Kreativer Karfreitag mit Klapperkiste

19.4.2014, 16:00 Uhr
Kreativer Karfreitag mit Klapperkiste

© Horst Linke

 

  Man kennt es ja von Silvester her: Je lauter der Krach, umso begeisterter sind die jungen Leute bei der Sache. Und so drehen die Ministranten am Mariahilfberg auch im Nieselregen mit Inbrunst an der Kurbel, die die drei Kanthölzer im Kasten über eine Nockenwelle zum „Ratschen“ bringt. Da ist die Wallfahrtskirche allerdings schon fast voll besetzt: Viele Gläubige sind wenige Minuten zuvor, den Kreuzweg betend, die 365 Stufen vom Kloster St. Josef herauf gekommen.

Kreativer Karfreitag mit Klapperkiste

© Horst Linke

Weil in katholischen Regionen an Karfreitag und Karsamstag die Kirchenglocken – und mancherorts sogar die Kirchenorgeln – schweigen, rufen an beiden Tagen die Karfreitagsratschen die Gläubigen zu den Gottesdiensten und Gebeten. Zu Herkommen und Hintergründen gibt es diverse Deutungen. So nimmt man an, dass hier die älteste Form der Liturgie, als es noch keine Glocken gab, „durchklingt“. Andere wieder meinen, das Geklappere symbolisiere den Lärm bei der Verhaftung Jesus am Ölberg.

Oder dass die Glocken aus Scham oder Pietät bis zur Osternacht still stehen. Das machen sie übrigens auch in den evangelischen Kirchen. Die wohl schönste Legende meint zu wissen, dass die Glocken jedes Jahr an Karfreitag nach Rom fliegen, von wo sie erst in der Osternacht zurückkehren. Hier springen in Neumarkt die von den Ministranten gedrehten Ratschen als Ersatz für das Geläut ein.

Den Brauch gibt es in allen möglichen Abwandlungen. So fahren in Hohenfels Mädchen und Burschen an Karfreitag mit fahrbaren Ratschen durch den Ort. Die einrädige „Karre“ hat eine gerippte Achse, an der die sechs senkrecht angebrachten Holzstreben schnalzen. Macht bergab einen herrlichen Lärm.

Schweißtuch der Veronika

Kreativer Karfreitag mit Klapperkiste

© Horst Linke

Etwas ruhiger, aber nicht weniger kreativ ging es am gestrigen Vormittag im Keller des Neumarkter Johanneszentums zu. Im Jugendheim der Pfarrei St. Johannes gestalteten 24 Kinder der ersten bis vierten Klasse zwölf Stationen des Kreuzwegs, den sie dann im Anschluss in der Stadtpfarrkirche aufbauten, um ihn mit ihren Familien zu beten.

Diakon Peter Heyd und 14 Jugendlichen aus der Pfarrei, die die Kinder dabei unterstützen, ließen ihnen genug Freiraum für eigene Ideen bei der Umsetzung. Eine Gruppe malte das Schweißtuch der Veronika auf einen dünnen Stoff. Eine andere schlug Nägel in ein Kreuz und band daran mit einem Wollfaden die Silhouette des gekreuzigten Jesus.

Kreativer Karfreitag mit Klapperkiste

© Horst Linke

Mit beschrifteten Taschentüchern gestalteten Grundschüler die Station mit den weinenden Frauen. Die Verurteilung Christi führten einige Grundschüler in Form eines Theaterstücks auf. Zwei Gruppen malten; die eine die Begegnung mit Maria, die andere verzierte Steine für die letzte Station, das Grab.

Die Stationen wurden danach in St. Johannes als Kreuzweg platziert. Vom Mittelgang über die Stufen hoch zum Altar bis zum Kreuz. Dazu kamen noch Gegenstände wie die Dornenkronen oder die Würfel der römischen Soldaten, zu denen die Kinder in der Kirche Texte vortrugen.

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