Kleine (T)Raumwelten in der Klostergasse

23.2.2018, 18:00 Uhr
Kleine (T)Raumwelten in der Klostergasse

© Günter Distler

So belebt war die von Leerstand gebeutelte Klostergasse schon lange nicht mehr: Architekt Johannes Berschneider musste sich auf der kleinen Bühne mitten auf dem Boulevard ohne Mikro gegen die hellen Stimmen der Schülerscharen Gehör verschaffen – um den Zweitklässlern und Abiturienten zu sagen, wie "spektakulär und toll" er ihre Kreativität findet. Die haben die 500 Neumarkter Pennäler ausgelebt, indem sie Norm-Schuhkartons mit ihren jugendlichen Fantasien zu ihren Traum-Räumen gefüllt haben.

Kleine (T)Raumwelten in der Klostergasse

© Foto: Günter Distler

Durch Gruppenarbeiten oder im Alleingang sind insgesamt 360 Modelle entstanden, die außen exakt die gleichen Abmessungen und das weiße Karton-Kleid haben. Innen allerdings haben die Nachwuchs-Hobby-Architekten alle Materialien, Formen, Farben und Gestaltungselemente ausgeschöpft.

Als Zwischennutz eines ehemaligen Textilgeschäftes reihen sich nun in Schaufenstern und ehemaligen Warenregalen die fantastischen Miniwelten aneinander — nicht amateurhaft gestapelt, sondern von Experten des Museums Lothar Fischer professionell gehängt.

Initiator Berschneider ist es gelungen, Schüler und Kunstpädagogen aller Schularten zu mobilisieren: Bei den Exponaten sind das Ostendorfer Gymnasium, das Willibald-Gluck-Gymnasium, die Lebenshilfe, die Theo-Betz-Schule, die Bräugassen-Schule und die Mittelschule West vertreten.

Architektur im Lehrplan

Über die niedrige Hemmschwelle für jugendliche Kreativität freute sich Katharina Matzig von der mitveranstaltenden Bayerischen Architektenkammer. Stolz berichtete sie, dass Bayern eines der wenigen Bundesländer sei, in denen das Leitthema Architektur regelmäßig in den schulischen Lehrplänen vorkommt. Sie verschwieg nicht, dass die Neumarkter Schuhkarton-Aktion auf eine ähnliche Ausstellung im Amberger Luftmuseum zurückgeht.

Kleine (T)Raumwelten in der Klostergasse

© Foto: Günter Distler

Leicht bizarre Akzente im Publikum setzten die Mitglieder der Kunst-Schüler-Avantgarde "Additum" des Ostendorfer Gymnasiums: Sie trugen selbst gebastelte Hüte, die das Thema Baukunst sehr individuell variieren. Beim Hundertwasser-Turm auf dem Kopf darf der Wind allerdings nicht allzu stark sein. Der Chor der Theo-Betz-Schule ließ ein selbst komponiertes Architekturlied erklingen, während innen im Ausstellungsraum Brezen, Leberkäs und Salami in Gebäudeform gereicht wurden.

Ein "Hund" ist er

Auch OB Thomas Thumann hat sich durch die eisigen Temperaturen nicht abhalten lassen, seine warme Amtsstube in Sichtweite zu verlassen: Die Belebung der Klostergasse sei eine "ganz tolle Maßnahme".

Kleine (T)Raumwelten in der Klostergasse

© Foto: Günter Distler

Da musste Stararchitekt Berschneider schon schmunzeln, als er vom Dialog zweier älterer Damen vor dem Schaufenster hörte: Ja, der Berschneider sei schon ein "Hund"; ihm falle gerade nichts mehr ein. Deshalb habe er jetzt die Schüler arbeiten lassen. Und die Ideen der Kinder und Jugendlichen werde er jetzt sicher gewinnbringend ausschlachten.

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