Lukrative Solaranlage startet kurz vor Stichtag

31.7.2014, 11:00 Uhr
Lukrative Solaranlage startet kurz vor Stichtag

© Foto: Hubert Bösl

Auf einer 2300 Quadratmeter großen Dachfläche des städtischen Bauhofes am Berliner Ring montieren gerade Handwerker die letzten Solarmodule des kommunalen Öko-Stromerzeugers mit einer Leistung von 353 Kilowatt/p. Die 580 000 Euro teure Anlage soll pro Jahr rund 320 000 Kilowatt/Stunden Strom erzeugen. Nach Angaben von Oberbürgermeister Thomas Thumann will der Bauhof etwa 13 Prozent des Stromes selbst verbrauchen und damit seine Stromkosten um 30 Prozent senken. Die Stadt erwarte eine jährliche Einspeisevergütung von 43 000 Euro.

Laut OB wird die neue Photovoltaik-Anlage noch in dieser Woche und somit vor dem 1. August in Betrieb gehen. An diesem Tag tritt das in Berlin überarbeitete Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft. Dieses sieht unter anderem vor, dass die Erzeuger von selbst verbrauchtem Strom auf diesen EEG-Abgabe zahlen müssen. Dies gelte aber nicht für die neue Bauhof-Solaranlage, so Thumann. Der eingespeiste Strom werde nach dem alten EEG abgerechnet. Die Vergütung ist für 20 Jahre garantiert und bewirkt, dass sich die Investition nach etwa 15 Jahren bezahlt mache.

„Richtig gutes Geschäft“

Stadtbaumeister Matthias Seemann rechnete vor, dass die Anlage nach der Abschreibung bis zu insgesamt 30 Jahre lang Strom produzieren könne und am Ende ein „richtig gutes Geschäft“ darstelle. Alles in allem sei auf Bauhofdächern eine Solarleistung von 908 Kilowatt/p installiert. Der Stadtbaumeister versicherte, dass bereits alle technischen Vorkehrungen getroffen worden seien, um neue, wirtschaftliche Speichermedien anzuschließen. Seemann: „Wenn man den Eigenverbrauch erhöht, dann lässt sich die Rendite verbessern.“

Der Stadtbaumeister und der OB übten in diesem Zusammenhang deutliche Kritik an der kommenden „Eigenverbrauchssteuer“. Das Stadtoberhaupt bezeichnete sie als den „verkehrten Weg“, denn die Energiewende sei ja gerade dadurch gekennzeichnet, dass der Strom dezentral erzeugt und auch verbraucht werden soll. Für Matthias Seemann ist die finanzielle Belastung des selbstverbrauchten Stromes „kontraproduktiv“ und entbehre nicht einer gewissen Ironie: Genauso gut könne man eigenerzeugtes Gemüse oder selbst hergestellte Kleidung besteuern.

Tatsache ist, dass die Stadt Neumarkt mit dem Bauhofprojekt erst einmal die letzte eigene Solaranlage verwirklicht; weitere Sonnenstrom-Vorhaben seien zunächst nicht geplant. Der OB begründete dies auch mit den Unsicherheiten, die sich aus künftigen Änderungen des EEG noch ergeben könnten. Gleichzeitig schloss er aber kommunale Investitionen in Solarprojekte trotz der prekären Wirtschaftlichkeit nicht aus. Anders als kommerzielle Investoren werde die Stadt Neumarkt mit Blick auf nachhaltige und klimaschützerische Ziele sicher „nicht den letzten Cent pro Kilowatt/Stunde“ ausrechnen.

Zehn Millionen Kilowatt/Stunden

Die Stadt Neumarkt sei angesichts des 23. Platzes bei der Deutschen Solar-Meisterschaft unter 269 mittelgroßen Kommunen bundesweit „nicht schlecht aufgestellt“, so OB Thumann. Die Stadt Neumarkt habe inzwischen einen durchaus bedeutenden Beitrag zur Energiewende geleistet. Von 2000 bis Ende 2013 sind nach städtischen Angaben in Neumarkt insgesamt 717 Photovoltaik-Anlagen mit einer installierten Leistung von fast 14 000 Kilowatt/p in Betrieb genommen worden. Diese hätten in den Jahren rund zehn Millionen Kilowatt/ Stunden Strom geliefert. Der Oberbürgermeister ist überzeugt, dass seit dem Jahreswechsel angesichts der bevorstehenden Kürzung der Einspeisevergütung zahlreiche Anlagen hinzugekommen sind.

Planer der neuen Bauhof-Solaranlage am Berliner Ring war der Neumarkter Energie-Unternehmensberater Paul Hollfelder. Nach einer EU-weiten Ausschreibung bekam ein inländischer Solarzellen-Hersteller den Zuschlag.

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