagert. „Weil man nicht weiß, wohin damit.“ Die Atomfrage werde mit Sicherheit die größte ungelöste Angelegenheit bleiben und „ wohl nicht vor Mitte des 22. Jahrhunderts, wenn überhaupt, zu lösen sein“.

Stromversorgung kein Problem

Ganz im Gegensatz zur Stromversorgung, die für Süddeutschland, speziell für Bayern, kein Problem werden dürfte. Und dazu seien weder Kohlestrom noch neue Monstertrassen notwendig. Zuvor meinte ein sehr skeptischer Helmut Himmler: „Die Entscheidung über einen Korridor D durch Ober- und Mittelfranken, den Landkreis Neumarkt und weiter bis Schwaben ist trotzdem nicht passe. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen.“ Denn: „Es geht doch vor allem um gigantische Geschäfte für die Finanzwirtschaft, da wird noch mit sehr harten Bandagen gekämpft. Die von den Investoren garantierte Kapitalrendite von 9,05 Prozent wird letztlich einzig von uns, vom Stromverbraucher, finanziert.“

Himmlers Appell: „Noch gar nichts ist vom Tisch, lasst euch nicht täuschen. Jeder Stromverbraucher in diesem Land wird diese Rechnung bezahlen.“ Und: „Glaubt nur nicht, dass man die Trassenfrage vergessen kann. Wir wissen nicht, was in vier Monaten noch alles vorkommen wird, für das Kapital sind die Monstertrassen schlicht und einfach dringend notwendig, für uns — wie es von Hirschhausen klar feststellte — nicht.“

Laut Himmler müssen sich die Oberpfälzer „ auf einen langen, harten Prozess einstellen“. „Wackersdorf war gestern, jetzt kommen wir“, so ein deutlicher Hinweis auf einem großen Plakat in der Turnhalle. Und auch daran ließ man keine Zweifel: Solidarität mit Trassengegnern aus der übrigen Oberpfalz – vor allem aus der Region um Schwandorf und Wackersdorf — ist für alle eine Selbstverständlichkeit.

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