"Kunst ist ansteckend"

12.8.2014, 06:00 Uhr

© Herbaty

„Independent – Gang of Art“ lautete das Motto heuer. Initiator Michael Königer hatte acht weitere Künstler zusammengetrommelt und dabei auf eine Mischung aus „alten Hasen“ und Gastkünstlern gesetzt, die zum ersten Mal teilnahmen. Das Ergebnis sprach für sich – und begeisterte auch Landrat Willibald Gailler. Er war beeindruckt nicht nur davon, was in den vergangenen Wochen entstanden war, sondern auch davon, was sich in den vergangenen Jahrzehnten künstlerisch und kulturell in Mühlhausen entwickelt hatte. Sein Fazit: „Kunst ist ansteckend.“

„Schon so etwas wie ein Lebenswerk“ – so charakterisierte Michael Königer, der das Symposium 2003 aus der Taufe gehoben hatte, im Rückblick die Veranstaltungsreihe: Schließlich habe er die vergangenen elf Jahre und damit ein Drittel seiner künstlerischen Schaffenszeit mit der Kunst am Kanal zu tun gehabt. Das Symposium sieht er nach wie vor als Möglichkeit, Künstlern aus der Region eine Bühne zu verschaffen. Der Erfolg gibt ihm dabei recht: „Das 7. Symposium war wirklich der Knaller. Es sind großartige Arbeiten entstanden, das zeigt, dass die Chemie gestimmt hat.“ Mit den Worten „Ich bin stolz darauf, mit euch gearbeitet zu haben“, bedankte er sich bei seinen Mitstreitern.

Erstmals stellten die Künstler ihre Arbeiten dem Publikum nicht an den endgültigen Standorten vor, sondern direkt am Klenze-Bau. Bildhauer Michael Lynderup hatte eine Hommage an den verstorbenen Künstler Bernhard Maria Fuchs geschaffen. Seine Skulptur zeigt den früheren Symposiums-Teilnehmer in der Badewanne sitzend. Stephan Fürbachers „Z-Dame“ ist ein Brunnen in Form einer knienden Frau. Auf Kufen balancierend trägt sie das Wasserbecken auf ihren Schultern und bildet frontal gesehen ein „A“ und im Profil ein „Z“.

Verborgene Strukturen

Nach dem Motto „Harte Schale, weicher Kern“ war Günter Gi! Schinns an sein Material herangegangen. Die aus zwei Stelen bestehende Lichtskulptur des jungen Riedenburger Bildhauers spielt mit den Oberflächen des rohen und bearbeiteten Steins. Dabei fängt und bündelt die hintere Stele das Licht, beleuchtet die Spirale im vorderen Stein und zeigt so sonst dem Blick verborgene Strukturen.

Michael Königer hatte sich 2012 die Vergänglichkeit als Thema für die kommenden zehn Jahre gesucht. Auch sein diesjähriger Symposiumsbeitrag beschäftigt sich mit der filigranen Existenz. Die Skulptur mit fein herausgearbeiteten Knochenstrukturen wird ihren Platz am Anfang des Skulpturenpfads finden.

Eugenia FI Zipf, drittes Mitglied des „Schmalen Grats“ um Königer und zum dritten Mal dabei, hatte die Teilnehmer und Stimmungen während der Arbeitswochen in vielen Zeichnungen eingefangen. „14 Tage Waschtag“ hatte Anneliese Baumann vom Kunstkreis Jura während des Symposiums: Die Neumarkter Filzkünstlerin hatte sich vorgenommen, eine ganze Wäscheleine vor dem Schleusenhaus mit ihren Arbeiten zu füllen. Sie fand den Kontrast ihrer Arbeitsweise zum lauten Handwerk der Bildhauer besonders spannend.

Rauchbrandkeramik präsentierte ihre Kunstkreis-Kollegin Karin Rösner. Dieses komplex zu bearbeitende Material wirkt nach dem Brand wie Marmor oder Stein. In den vier in Mühlhausen entstandenen Arbeiten befasste sie sich mit der Verbindung der Materialien Ton und Stein. Der Fotograf Felix Röser, der unter anderem im „Geo“-Magazin veröffentlicht hat, dokumentierte seit dem 2. August die Veranstaltung. Eine Auswahl seiner eindrucksvollen Schwarzweißaufnahmen der Künstler bei der Arbeit war am Samstag ebenfalls zu sehen.

Zahlreiche Sponsoren haben das Symposium unterstützt. Als Hauptsponsoren treten dabei seit Jahren die Metzgerei Walk, die Bäckerei Plank und die Brauerei Bender mit Familie Atzler auf. Das Engagement dieser „lebenswichtigen“ Sponsoren würdigte Königer mit Kunstwerken: Die drei Familien erhielten Skulpturen, die das alte Mühlhausener Thema der Läuferin zum Gegenstand hatten.

Neuer Ort für Kultur

Positive Nachrichten zu Kunst und Kultur in Mühlhausen hatte Bürgermeister Martin Hundsdorfer. Die Gemeinde hat das Schleusenhaus sowie 350 Quadratmeter Grund vom Wasserwirtschaftsamt erworben und wird dort verstärkt kulturelle Aktionen unterstützen. Das nächste „kleine“ Symposium wird in Kombination mit Kabarettveranstaltungen über ganz Mühlhausen verteilt stattfinden. Das Mühlhausener Symposium hat mittlerweile eine Schwesterveranstaltung in Lauchheim. Die Ergebnisse des dortigen Symposiums werden die erste Sonderausstellung zur Wiedereröffnung des Sulzbürger Landl-Museums bilden.

Ein Tauschgeschäft Kunst gegen Kunst hatten Michael Königer und Lizzy Aumeier gemacht: Die Kabarettistin trat für steinernes Honorar bei der Finissage auf. Als „Super-Lizzy“ flog sie durch die Weltgeschichte und ließ dabei – tatkräftig unterstützt von Tatjana Schapiro – kein Ziel aus. Politiker und Prominenz, Veganer und andere Berufsbetroffene bekamen ebenso ihr Fett weg wie Männer und Frauen an sich.

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