Landl-Historie liebevoll und modern verpackt

23.8.2015, 19:04 Uhr
Landl-Historie liebevoll und modern verpackt

© Hauke Höpcke

Die Schulbänke stehen dort als seien die Kinder gerade erst in die große Pause gegangen. „Damit können wir auch noch rechnen“, sagt eine Frau zu ihrer Begleiterin, zeigt auf den großen Abakus neben der Tafel und geht hinüber in die Schneiderwerkstatt. „Leben und Arbeiten“ ist der zweite Stock gewidmet. Sauber aufgeräumt präsentiert er verschieden Abschnitte des ländlichen Lebens, wie die gute Stube, das Schlafzimmer - mit Strohbetten, die Küche und verschiedene Werkstätten. Mittels Touchscreens haben die Besucher Zugriff auf die Datenbanken und Grafiken zur Ausstellung.

Das ist durchweg verständlich und hat manchen Aha-Effekt. Im Falle des Zahnarztbohrers ist eher ein Aua-Effekt, wenn man das mit Pedal angetrieben Gerät anschaut, freut man sich die „guten alten Zeiten“ hinter sich gelassen zu haben.

„In Sulzbürg haben wir unsere eigene Ansprüche, was die Kultur angeht“, sagt Bürgermeister Martin Hundsdorfer bei der Eröffnung, zu der auch Staatssekretär Albert Füracker und stellvertretender Landrat Helmut Himmler als Ehrengäste gekommen waren. Vor fünf Jahren haben die Mitglieder des Museumsvereins die ehemalige evangelische Schule ausgeräumt, anschließend begannen die umfassenden Sanierungen, bei den sie handfest anpackten.. Denn das Haus war in einem sehr schlechten Zustand, das Erdgeschoss feucht, durch die Dachziegel wehte im Winter der Schnee und das Zwischengeschoss besaß keine Heizung.

Rund 1,5 Millionen Euro kostet das neue Landlmuseum. „Eine Punktlandung“, so Hundsdorfer. Eine Million Euro entfallen auf das Gebäude. 200 000 Euro auf die Innenausstattung und für die Außenanlagen sind 300 000 Euro eingeplant. Die Förderquote liegt bei 60 Prozent.

Die Sanierung lag in den Händen des Architekturbüros Berschneider + Berschneider aus Pilsach. Nicht nru das mueseum auch die Architektur dient der Erinnerung, sagte Johannes Berschneider. Deshalb habe man darauf geachtet, dass das alte Schulgebäude sein Gesicht behalte.

Das begeistert auch Eva Wappler-Birner, die Tochter des Museumsgründers Kurt Wappler. Die seit den 50er Jahren anwachsende Sammlung von Alltagsgegenständen hat sie seit früher Kindheit begleitet. „Es ist faszinierend, wie an den Türstöcken die alten Strukturen erhalten geblieben sind und trotzdem ganz neues entstand.“

Für Ludwig Schiller, dritter Museumsleiter nach Friedhelm Kurz, ist die Arbeit nach den anstrengenden Jahren längst nicht vorbei. Schließlich ist im ersten Stock, wo das neue Herzstück „Migration eine Aufgabe für Jahrhunderte“ zeigen soll, wie über sieben jahrhunderte in Sulzbürg mit Katholiken, Protestanten, Exulanten, Juden, Heimatvertriebene und in jüngster Zeit Muslimen verschieden Kulturen und Religionen friedlich zusammengelebt haben, erst vorige Woche der Schreiner fertig geworden. Die Vitrinen und Schubladen sind noch leer. Und anschließend wartet noch das Archiv auf seine Aufarbeitung. „Mein zweites Zuhause“, wie Schiller sagt.

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