Land unter: Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun

12.6.2018, 12:36 Uhr
Im Auge des Sturms: So sah es am Montagnachmittag über Neumarkt aus.

© Wolfgang Fellner Im Auge des Sturms: So sah es am Montagnachmittag über Neumarkt aus.

Die Feuerwehr musste in Neumarkt zahlreiche vollgelaufene Keller leer pumpen, in denen das Wasser bis zu 30 Zentimeter hoch stand. Betroffen waren Hausbesitzer in Woffenbach, Stauf, in der Weiherstraße, am Föhrenweg und in der Mooswiese. An der Kreuzung Münchener Ring/Rittershofer Straße stürzte ein Baum um und behinderte den Verkehr, bis ihn die Feuerwehr weggeräumt hatte. Zum Glück kam dort niemand zu Schaden.

Auch zahlreiche Straßen, etwa die Pelchenhofener Straße in Neumarkt, aber auch  im Landkreis, zum Beispiel in Forst, wurden überflutet und waren kaum mehr befahrbar, weil das Wasser in Fontänen aus den Gullis schoss und die Fahrbahnen in einen See verwandelte.  Im Neubaugebiet in Reichertshofen spülte das Wasser die Erde über die Straße. Auch viele Gräben konnten die Wassermassen nicht mehr fassen und traten über die Ufer. In einigen Orten fiel der Fernsehempfang zeitweise aus.

Besonders betroffen waren die Gemeinden Postbauer-Heng und Kemnath, wo schon am späten Montagnachmittag dicke Hagelkörner runterkamen und ebenfalls die Keller vollliefen. Auch in Berg hagelte es, allerdings waren hier die Körner nur ein paar Millimeter dick, so dass es  keine Schäden gab. „Das war schon das dritte Unwetter in Kemnath innerhalb kürzester Zeit“, sagt Gottfried Meier aus Pyrbaum, der während des Unwetters bei seiner Tochter in Kemnath war. Er berichtet, dass die Bewohner versuchten, ihre Autos mit Decken vor dem Hagel zu schützen.

Nach dem dritten folgenreichen Unwetter innerhalb von nicht einmal zwei Wochen liegen bei einigen Hausbewohnern in Postbauer-Heng die Nerven blank. Bürgermeister Horst Kratzer kann – wenn auch nicht jeden Vorwurf – aber zumindest den Ärger der Geschädigten verstehen: "Unsere Aufgabe besteht nun darin, den Hochwasserschutz voranzutreiben."

Offenbar sei die Kanalisation in Heng doch sehr veraltet und nicht mehr zeitgemäß, wettert ein Bürger am Sonntag auf der Facebook-Seite des Bürgermeisters. "Ich habe jetzt das zweite Mal innerhalb von neun Tagen den Keller und auch die Schnauze voll."

Am Samstag hatte ein kurzer, aber sehr heftiger Starkregen Straßen und Keller in Heng überschwemmt und zudem den Siegenbach in Kemnath extrem anschwellen lassen. Die Feuerwehren der Gemeinde Postbauer-Heng und aus den Nachbarorten hatten alle Hände voll zu tun, um dem Hochwasser Herr zu werden. So pumpte die FFW Pyrbaum zum Beispiel den Rathauskeller aus.

Der Bauhof hat hier gestern Nachmittag vorsorglich die Kellertüren mit Sandsäcken gesichert. Denn die Wetterprognose war alarmierend: "Bis zu 70 Liter pro Quadratmeter können uns blühen", sagte Bürgermeister Horst Kratzer.

Am frühen Abend zeigte das Wetter ein weiteres Gesicht: Hagelkörner, groß wie Pralinen, fielen vom Himmel und prasselten auf die Häuserdächer. Autofahrer mussten am Straßenrand Halt machen, die Sicht war gleich Null, die Sorge um Dellen im Blech groß. Es folgte Regen, der beispielsweise den Netto-Parkplatz im Centrum überschwemmte.

Investitionen in Millionenhöhe

Land unter: Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun

© Anthony Eddy

Was zumindest gegen Starkregen helfen würde, sind "Investitionen in Millionenhöhe", die die Gemeinde in den nächsten Jahren beim Hochwasserschutz in die Hand nehmen wird, erklärt Bürgermeister Kratzer.

In Alt-Heng, ein Schwerpunkt bei den jüngsten Überflutungen, werde der Querschnitt des Kanals vergrößert und weitere Rückhaltungen eingebaut. "Vor der Deckenerneuerung der Neumarkter Straße im nächsten Jahr muss dies erledigt sein." Dann soll das Wasser in den Bereich "Talwiese" abfließen, wo weitere Rückhaltemaßnahmen getroffen würden.

Zweiter Schwerpunkt ist Kemnath mit dem Siegenbach, wo man sich noch mit Schrecken an das katastrophale Hochwasser von 1985 erinnert.

Deshalb müsse in dem Ortsteil, aber auch weiter oben im Centrum des Hauptortes ebenfalls der Kanal angepasst und entlang der Centrumsstraße eine umfangreiche Rückhaltung eingebaut werden, so Kratzer. Mit dem Ziel, dass das Kanalwasser gedrosselt und verzögert in Richtung Siegenbach läuft.

Die Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser der vergangenen 30 Jahren hätten in Kemnath am Samstag aber funktioniert, versichert er. Zwei überschwemmte Wiesen und einige wenige nasse Keller, da hätte der überaus heftige Starkregen in Kemnath weit mehr anrichten können.

Gegen den Vorwurf, die Neubaugebiete der vergangenen Jahre seien zusätzlich an den 50 Jahre alten Kanal angeschlossen worden, verwehrt sich der Bürgermeister. "Die Situation beispielsweise im Gebiet Am Schwall bis rüber zur Bayernstraße, in der ich wohne, hat mit dem Anschluss von Neubaugebieten wenig zu tun. Von denen sind in den vergangenen zehn Jahren alle im Trennsystem angelegt worden." Das heißt: Kanalwasser und Oberflächenwasser/Regenwasser haben voneinander unabhängige Rohre.

Rückstauklappen helfen

Kratzers Tipp: "Die meisten Wasserschäden in den Wohngebieten ließen sich durch intakte und gut gewartete Rückstauklappen verhindern." Die seien zwar beim Bau neuerer Häuser vorgeschrieben, viele Bürger hätten ältere Wohngebäude damit aber noch nicht nachgerüstet. "Die Klappen funktionieren gut. Ich selber habe welche im Haus. In meinem Keller war es trocken und bei meinen beiden Nachbarn war es nass."

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