Magische Momente im Reitstadel

25.3.2017, 11:12 Uhr
Magische Momente im Reitstadel

© Foto: Martin Herbaty

Die zur Einleitung erläuterte Zweiteilung war nicht nur ein Verweis auf die Nummer "Ein bissl fürs Hirn und ein bissl fürs Herz" aus "Mozart!", sondern auch Beispiel für das Geplänkel, das sich die Darsteller zur Begeisterung des Publikums nicht nur zwischen, sondern auch während der Stücke lieferten. Das Spiel mit den Befindlichkeiten auf und hinter der Bühne gehörte schon zum Auftakt: Espen Nowacki versuchte als Conferencier eine stimmungsvolle Ansage, während um ihn das Chaos tobte, bevor der Abend mit "All That Jazz" richtig losging.

Espen Nowacki, der die Idee zu "Musical Moments" 2008 hatte, als er spontan eine Alternative für eine ausgefallene Kabarettaufführung improvisierte, hatte wieder stimm- und tanzkräftige Mitstreiter mitgebracht. Neben Stefanie Kock, Nadine Hammer und Zoltan Tombor wirbelten diesmal Dominik Halamek, Christine Weidner, Lina Hampel und Anna Thorèn über die Bühne.

Blitzschnell wechselten die Kostüme – und auch die Stimmungen: Wurde es beim Phantom der Oper zum Mitweinen tragisch und bei "Lass jetzt los" aus der "Eiskönigin" entschlossen optimistisch, mischten Zoltan Tombor und Espen Nowacki als Jake und Elwood Blues mit "Soul Man" das Publikum auf. Das war bei "Minnie the Moocher" dann direkt gefragt. Für "Everybody needs somebody" war zwar nicht wie im Film die komplette Illinois State Police erschienen, dafür erhielten die Blues Brothers auf der Bühne Unterstützung von leichtgeschürzten Polizistinnen und einigen Sträflingen.

Klar: "Cats", "Evita" oder "Tanz der Vampire" dürfen an so einem Abend nicht fehlen. Aber Dramen und große Gefühle sind nicht alles. So stürmten nach der melodramatischen Vampirnummer "Ewigkeit" dunkle Gestalten die Bühne und lieferten – Untote unter sich – die Tanznummer zum von Zoltan Tombor geschmetterten "Thriller". Und bisweilen will es auch ganz einfach albern sein. Bei der Reise in den Wilden Westen darf Pocahontas erst ihren Verehrer John Smith schelten.

Aber dann steht plötzlich Winnetouch daneben, und es geht dahin, "Wo Schoschonen schön wohnen", und wo dann auch Westerngrieche Dimitri und Schurke Santa Maria aus dem "Schuh des Manitu" beim Ballett der Indianer und Saloongirls vorbeischauen.

Die direkte Interaktion mit dem Publikum gehört bei den "Musical Moments" dazu: Schon bei "Herr im Haus" aus "Les Miserables" musste sich der eine oder andere Zuschauer der vom Koch und seinen Spießgesellen angebotenen Spezialitäten erwehren. Zoltan Tombor holte sich eine Zuschauerin auf die Bühne, um sie für sein Solo aus der West Side Story als "Maria" anzusingen.

Stärker gefordert war der "Patient", den sich Espen Nowacki für seinen Auftritt als sadistischer Zahnarzt aus "Der kleine Horrorladen" auf den Behandlungsstuhl holte. Von Sisis Weltschmerz aus "Elisabeth" ging es mit "We will rock you" auf Anschlag und das Publikum kam voll in Schwung. "Time of My Life" aus "Dirty Dancing" — die legendäre Szene als kunstvoll verstolperte Tanznummer inszeniert.

Dann aber waren wieder alle gefragt: Beim "Wickie Wockie Boogie" aus dem Kindermusical "Ritter Roland" tanzten der Saal – und beim Udo-Jürgens-Medley von "Griechischer Wein" bis "Ich war noch niemals in New York" sang jeder mit. Einen grandiosen Schlusspunkt setzten die Abba-Hits aus "Mamma Mia". Das Neumarkter Publikum wollte es deshalb nicht bei "Thank You for the Music" bewenden lassen, sondern forderte lautstark eine Zugabe.

So schickten die Darsteller ihre Zuhörer mit "Jeder Abschied ist ein kleines Sterben" und "Heute beginnt der Rest Deines Lebens" auf den Heimweg.

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